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Stauplatz Linz braucht mehr Management

Stau auf den Straßen. Überfüllte öffentliche Verkehrsmittel. Streit um Parkgebühren. Fragliche Finanzierung von Park-and-Ride Anlagen. Der Bau der Eisenbahnbrücke scheint nun gesichert – für den ÖAMTC Oberösterreich nur ein vermeintlicher Meilenstein. Damit das „Erfolgsland Oberösterreich“ künftig im Bereich der Mobilität eine Vorreiterrolle einnimmt, bedarf es ein übergeordnetes Vorgehen und Steuern der Verkehrsprojekte.

Linz.jpg Ernst
Linz.jpg © Ernst

Alltagssituation: Jeder zweite Oberösterreicher verlässt im Regelfall morgens seine Wohnung bzw. sein Haus, um seine Arbeits- oder Ausbildungsstätte aufzusuchen. „Im vergangenen Februar haben wir gemeinsam mit der Marktforschungsagentur SPECTRA eine Studie zum Pendlerverhalten im Großraum Linz durchgeführt. Ein interessantes Ergebnis zeigt, dass unter den Linz-Einpendlern der Autofahrer-Anteil 76% beträgt. Die sogenannten Stadt-Pendler sitzen zu 40% in einem Auto“, erläutert der Präsident des ÖAMTC Oberösterreich, Mag. Karl Pramendorfer.

Die Verfügbarkeit von Öffis ist hoch

„Auch interessant war die Aussage, dass die Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich hoch ist, denn 80% der morgendlichen Außer-Haus-Geher haben Öffis in der Nähe. Aber lediglich 40% nutzen sie, zumindest manchmal. 40% verweigern sie. Für uns sehr erfreulich ist die Tatsache, dass 41% der Linzer Stadt-Pendler bereits das Fahrrad als Fortbewegungsmittel verwenden“, so Pramendorfer mit weiteren Details.

Individuelle Gestaltung des Verkehrsweges

Das Ergebnis der Umfrage zeigt zudem, dass jeder vierte bis fünfte Linz-Einpendler ein multimodales Fahrverhalten aufweist. Das bedeutet, in der Regel werden neben dem Auto öffentliche Verkehrsmittel und/oder das Fahrrad zur Erreichung des Ziels in Anspruch genommen. Eine grundsätzlich gute Alternative, um dem Stau zu entkommen. Jedoch birgt dies oftmals großes Konfliktpotential: „Betrachten wir das Beispiel eines multimodalen Linz-Einpendlers aus dem Bezirk Rohrbach. Bei der Gestaltung seines Verkehrsweges sind Dutzende Institutionen involviert: die jeweiligen Gemeinden, das Land Oberösterreich, die ÖBB, der OÖ Verkehrsverbund, die Stadt Linz, die Linz Linien, evtl. die ASFINAG, etc. Hier werden teilweise unterschiedliche Interessen verfolgt“, erläutert ÖAMTC Landesdirektor Ing. Josef Thurnhofer.

Jux und Tollerei sind keine Beweggründe

„Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher pendeln nicht tagtäglich aus Jux und Tollerei in die Landeshauptstadt. Sie fahren zur Schule oder gehen einer Beschäftigung nach und ohne sie wäre es den zahlreichen Unternehmen und Organisationen nicht möglich, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Der Forderung (die kürzlich Medienberichten zu entnehmen war), den Verkehr aus Linz zu verbannen, kann somit nur nachgekommen werden, wenn sich Firmen in ländlicheren Gegenden ansiedeln. Das wäre aber wohl keine sehr willkommene Lösung. Aus unserer Sicht braucht es endlich ein Verkehrsmanagement, das alle Aspekte berücksichtigt“, fordert Thurnhofer.

