Family Business
Wie die Geschwister Verena und Christoph ihre Leidenschaft fürs Retten leben – und manchmal sogar gemeinsam im Einsatz stehen.

Im Rettungsdienst zählt jede Sekunde – doch hinter jeder Alarmierung stehen Menschen mit Erfahrung, Empathie und Hingabe. Verena und Christoph aus Kitzbühel verbindet mehr als nur der Wille zu helfen. Die beiden Geschwister haben unabhängig voneinander zum Rettungsdienst gefunden. Heute begegnen sie sich manchmal – am Einsatzort, am Funk oder beim Lernen.
Zwei Wege, ein Ziel
Verena kam während der Corona-Zeit zum ersten Mal ernsthaft mit dem Rettungswesen in Berührung. „Ich habe mir sehr viel Zeit gelassen, ob das wirklich etwas für mich ist“, erzählt sie. Der Austausch mit Christoph, der damals bereits Notfallsanitäter war, half ihr bei der Entscheidung. Nach der Matura begann sie ein Freiwilliges Sozialjahr beim Roten Kreuz – und blieb. Heute ist sie hauptberuflich in der Bezirksstelle Kitzbühel tätig.
Christophs Weg begann früher – über die Bergrettung Jochberg. Dort entdeckte er seine Begeisterung für medizinische Einsätze. „Gespräche mit Freunden, die schon beim Roten Kreuz waren, haben mir die Richtung gewiesen“, sagt er. Nach dem ersten Reinschnuppern folgten die Ausbildung zum Rettungssanitäter, dann zum Notfallsanitäter, und schließlich der Schritt zur Flugrettung. Heute ist er Flugretter beim Christophorus 4, dem Notarzthubschrauber der ÖAMTC-Flugrettung in Kitzbühel.

„Wir haben sogar gemeinsam gelernt“
Was beide verbindet, ist nicht nur die Herkunft – sondern der gegenseitige Antrieb. Verena steckt gerade mitten in der Ausbildung zur Notfallsanitäterin. „Wir haben viel gemeinsam gelernt“, erzählt sie. Christoph, der die Ausbildung selbst schon absolviert hat, unterstützte sie dabei.
Trotzdem sehen sich die beiden bei Einsätzen selten – aber: „Ich frag' manchmal nach, wann Christoph fliegt“, sagt Verena. Christoph macht es genauso. Und wenn es klappt, freut man sich doppelt: „Wir wissen, dass wir uns im Einsatz gut ergänzen.“
„Wir tauschen uns regelmäßig aus. Man lernt nie aus, und man lernt auch immer voneinander.“
Vertraute Stimme
Ein gemeinsamer Einsatz ist beiden besonders im Gedächtnis geblieben: Eine drohende Geburt mitten in der Nacht. „Wir waren als Team gefordert“, erinnert sich Christoph. Verena erzählt auch gerne über ihren ersten Einsatz als Einsatzfahrerin, bei dem sie am Funk die Stimme ihres Bruders aus dem Hubschrauber hörte. „Als wir uns dann tatsächlich am Einsatzort gegenüberstanden, mussten wir beide schmunzeln.“
Zwei Perspektiven, ein Verständnis
Verena schätzt die Selbstständigkeit im bodengebundenen Rettungsdienst: „Ich kenne mein Einsatzgebiet in- und auswendig, viele Entscheidungen treffen wir direkt vor Ort.“ Dass die Zusammenarbeit mit anderen Blaulichtorganisationen gut funktioniert, gehört für sie dazu – besonders in schwierigen Situationen.
Christoph arbeitet als Teil einer Crew – mit Notärzt:in und Pilot:in. „Als Flugretter musst du in vielen Bereichen sattelfest sein – Cockpitassistenz, Notfallmedizin, Bergetechnik.“ Entscheidungen trifft man gemeinsam – der Ablauf ist präzise, das Zusammenspiel essenziell.
Man kann sich immer etwas vom anderen abschauen – unabhängig davon, wer mehr Erfahrung hat.
Reden hilft – nicht nur am Funk
Nach belastenden Einsätzen sprechen die beiden oft miteinander – nicht nur im Dienst, sondern auch privat. „Es geht ums Verarbeiten, aber auch ums Lernen“, sagt Verena. „Jede Sichtweise erweitert die eigene.“ Christoph ergänzt: „Manchmal reicht ein kurzer Austausch, damit Dinge leichter werden.“

Für andere da sein – aus Überzeugung
Verena und Christoph leben das, was man gemeinhin „Berufung“ nennt. „Menschen zu helfen – egal in welcher Situation – ist das, was zählt“, sagen sie. Das Umfeld reagiert mit Respekt und Anerkennung. „Viele sagen, sie könnten das nicht – aber wir könnten nicht anders.“
Und wie geht’s weiter? Für beide ist klar: „Wir bleiben dabei – weil man in diesem Beruf nie auslernt.“