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Antwerpen, Stadt der Mode

Ein Spaziergang unserer Reise-Expertin auf den Spuren der Antwerpen Six.

Reiseblog: Antwerpen Yvette Polasek

Antwerpen, die Heimatstadt der legendären Antwerpen Six, der Crème de la Crème der flämischen Modeszene, bringt alljährlich junge, begabte Designer:innen hervor. Einer der Gründe, die modeinteressierte Menschen an die Schelde lockt.

Antwerpen VistFlanders
Antwerpen / Grote Markt, © VistFlanders

Innovativ und ikonisch

Eine nachtblaue Robe von Dries van Noten umschmiegte Cate Blanchett, als sie 2008 hochschwanger den Oskar für ihre Rolle in 'Blue Jasmine' entgegennahm; Kim Cattralls Augen wurden von einer Tim van Steenbergen Sonnenbrille geschützt, als sie in 'Sex and the City 2' durch die Wüste ritt; Und auch Michelle Obama hatte Haute Couture von Dries van Noten im Gepäck, als sie ihren Ehemann zum Staatsbesuch nach Indien begleitete. Dies alles weiß Mieke, Mitarbeiterin des Tourist Office, zu berichten, als sie mich zu einer kleinen Shoppingtour durch Antwerpen begleitet. Natürlich mit hochhackigen Schuhen von Virginie Morobé, in denen sie flott durch die Straßen der zweitgrößten flämischen Metropole voraneilt. Einer Stadt, in der Mode mehr ist, als nur gutaussehende, trendige Kleidung. "Es ist ein Lebensstil", erklärt sie und hält kurz vor der Auslage des Ambiorix in der Leopoldstraat 14, wo man bequeme, echt belgische Herrenschuhe erstehen kann.

Walter van Beirendonck und Yvette Polasek in der Königlichen Akademie für Schöne Künste  Polasek Yvette

Modisch ist für Antwerpen aber nicht der treffende Begriff. Innovativ, dem Zeitgeist nahe, ikonisch trifft es eher. Wen wundert’s, ist die Stadt an der Schelde doch Heimatstadt der berüchtigten 'Antwerp Six', die den Mode-Hipp Ende der 80-er Jahre losgetreten und Antwerpen in Modefragen auf Weltniveau gehoben haben. Damals entschlossen sich sechs aufstrebende Absolvent:innen der Antwerpener Königlichen Akademie für Schöne Künste - Ann Demeulemeester, Walter van Beirendonck, Dries van Noten, Dirk van Saene, Dirk Bikkembergs und Marina Yee - die Laufstege dieser Welt zu erobern und machten sich in einer Nacht und Nebel-Aktion auf nach London. Ihr Traum wurde wahr und seitdem zieht die Modemetropole junge, talentierte Couturiers, Designer:innen und Schmuckgestalter:innen aus aller Welt an. Dies merkt man auch an der Dichte der hippen Boutiquen, die neben den großen Modehäusern, tonangebenden Concept Stores und beliebten Pop-up Läden überall in der Stadt zu finden sind.

Modepaleis in Antwerpen Polasek Yvette

"Um in die Antwerpener Modeszene einzutauchen und sich einen authentischen Einblick zu verschaffen, eignet sich der tägliche 1,5-stündige MoMu Fashion Walk, während dessen man von Guides des MoMu (ModeMuseum Antwerpen) an Orte entführt wird, welche die hiesige Modeszene geprägt haben", erzählt Mieke und lenkt mich Richtung Nationalstraat. Die perfekte Adresse für Schnäppchenjäger:innen und Modebewusste. Hier sind sowohl 'Labels Inc.', die perfekte Adresse für alle die belgische Designer:innen-Mode der vergangenen Saisonen zu erschwinglichen Preisen suchen, als auch das 'Modepaleis', der Flagship-Store der internationalen Mode-Ikone Dries van Noten, angesiedelt. Abgehoben und arrogant, ausgrenzend wie Design-Boutiquen eben oft sind, habe ich mich gefragt? Im Gegenteil. Hier geht man einfach rein, wird angelächelt und kann sich völlig ungezwungen ein Bild davon machen, in welche Richtung die diesjährige Mode geht. Flämische Lockerheit und Gastfreundschaft werden hier großgeschrieben – so wie man das in der ganzen Stadt verspürt.

Das Modeherz

Nur einige Schritte entfernt befindet sich das Modemuseum, sozusagen das Modeherz Antwerpens. Dort wird die Geschichte der Mode erzählt – und das stets neu, mithilfe von zwei Ausstellungen pro Jahr. Heuer sind es – aktuell gerade zu Ende gegangen – die geometrischen Designentwürfe und Kleiderkreationen der aus Antwerpen stammenden avantgardistischen Künstlerin IO Van Oostveldt, die selbst an der Königlichen Akademie für Schöne Künste studierte. Ab Oktober 2023 folgt die Ausstellung 'Echo. Umhüllt von Erinnerung', eine Show, die die intime Verbindung zwischen Kleidung und emotionalen Erinnerungen durch die Linse dreier Künstlerinnen (Louise Bourgeois, Simone Rocha und Anne Teresa De Keersmaeker) aufzeigt.

