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DruckenAuslandsaufenthalte während des Studiums
Fragen und Antworten rund um das Thema Auslandssemester und Auslandspraktikum
Bei manchen Studienfächern ist es verpflichtend, bei anderen freiwillig - über das Thema Auslandsaufenthalt während des Studiums denken fast alle Studierende einmal nach. Es gibt viele Wege, die zu einem Studium oder Praktikum im Ausland führen können. Um eine passende Entscheidung zu finden, ist es hilfreich, über die verschiedenen Optionen und Rahmenbedingungen informiert zu sein.
Der ÖAMTC hat die wichtigsten Fragen und Antworten in Kooperation mit der österreichischen Jugendinfo zusammengestellt und weitere nützliche Hinweise gesammelt.
Will ich ins Ausland gehen?
Das ist die Frage, die sich natürlich ganz zu Anfang stellt und nicht immer gleich mit einem klaren JA oder NEIN beantwortet werden kann.
Neben dem organisatorischen Aufwand spielt natürlich auch der finanzielle eine wesentliche Rolle. Sowohl organisatorischer als auch finanzieller Aufwand können je nach Zielland, Dauer und Art des Auslandsaufenthalts unterschiedlich sein, im Allgemeinen sind sie jedoch leider höher als für den Alltag zu Hause. Die gute Nachricht ist: Es gibt viele Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten, die Studierenden dabei unter die Arme greifen!
Bei vielen Studierenden kommt zudem die Angst auf, sich in der neuen Umgebung allein zu fühlen. Oft schleichen sich auch Zweifel ein, ob die Partnerschaft einer solchen Trennung gewachsen ist. Natürlich ist es ganz normal, sich über solche Dinge Gedanken zu machen, umso wichtiger ist es, sich gut zu informieren und seine Möglichkeiten zu kennen. Im Zeitalter von WhatsApp, Skype und Co. ist es längst kein Problem mehr, Kontakt zu den Liebsten daheim zu halten. Ebenso finden sich im Handumdrehen neue Freunde auf Welcome Events, in organisierten "Buddygroups" oder in der neuen WG! Die vielen positiven Erfahrungsberichte von Studierenden, die sich auf einen Auslandsaufenthalt eingelassen haben, zeigen, dass sich die ganzen Sorgen ziemlich schnell in Luft auflösen - was bleibt sind einzigartige und unglaublich schöne Erinnerungen, die einem keiner mehr nehmen kann!
Oft hilft es, sich bei der Entscheidungsfindung mit anderen Studierenden über einen Auslandsaufenthalt auszutauschen und von deren Erfahrungen zu profitieren.
Online kann man sich auf Seiten wie Auslandszeit, Weltweiser oder CollegeContact informieren. Weitere Erfahrungsberichte sind auch auf der Website der Universitäten zu finden. Für persönliche Gespräche wendet man sich am besten an das Auslandsbüro der eigenen Universität.
Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Wie viele Entscheidungen im Leben bringt auch der Auslandsaufenthalt viele positive aber auch ein paar negative Aspekte mit sich. Deshalb sollte ein Auslandsaufenthalt auf jeden Fall eine wohl überlegte Entscheidung sein. Wir ermutigen aber jeden Unentschlossenen, sich auf das Abenteuer Auslandsaufenthalt einzulassen, um einzigartige und unvergessliche Erfahrungen zu sammeln!
Vorteile
- Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse
- Kennenlernen und Erleben neuer Kulturen
- Freundschaften (fürs Leben) schließen
- die eigene Selbstständigkeit, Flexibilität und vor allem auch das Selbstbewusstsein stärken
- sich im Lebenslauf und auf dem Arbeitsmarkt durch die Auslandserfahrung von anderen abheben
- neue Perspektiven im Studium oder in der Arbeitswelt kennenlernen
- einzigartige Erinnerungen sammeln
Nachteile
- finanzieller und organisatorischer Aufwand
- meist etwas längere Studiendauer
- Doppelbelastung durch neue Umgebung, neue Aufgaben und eine fremde Sprache
- Heimweh nach Familie und Freunden
Welcher Auslandsaufenthalt passt zu mir?
Ein Praktikum, ein paar Semester, oder doch gleich das ganze Studium ins Ausland? Um das zu beantworten, sollte man sich überlegen, wie lange der Aufenthalt dauern darf, was die vorrangige Motivation dafür ist, wie hoch die Kosten sein dürfen und wie viel Zeit man bereit ist, für die Organisation und Vorbereitung aufzuwenden.
