Sitzen deine Sensoren richtig?
Kameras und Radar, Ultraschall und Laser: In einem modernen Auto gibt es viele Sensoren. Doch was, wenn einer nicht ordentlich funktioniert?

Moderne Autos sind mit diversen Systemen ausgestattet, die dir – im wahrsten Sinne des Wortes – unter die Arme greifen. Manche sind so konzipiert, dass sie z. B. in brenzligen Situationen Unterstützung bieten, andere sind vor allem dafür da, dir die Fahrt angenehmer zu gestalten.
Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, an dem ich zum ersten Mal das Notfall-Spurhalteassistenzsystem 'kennenlernte'. Mit etwa 90 km/h auf der Landstraße bahnte ich mir meinen Weg durch eine lauschig-grüne südsteirische Landschaft. Mir war nicht bewusst, dass das Fahrassistenzsystem schon längst die Kontrolle übernommen hatte – bis ich in eine Kurve einfuhr. Prompt justierte der Wagen nach, das Lenkrad ruckelte und ich erschrak für einen Moment. Aber: Nun war ich wieder in der Spur (ganz interessantes Wortspiel eigentlich).
Auch im Notfall unterstützt dich das Fahrzeug, etwa durch das Notbremsassistenzsystem. Über Messfühler, sogenannte Sensoren, erkennt das Auto, wie nah es an das vordere Fahrzeug auffährt. Wird der Abstand zu gering, hält die Technik dagegen und sendet automatisch eine Warnung. Wenn du hinter dem Lenkrad nicht reagierst, leitet das Fahrzeug selbstständig die Notbremsung ein.
Was aber, wenn die Sensoren aufgrund eines Schadens nicht mehr richtig funktionieren? Dann kommt ein spezielles Kalibrier-Tool in der Kfz-Werkstatt zum Einsatz.
Wenn die Kamera nicht in der richtigen Position in der Scheibe verankert ist, kann es sein, dass die Systeme nicht mehr exakt funktionieren.
Wann ist eine Kalibrierung der Autosensoren sinnvoll?
ÖAMTC-Techniker Christian Klejna erklärt: "Nach Reparaturen sollt man prüfen lassen, ob die Sensoren der Fahrassistenzsysteme neu kalibriert werden müssen. Denn wenn die Kamera nicht in der richtigen Position in der Scheibe verankert ist – etwa nach einem Schaden – kann es sein, dass die Systeme nicht mehr exakt funktionieren. Verlässt man sich dann auf die im Fahrzeug integrierte Technik, kann das zu einer fehlerhaften Erkennung von Objekten vor dem Auto und dadurch zu gefährlichen Situationen führen."
Das gilt auch für vermeintlich 'harmlose' Auffahrunfälle. Denn nicht immer ist eine Veränderung nach so einem Unfall sichtbar zu erkennen.
Wann ist das sinnvoll?
- Nach einem Windschutzscheibentausch
- Nach Reparaturen an der Karosserie
- Nach Auffahrunfällen



Wie funktioniert das "Kalibrier-Tool"?
Behandeln wir erst einmal die Basics:
In Fahrzeugen mit modernen Fahrassistenzsystemen laufen in den Steuergeräten "die Fäden zusammen".
"Das Steuergerät ist im Fahrzeuginneren verbaut. Es hat die Aufgabe, das jeweilige Fahrassistenzsystem zu regulieren. Im Steuergerät kommen die jeweiligen Signale der Sensoren und Bedienelemente zusammen, werden ausgewertet und führen letztendlich zu Aktionen – wie z. B. einer Notbremsung", erklärt mir Christian. "Die Signale empfängt das Auto über Kamera- und Radar-Sensoren, die an diversen Stellen rund um das Auto positioniert sind."
Nun zur Kalibrierung der Systeme:
Diese erfolgt mittels eines speziell entwickelten Geräts. Christian: "Das Auto wird vor der Kalibrierung rund um – also 365 Grad – mit Kalibrieraufsätzen und Spezialwerkzeugen versehen. Dann wird als erstes die Achsgeometrie geprüft. Die Hinterachse ist die spurführende Achse, daher wird das Kalibrier-Tool auf diese ausgerichtet." Mit etwa 20 Kalibriertafeln können die Sensoren dann ausgerichtet werden. Christian ergänzt: "Damit richtig kalibriert werden kann, sind die 'Muster' auf den Tafeln mit den jeweiligen Vorgaben der Fahrzeughersteller hinterlegt."
Innerhalb des Fahrzeuges wird im Steuergerät dann das 'Gutbild' mit dem 'Ist-Bild' verglichen und digital übereinandergelegt. Wenn eine leichte Verschiebung stattfindet, wird gegengerechnet und direkt nachjustiert.
"Zuerst wird der Kamera-, dann der Radarsensor eingestellt. Die Radarsensoren, die beispielsweise den Tempomaten und Notbremsassistenten betreffen, werden mit einem speziellen Radar-Reflektor kalibriert. Um die seitlichen Sensoren zu kalibrieren, kommen zusätzlich zu den Kalibriertafeln auch Teppiche zum Einsatz", führt der Profi aus.
Wichtig für die Kalibrierung ist, dass das Auto ausreichend Platz hat. An einigen ÖAMTC-Stützpunkten haben wir bereits solche Kalibrierplätze geschaffen.



- Die Kamera- und Radarsensoren sind an diversen Stellen rund um das Auto positioniert, © ÖAMTC/Bauer
- Mit etwa 20 Kalibriertafeln werden die Systeme ausgerichtet, © ÖAMTC/Bauer
- Im Steuergerät wird das 'Gutbild' mit dem 'Ist-Bild' verglichen. Wenn eine leichte Verschiebung stattfindet, wird gegengerechnet und direkt nachjustiert, © ÖAMTC

Autor:in
Wenn sie nicht gerade für den ÖAMTC-Blog Geschichten recherchiert oder Content kreiert, ist Sandra Schmid (she/her) Teil des Teams der ÖAMTC-Öffentlichkeitsarbeit. Ihre freie Zeit verbringt sie besonders gerne „leidend“ im Crossfit-Gym, staunend in Wiens Programmkinos oder mit Büchern in der Natur. Sie besitzt zwar kein eigenes Auto, dafür aber ein Oldtimer Rabeneick-Fahrrad.
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