Urfahraner-Jahrmarkgelände: Unzumutbarkeit gegenüber Pendler

Der Einführung der Parkgebühren am Urfahraner-Jahrmarktgelände steht der ÖAMTC kritisch gegenüber. Zuvor hätte es den Beschluss zu entsprechenden Park-and-Ride Anlagen an den Stadtgrenzen sowie einer attraktiven Anbindung und taktmäßige Anpassung der öffentlichen Verkehrsmittel geben müssen. „Die entsprechende Verwertung des attraktiven Areals durch die Stadt Linz ist verständlich. Dies jedoch ohne Alternative durchzuführen, sehen wir als unzumutbar gegenüber den Pendlern.  Viele sind auf Parkplätze angewiesen, denn die Inanspruchnahme von öffentlichen Verkehrsmitteln ab Wohnort ist oftmals schwierig oder nicht möglich“, so der Landesdirektor.

Linzer Hauptbahnhof als Zwischenstopp

Zwar dürfen sich die Pendler seit etwa einem halben Jahr über ein S-Bahn-Netz freuen, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen, ist aber nicht allen möglich: „Zum einen ist die S-Bahn nicht für alle erreichbar, zum anderen sind die Züge teilweise zu bestimmten Zeiten schlichtweg überfüllt. Zudem sehen wir großes Potenzial in der Weiterentwicklung des bestehenden Systems. Der Linzer Hauptbahnhof bildet die Endhaltestelle sämtlicher Linien. Das Resultat ist ein großer Andrang in Richtung der weiterführenden Verkehrsmittel. Um diesen Staupunkt zu entschärfen, sollten die Züge am Hauptbahnhof nur zwischenhalten. Wir sind gespannt, ob es hier mit dem neuen Fahrplan und der Diskussion rund um die Einbindung der Mühlkreisbahn entsprechende Verbesserungen gibt. Jedenfalls sollte künftig mit der S-Bahn auch eine rasche Durchquerung der Stadt ohne Umstieg am Hauptbahnhof möglich sein“, so Thurnhofer.

Gesamtverkehrskonzept aus dem Jahr 2008

Vor knapp 10 Jahren, im Jänner 2008, präsentierte das Land Oberösterreich ein „Gesamtverkehrskonzept Oberösterreich“. Auf den insgesamt 149 Seiten ist beim Punkt „Öffentlicher Verkehr“ folgendes zu lesen: Bereits bisher verfolgte das Land Oberösterreich die Verbesserung und Sicherung des öffentlichen Regionalverkehrs in ganz Oberösterreich. Dadurch soll die Erreichbarkeit von zentralen Orten und Arbeitsplätzen mit dem Öffentlichen Verkehr an den aktuellen Bedarf angepasst werden.

Bereits 2008 wurde Bahnverbindung angeregt

Weiters ist der Unterlage zu entnehmen: Die City-S-Bahn wird eine leistungsstarke Bahnverbindung zwischen dem Mühlkreisbahnhof und dem Linzer Hauptbahnhof schaffen und ermöglicht damit eine unmittelbare Anbindung der Mühlkreisbahn an das übrige Schienennetz der ÖBB im oberösterreichischen Zentralraum. Es liegt eine Projektentwicklung vor, in der eine Trasse mit den Haltestellen Peuerbachstraße, Hafenstraße, Garnisonstraße, Europaplatz geplant ist. Die Gebiete rund um den Linzer Hafen, UKH, AKH und Europaplatz werden damit besser angebunden. Hinsichtlich der Betriebsführung wird eine kostengünstige und zugleich kundenfreundliche Variante angestrebt. Der Mühlkreisbahnhof wird zu einer Haltestelle, bleibt jedoch eine wichtige Umsteigestelle zum innerstädtischen Öffentlichen Verkehr. Durch eine attraktive Gestaltung sollen Übergangswiderstände minimiert werden.

Rückblick 2013: Interessensgemeinschaft Mobilität

Im Jahr 2013 präsentierten der damalige LH-Stellvertreter Franz Hiesl, Landesrat Reinhold Entholzer, gemeinsam mit dem Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger und dem Präsidenten des Gemeindebundes, Johann Hingsamer, die „Interessensgemeinschaft Mobilität“. Die Basis dazu bildete ein erneut ausgearbeitetes Gesamtverkehrskonzept für den Großraum Linz. Eine der ausgearbeiteten Maßnahmen betraf die Förderung von Fahrgemeinschaften und Pendlerparkplätzen. Auch entsprechende Bike&Ride Anlagen beinhaltete das Konzept. „Es ist anzustreben, dass an allen Bahnhöfen, regionalen Straßenbahn- und Bushaltestellen attraktive Fahrradstellplätze als Bike&Ride Stellplätze zur Verfügung gestellt werden“ – war der Presseunterlage zu entnehmen.