Auslandssemester
- weltweit für ein bis zwei Semester möglich, der Schwerpunkt von Austauschprogrammen liegt jedoch in Europa
- die Kosten und der Organisationsaufwand bleiben in der Regel überschaubar, jedoch können vor allem die Anreisekosten ins Gewicht fallen (bei Selbstorganisation können Kosten und Organisationsaufwand deutlich steigen)
- klassische Motive: Auslandserfahrungen sammeln, Sprachkenntnisse erweitern, eine neue Kultur kennenlernen, neue Freundschaften knüpfen, die Gelegenheit zum Reisen nutzen
- oft müssen Sprachtests in Englisch und/oder der Landessprache nachgewiesen werden
Studium im Ausland
- weltweit für den gesamten Studienzyklus möglich
- hohe Kosten, da Studiengebühren über einen längeren Zeitraum getragen werden müssen
- hoher Organisationsaufwand durch Selbstorganisation
- klassische Motive: besonders ansprechendes Studienprogramm, Kultur des Landes kennenlernen und Teil der Kultur werden, Sprachkenntnisse vertiefen, Vorliebe für ein Land ausleben und neuen Lebensmittelpunkt aufbauen
- oft müssen Sprachtests in Englisch und/oder der Landessprache nachgewiesen werden
Praktikum
- weltweit für zwei Wochen oder sogar bis zu zwei Jahre möglich
- Kosten bleiben meist überschaubar, jedoch können vor allem die Anreisekosten ins Gewicht fallen
- Organisationsaufwand ist hoch
- klassische Motive: praktische und internationale (Berufs-)Erfahrungen sammeln, Sprachkenntnisse erweitern eine neue Kultur kennenlernen
- man braucht Vorkenntnisse in der jeweiligen Fachrichtung, die Landessprache sollte in Grundzügen beherrscht werden, alternativ wird meist eine gute Verständigung in Englisch vorausgesetzt
Kann ich auch mit einer Behinderung ins Ausland?
Studierende mit einer Behinderung stehen oft vor besonderen Herausforderungen, wenn es um die Planung eines Auslandsaufenthaltes geht. Doch davon sollte man sich keinesfalls abschrecken lassen!
Wichtig ist auch hier am besten so früh wie möglich mit den Vorbereitungen anzufangen. Tolle Informationen dazu findest du zum Beispiel bei "Wege ins Ausland", "Auslandsjobs" oder "CollegeContact".
An wen kann ich mich für eine Beratung wenden?
Die Ansprechpartner:innen des jeweiligen Fachbereichs oder der Auslandsbüros der eigenen Universität können einem meist am besten bei konkreten Fragen, beispielsweise über die Anerkennung von ECTS oder über die Fristen und Vorgehensweise bei Bewerbungsprozessen, helfen.
Ebenfalls ein guter Ansprechpartner rund um das Thema Auslandsaufenthalt ist die österreichische Jugendinfo, die Anlaufstellen in allen Bundesländern bietet.
Was ist das Erasmus+ Programm?
Erasmus+ ist ein EU-Programm zur Förderung des internationalen, akademischen Austauschs. Jährlich unterstützt das Programm in Österreich über 5.000 Studierende bei einer Auslandsmobilität.
Studienaufenthalte mit Erasmus+
- Das Programm fördert Studienaufenthalte in Programm- und Partnerländern der Hochschule für eine Dauer von 3 bis 12 Monaten pro Studienzyklus (Bachelor, Master, PhD).
- Je nach Zielland beträgt die Fördersumme bei Studienaufenthalten monatlich in etwa zwischen 300 und 350 Euro.
- Bei einem Studienaufenthalt muss an der Gasthochschule kein Studienbeitrag gezahlt werden.
Praktika mit Erasmus+
- Das Programm fördert Praktika von Studierenden und frisch Graduierten in Programmländern für eine Dauer von insgesamt bis zu 12 Monaten pro Studienzyklus (Bachelor, Master, PhD).
- Je nach Zielland beträgt die monatliche Fördersumme in etwa zwischen 400 und 450 Euro.
- Für eine Förderung muss das Praktikum einen fachrelevanten Bezug aufweisen.
Erasmus Mundus Joint Master Degrees
- Erasmus Mundus Joint Master Degrees Studiengänge dauern 1 bis 2 Jahre und ermöglichen einen Studienaufenthalt an einer der teilnehmenden Partnerorganisationen.
- Im Rahmen der Projektlaufzeit werden Vollzeit-Stipendien an ausgewählte, exzellente Master-Studierende weltweit vergeben.
Gibt es noch andere Auslandsprogramme?
