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S1-Lückenschluss

Ein Gesamtkonzept ist erforderlich, wobei der Lobautunnel ein integraler Bestandteil der Lösung ist. 

Einleitung

Projektübersicht

" " © ASFINAG, UVE

Das Projekt der S1-Donauquerung sowie Lückenschluss des Regionenrings ist das Ergebnis eines langjährigen Planungs- und Entscheidungsprozesses. Die Planungen reichen bis in das Jahr 1994 zurück. 2004 wurden im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung (SUPer-NOW) erstmals Szenarien erstellt und Varianten verglichen. Bis zur Einreichung der UVE durch die ASFINAG im Jahr 2009 wurden mehr als 25 Trassenvarianten geprüft. 2018 wurde die UVP in zweiter und letzter Instanz positiv abgeschlossen. 2021 wurde das Projekt durch Bundesministerin Gewessler gestoppt, 2025 durch den nachfolgenden Bundesminister Hanke wieder freigegeben. Aktuell sind noch Verfahren, insb. beim EuGH, anhängig.

Fachliche Bewertung

Verkehrspolitische Aspekte und Zielvorgaben

Politische Gegner:innen verweisen immer wieder auf Zielvorgaben der Stadt Wien, den Autoverkehr zu reduzieren – und ein Projekt wie der S1-Lückenschluss soll dies konterkarieren. Zu derartigen Zielen zählen bspw. die Inhalte der Smart-City-Rahmenstrategie, welche erst im November 2022 überarbeitet wurden. Darin enthalten sind u.a. folgende Ziele:

  • CO2-Emissionen des Verkehrssektors sinken pro Kopf um 50% bis 2030 und um 100% bis 2040 (Ausgangsjahr 2005)
  • Der Anteil der Fahrzeuge mit nicht-fossilen Antrieben an den Neuzulassungen steigt bis 2030 auf 100%.
  • Motorisierungsgrad sinkt bis 2030 bei privaten Pkw auf 250 pro 1.000 Einwohner
  • Pkw-Verkehrsstärke an der Stadtgrenze sinkt bis 2030 um 50% (Ausgangsjahr 2021).
  • Modal Split: Anteil der in Wien im erweiterten Umweltverbund zurückgelegten Wege steigt bis 2030 auf 85% und auf deutlich über 85% bis 2050.

Die obigen Ziele zeigen auf einen Blick die überambitioniert anmutenden Vorgaben. Denn:

  • Der Anteil der Fahrzeuge mit nicht-fossilen Antrieben an den Neuzulassungen lag österreichweit Ende 2024 bei nur 18% - somit weit weg vom unrealistisch hoch gesteckten Ziel.
  • Der Motorisierungsgrad liegt in Wien aktuell bei 370 Pkw pro 1.000 Einwohner und hat sich zuletzt zwar geringfügig verringert, bleibt aber weitestgehend auf konstantem Niveau. Dies ist v.a. der steigenden Bevölkerungszahl Wiens geschuldet. Das gesteckte Ziel ist derzeit nicht mal in Wien-Margareten, dem Bezirk mit der geringsten Pkw-Dichte, erreicht.
  • Der Pkw-Verkehr an den Stadtgrenzen ist nach wie vor hoch und steigend. Mit Ausnahme des Korridor West und der dortigen massiven, anreizbasierten Verbesserungen im ÖV (Lainzer Tunnel, …) sind keine Anzeichen für Reduktionen im MIV zu erkennen.
  • Der Modal Split hat sich seit Jahren zugunsten des Umweltverbundes gedreht. Allerdings ist das 15%-Ziel für das Jahr 2030 außer Reichweite.

Medial wird insbesondere der Modal Split oft zitiert. Dazu sind zwei Aspekte wesentlich:

  • Einerseits bezieht sich der Modal Split auf die von der Wiener Bevölkerung zurückgelegten Wege – Verkehr von „außen“ bleibt dabei unberücksichtigt. Von dem her ist die Aussagekraft solch eines Parameters, in Verbindung zu einem überregional relevanten Projekt wie dem Lobautunnel, zu hinterfragen.
  • Andererseits liegt aktuell der Anteil des MIV am Modal Split in Wien bei 27%. Der Zielwert für 2030 liegt bei 15% - das entspricht einer 40%-igen Verkehrsreduktion und damit schlicht weg einem Wunschdenken. Mit Parkraumbewirtschaftung, ÖV- und Radwegausbau wird das nicht ausreichen. Politik und Wissenschaft müssen unangenehme Wahrheiten dazusagen und demzufolge alle Konsequenzen, Rebound-Effekte, usw. aufzeigen. Das wird aber nicht gemacht. Es ist unseriös und unverantwortlich, überambitionierte Ziele, die bei weitem nicht erreicht werden können, als erreichbar zu verkaufen.

Fakt ist: Die Bevölkerungszahl wächst – und damit auch das Mobilitätsbedürfnis, was naturgemäß Neuverkehr generiert.

Diskussion

Video: „Lobautunnel: Bauen oder nicht?“

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Fazit

Es braucht ein Gesamtkonzept

Die Finanzierung des Lückenschlusses der S1 allein durch Nutzungsgelder, d.h. ohne zusätzliche Budgetbelastung, ist längst fixiert. Das Projekt ist zwar teuer, aber – auch wenn es nicht den Anschein hat – nachhaltig. Zudem ist es essenziell, nicht nur die Kosten zu sehen, sondern auch den langfristigen und hohen Nutzen. Der Naturschutzraum Lobau wird aufgrund des weit unterirdischen Verlaufes nicht berührt. Zwei wesentliche Aspekte, die in der öffentlichen Diskussion oft falsch dargestellt und dazu verwendet werden, Stimmung gegen das Projekt zu machen.

Die Verkehrsproblematik lässt sich mit ÖV- und Radwegausbau allein nicht lösen. Das bestätigen die aktuellen Entwicklungen, welche die gestellten Prognosen – dass der motorisierte Verkehr ohne S1-Vollausbau, aber mit ÖV- Ausbau und Parkraumbewirtschaftung die nachhaltigsten Effekte hat, bereits widerlegen.

Der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ist unstrittig und wichtig – und wird sukzessive Jahr für Jahr auch gemacht. Es braucht jedoch ein Gesamtkonzept. Die Signale vor dem drohenden Verkehrsinfarkt sind offenkundiger denn je.

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