2015: Positive Bilanz

Zwei Jahre später, im Jahr 2015 wurde ein erstes positives Resümee präsentiert. Etliche Radrouten, das S-Bahn-System sowie der Pendlerparkplatz Enns West (Erhöhung der Parkplätze von 30 auf 60) wurden erfolgreich umgesetzt. Auch die Flächensicherung der Ostumfahrung und der Neubau des Westrings waren als „beschlossene Ausbaumaßnahmen“ angeführt.

2017: Neuauflage der Zusammenarbeit

Im April diesen Jahres kündigten der Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner sowie Infrastruktur-Stadtrat DI Markus Hein an, gemeinsam die Verkehrssituation in Oberösterreich verbessern zu wollen: „Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Land und Stadt ist die Basis für nachhaltige und zukunftsfähige Mobilitätslösungen. Neben kontinuierlicher Abstimmungen und Koordinierungen wird nun auch ein gemeinschaftliches Leitbild erstellt (…) Erstmals wird auf Landes- und Stadtebene ein gemeinsamer Überbau für die verkehrspolitischen Leitlinien geschaffen. Damit entsteht die Chance durch eine optimale Vernetzung langfristige Verbesserungen in Gang zu setzen. Gemeinsam mit allen beteiligten Partnern werden wir weiterhin an effizienten Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation im Großraum Linz arbeiten. Dabei findet die Abstimmung insbesondere zwischen Stadt und Land auf verschiedenen Ebenen sowie innerhalb spezifischer Arbeitsgruppen in regelmäßigen Abständen statt“, geht aus einer gemeinsamen Presseinformation von LR Steinkellner und StR Hein hervor.

Die Forderungen

  • „Eine Gesamtplanung ist offensichtlich rechtlich nicht vorgesehen und nur auf freiwilliger Basis möglich. Wir sehen es als notwendig an, dass sowohl der Individual- als auch der öffentliche Verkehr wechselseitig als sinnvolle und notwendige Ergänzungen gesehen und weiterentwickelt werden.
  • Es müssen integrierte Lösungen erarbeitet und die notwendigen, einander ergänzenden Kapazitäten geschaffen werden.
  • Es gilt auch bewusst zu machen, dass dazu ein sinnvoller Mix aus allen Mobilitätsformen genauso notwendig ist, wie die Animation zum Mittun. Ein wesentlicher Punkt ist auch der Wechsel vom Individualverkehr in den öffentlichen Verkehr: dies muss selbstverständlich funktionieren, nachvollziehbar verrechnet und einfach bezahlt werden können“, fordert Landesdirektor Josef Thurnhofer.
     

Es braucht endlich ein Verkehrsmanagement

„Damit das Erfolgsland Oberösterreich auch im Bereich der Mobilität eine Vorreiterrolle einnehmen kann, braucht es ein beständiges Verkehrsmanagement. Trotz aller Bekenntnisse zur Zusammenarbeit herrscht bei vielen Projekten Uneinigkeit. Priorität haben aus unserer Sicht derzeit die rasche Schaffung neuer Pendler-Parkplätze, ein Anreizsystem zur Bildung von Fahrgemeinschaften, Park-&-Ride-Anlagen an wichtigen Straßen wie B126 und B127 und eine rechtsverbindliche, endgültige Entscheidung über den Westring. Auch in Bezug auf Ostumfahrung braucht es ein rasches gemeinsames Vorgehen. Durch die kürzlich erfolgte positive Meldung zum Bau der Donaubrücke erhoffen wir uns auch einen raschen Fortschritt der zweiten Schienenachse. Der weitere Ausbau des Straßenbahn- und auch des S-Bahn-Netzes hängen davon ab.“, fordert ÖAMTC Präsident Mag. Karl Pramendorfer.

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