Neben dem Erasmus+ Programm haben die meisten Universitäten weitere Austauschabkommen mit ausländischen Hochschulen. Dies sind meist direkte Vereinbarungen zwischen den Universitäten, die ein jährliches Kontingent an Austauschplätzen zur Verfügung stellen.
Darüber hinaus gibt es viele weitere, unterschiedliche Universitäts-Programme, die einen Auslandsaufenthalt unterstützen. Da diese von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sind, sollte man sich am besten direkt auf der Internetseite der eigenen Hochschule informieren oder sich an die Auslandsbüros der Universitäten wenden.
Ein Praktikum im Ausland kann man beispielsweise auch über eine internationale Studierendenorganisation wie AIESEC, AMSA, ELSA oder IAESTE absolvieren.
Kann ich mir meinen Auslandsaufenthalt auch selbst organisieren?
Wenn man ein Auslandssemester oder ein Auslandsstudium selbst organisiert, weil die Wunsch-Uni beispielsweise keine Partnerhochschule ist, gilt man als sogenannter "Freemover". Da die Bewerbung und Anrechnung von Kursen selbstständig organisiert werden müssen, entsteht ein deutlich höherer Organisationsaufwand. Auch die Studiengebühren an der Gastuniversität müssen selbst bezahlt werden.
Was als Freemover zu beachten ist, stellen die meisten Universitäten, wie beispielsweise die MedUni Wien, auf ihren Websites dar.
Da man sich in den meisten Fällen den Praktikumsplatz für ein Auslandspraktikum von vorne herein selbst organisieren muss, ist der Unterschied zu einem Praktikum innerhalb eines Förderprogramm nicht allzu groß. Leider muss man dann aber auch auf die enthaltenden Fördergelder verzichten.
Wie finde ich die passende Universität oder Praktikumsstelle?
Bei dieser Frage sollte man seine eigenen Wünsche zunächst konkretisieren:
- in welchem Land möchte man studieren/arbeiten
- was sollen die fachlichen Schwerpunkte dabei sein
- welche Universität / welcher Arbeitgeber bietet diese Inhalte an
Dann empfiehlt es sich, gezielte Nachforschungen bei Universitäten oder Arbeitgebern zu betreiben und so einen Überblick zu bekommen, wie diese Wünsche am besten umgesetzt werden können. Hilfreich bei der Suche können dabei folgende Seiten sein:
Für ein Auslandssemester oder Auslandsstudium
- Internetseiten der möglichen Universitäten im Ausland
- bachelorsportal.eu
- mastersportal.eu
- topuniversities.com
- univ.cc
- erudera.com
Für ein Auslandspraktikum:
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Mit einem Auslandsaufenthalt sind leider immer auch Mehrkosten verbunden. Je nach Zielland und Aufenthaltslänge können sie stark variieren. Zudem hängt es immer von der persönlichen Lebensweise ab.
Kosten, die man einkalkulieren sollte:
- Anreise- und Nahverkehrskosten vor Ort (evtl. Visumskosten)
- Miete (eventuelle Doppelbelastung)
- Lebensmittel
- Lehrmaterial, eventuell Studiengebühren
- Versicherungen (Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung)
- Medikamente, eventuell Arztbesuche oder Impfkosten (je nach Zielland)
- Kosten für Freizeitgestaltung und eventuelle Reisen
Wie erhalte ich finanzielle Unterstützung?
Studiengebühren
- Wenn man z.B. mit dem Erasmus+ Programm einen Auslandsaufenthalt absolviert, können einem die Studiengebühren (nicht ÖH-Beitrag) für den Zeitraum des Auslandsaufenthalts erlassen werden.
- Nimmt man an keinem bestimmten Programm teil, sollte man sich über ein Aussetzen der Studiengebühren für die Zeit des Auslandsaufenthalts erkundigen.
Familien- und Studienbeihilfe
- Wenn der Auslandsaufenthalt Ausbildungszwecken dient, kann die Familienbeihilfe in der Regel weiterhin bezogen werden.
- Hat man bereits im Inland einen Anspruch auf Studienbeihilfe, kann diese meist auch im Ausland weiter bezogen werden. Die genauen Voraussetzungen sollte man vorab aber unbedingt prüfen.
Stipendien und Förderprogramme
- Mit dem Erasmus+ Förderprogramm können Auslandssemester und Auslandspraktika gefördert werden, die einzelnen Universitäten haben darüber hinaus meist weitere Förderprogramme.