Abschlusskollekton von Flora Miranda  Polasek Yvette

Im MuMo ist aber auch ein Teil der weltberühmten Modeakademie untergebracht. Da ist es nicht verwunderlich, hier stets angehenden Talenten zu begegnen, zu denen vor rund zehn Jahren auch die Salzburgerin Flora Seierl zählte, die sich selbst Flora Miranda nennt. Mit einem Abschluss an der Royal Academy of Fine Arts in der Tasche startetet die Jung-Designerin aus Salzburg-Aigen, deren Abschlusskollektion damals vom digital bedruckten und handbemalten Leder, kombiniert mit Elastikbändern und Lichtfasern, geprägt war, mit einem Job bei der niederländischen Designerin Iris Van Herben. Heute vertreibt sie eigene Kreationen, die einen Bogen zwischen Kunst und Technologie schlagen und die man in der Oostenstraat kennenlernen kann.

Designerin Flora Miranda Polasek Yvette

Und was hat Flora Miranda an die Schelde verschlagen? Warum nicht Paris oder Mailand? "Ich habe immer schon eine Sympathie für die Beneluxstaaten empfunden und wollte auch dieselbe Luft wie die alten Meister Vermeer, Van Eyck und Rubens, die ich absolut liebe, einatmen. Deshalb fiel meine Wahl auf Antwerpen und die Royal Academy of Fine Arts, als ich mich für einen Ausbildungsweg entscheiden musste", erklärt Flora ihre Leidenschaft für die Heimat der Antwerp Six enthusiastisch. "In Antwerpen habe ich mich seit Beginn zu Hause gefühlt und habe die Stadt sofort in mein Herz geschlossen, obwohl ich in den ersten Jahren mein Atelier nicht oft verlassen habe," erzählt Flora Miranda. "Die Stadt ist sehr offen und international. Zugleich ist sie aber gemütlich, ruhig und langsam – mit einem Hang zum Schrägen."

Antwerpen ist inspirierend

Wir machen als nächstes einen Spaziergang über den Grote Markt mit dem Antwerpener Rathaus und seinen prächtigen Zunfthäusern; das weltbekannte Diamantenviertel nahe dem Hauptbahnhof, der von der amerikanischen Zeitschrift Newsweek zu einem der schönsten Bahnhöfe gekürt worden ist und den die Antwerpener:innen liebevoll "ihre Eisenbahn-Kathedrale" nennen; sowie die Einkaufsstraße Meir, an deren Ende der Boerentoren aus dem Jahre 1932 steht, angeblich der erste Wolkenkratzer Europas. Absolut empfehlenswert.

Wer Inspiration in Bezug auf Mode, Innendesign oder für die ‚schönen Dinge des Lebens‘ sucht, ist in Antwerpen richtig.
Mieke, Mitarbeiterin des Antwerpen Tourist Office
Chocolatiers Dominique Personne Polasek Yvette

"Wer Inspiration in Bezug auf Mode, Innendesign oder für die ‚schönen Dinge des Lebens‘ sucht, ist in Antwerpen richtig", meint auch Mieke. "Egal, ob im Rubenshaus, im Modemuseum oder in einem der rund 2.500 Lokale bei einem Kriek, dem typisch flämischen Kirschbier." Dass das stimmt, beweisen auch die fantasievollen Kreationen des weltberühmten Chocolatiers Dominique Personne, die in 'The Chocolate Line“ am Meir ausgestellt sind. Seit seiner legendären Erfindung für die Rolling Stones, dem Chocolate Shooter, kennen den Schokolade-Künstler die meisten aber nur mehr als Shock-o-Latier. In seinen Kunstwerken offenbart sich: Antwerpen hat Charme. Eine Stadt mit Weltbedeutung, sei es in der Gastronomie, in der Modewelt oder in der Kunstszene. Niemals eine Kopie, stets geprägt von individuellem flämischen Flair. Wie auch das legendäre Kriek mit Kirschgeschmack. "Gezondheid!"

Noch drei Tipps für deine Reise

Weitere nützliche Informationen zu Belgien gibt es in unserer Länder-Info Belgien.

Außerdem lässt sich Antwerpen noch einfacher und kostengünstiger mit dem Antwerp City Pass entdecken.

Noch mehr Inspiration zu Antwerpen bietet VisitFlanders.

Foto_Polasek Yvette bearbeitet.jpg Polasek Yvette

Autor:in

Yvette Polasek ist als Reiseexpertin beim ÖAMTC Reise- und Mobilitätsservice tätig. In Ihrer Freizeit gehört Ihr Herz neben ihrer Familie, Büchern und Kräutern, dem "Koffer packen", um die Welt zu erkunden. Aktuell liegt ihr Länder-Score bei 59 Ländern. Man kann gespannt sein, wohin es sie demnächst zieht.

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