- In der Österreichische Datenbank für Stipendien und Forschungsförderung lassen sich Fördermöglichkeiten beispielsweise nach dem Zielland oder der Förderart finden.
- Es gibt Mobilitätsstipendien für ein, zur Gänze in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) oder in der Schweiz, absolviertes Studium.
Wie bereite ich mich auf die Reise vor?
Bei der Vorbereitung muss man an viele verschiedene Aspekte denken. Damit dabei nichts unter den Tisch fällt, sind hier die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Visum, Kreditkarte und Co.
- je nach Zielland muss rechtzeitig ein Visum und/oder eine Arbeitsgenehmigung ausgestellt werden
- Arztbesuche für Impfungen oder ausreichenden Medikamentenvorrat (regelmäßig einzunehmende Medikamente) vor dem Auslandsaufenthalt einplanen
- Kreditkarte für einfache Flugbuchungen oder Bezahlung vor Ort besorgen
- falls man vor Ort mit dem Auto unterwegs ist, empfiehlt sich in vielen Fällen ein internationaler Führerschein
Persönliches
- Zwischenmieter:in oder Nachmieter:in für WG-Zimmer/Wohnung suchen
- Unterkunft im Gastland suchen
- Handyvertrag pausieren lassen oder mit Auslandspaketen erweitern (meist ist eine Prepaid-Simkarte vor Ort günstig zu erhalten)
- vorab Kontakt zu anderen Studierenden in Zielland herstellen, macht das Ankommen einfacher (z.B. über Facebook-Gruppen oder Mitreisende der eigenen Universität)
- eine kleine Abschiedsfeier mit Freund:innen und Familie veranstalten
Interessante Infos zum Thema
Welche Versicherungen brauche ich?
Welche Versicherungen benötigt werden, hängt zum einen vom Zielland ab, in das man reisen wird, zum anderen kommt es auch auf die Organisation oder das Programm an, mit dem man einen Auslandsaufenthalt absolviert. Man sollte sich rechtzeitig bei der Universität oder der Organisation darüber informieren, welche Versicherungen für den Auslandsaufenthalt benötigt werden.
Für einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des ERASMUS+ Praktikums sind beispielsweise neben der Krankenversicherung auch eine Unfall- und Haftpflichtversicherung relevant. Für ein Auslandssemester innerhalb Europas (außer Türkei) greift die Europäische Krankenversicherungskarte, es empfiehlt sich aber, zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Der ÖAMTC Schutzbrief umfasst beispielsweise Leistungen wie den Krankenschutz in Europa und einigen Anreinerstaaten, die Hubschrauberrettung und Kranken-Rückholung nach einem Unfall oder einer Erkrankung oder auch den Krankenbesuch durch eine nahestehende Person.
Tipp: Für Aufenthalte außerhalb Europas stellt der ÖAMTC Weltreise-Krankenschutz eine ideale Ergänzung zum Schutzbrief dar. An den ÖAMTC Stützpunkten besteht die Möglichkeit, die Versicherung auch für eine längere, durchgehende Aufenthaltsdauer (> 92 Tage) abzuschließen.
Achtung: Unbedingt zu beachten ist, dass manche Universitäten (vor allem in den USA) bestimmte - teilweise unterschiedliche - Versicherungsdeckungen verlangen und vorschreiben.
Wie finde ich eine Wohnung vor Ort?
Manchmal hat man Glück und bekommt über das Programm oder die Organisation ein WG-Zimmer vermittelt, einige Universitäten stellen beispielsweise den Erasmus-Studenten Zimmer in Studentenwohnheimen zur Verfügung. Oft muss man sich aber selbst um die Suche nach einer geeigneten Unterkunft kümmern.
Möglichkeiten zur Wohnungssuche
- Es gibt fast für jede Stadt Facebook Gruppen, in denen Nach- oder Zwischenmieter für WG´s gesucht werden.
- Auf der Seite der Gastuniversität sind oft Tipps für die Suche einer Wohnung zu finden (auch ein guter Anlaufpunkt für wohnungssuchende Praktikanten).
- Die einfache Google-Suche führt meist auch sehr schnell ans Ziel. Plattformen wie beispielsweise Uniplaces oder HousingAnyWhere vermitteln möblierte Zimmer oder Wohnungen in vielen Studentenstädten Europas.
Wichtig: Bevor man eine Kaution oder Miete im Voraus bezahlt, sollte man sich vergewissern, dass es sich um ein seriöses und wirklich existierendes Angebot handelt!
Jetzt bist du dran!
Der ÖAMTC wünscht allen viel Spaß und eine unvergessliche Zeit!