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Selbstüberschätzung am Schulweg: ÖAMTC-Befragung zeigt Wissenslücken bei Erstklassler:innen

Weniger Schulwegunfälle in OÖ, aber kein Grund zur Entwarnung: Fehlendes Regelwissen macht den Schulweg für Kinder weiterhin riskant.

Kind überquert zwischen zwei Autos die Straße und schaut vorher Links-Rechts-Links
Selbstüberschätzung am Schulweg - ÖAMTC-Befragung zeigt Wissenslücken bei Erstklassler:innen © ÖAMTC

In Oberösterreich verunglückten in den letzten vier Jahren im Schnitt rund 70 Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren auf dem Schulweg – weniger als im langjährigen Durchschnitt von 83 Kindern (Qu. Stat. Austria). 2024 gab es keine tödlichen Schulwegunfälle, 2023 waren es zwei. Die meisten Unfälle betreffen Kinder, die zu Fuß unterwegs sind. „Es verbessern sich zwar die Unfallzahlen, aber jeder einzelne Unfall ist einer zu viel“, betont Harald Großauer, Landesdirektor des ÖAMTC Oberösterreich.

Wenige Verkehrsregeln bekannt

Eine im Frühling unter Erstklassler:innen durchgeführte Befragung des Mobilitätsclubs zeigt ein wichtiges Problem auf: Viele Kinder fühlen sich auf dem Schulweg sicher, kennen aber nur wenige Verkehrsregeln – und sie haben Schwierigkeiten, diese im Alltag richtig anzuwenden. Das ist kritisch, weil sich Kinder in diesem Alter ihrer Unwissenheit nicht bewusst sind. Rund 80 Kinder aus städtischen und ländlichen Volksschulen nahmen an der anonymen Kurzbefragung teil. Die Mehrheit gab an, sich auf dem Schulweg „sehr sicher“ oder „sicher“ zu fühlen. Doch bei offenen Fragen nach bekannten Verkehrsregeln zeigte sich: Das Wissen ist lückenhaft. Fast alle Landkinder nannten die Regel „Links-rechts-links schauen“, in der Stadt waren es drei Viertel. Das Thema „Blickkontakt“ wurde lediglich von einem Drittel erwähnt. Weitere wichtige Regeln – etwa richtiges Verhalten an Ampeln oder an Bushaltestellen – wurden nur vereinzelt genannt.

Selbstüberschätzung altersüblich

Interessant dabei: Eine im Auftrag von ÖAMTC und KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) im Frühjahr durchgeführte Online-Befragung unter 600 Eltern von Volksschulkindern ergab, dass diese ihre Kinder beim Wissen und Befolgen von Verkehrsregeln als „top“ einschätzen. „Das Gefährliche ist, dass sich Kinder in diesem Alter überschätzen und glauben, alles richtig zu machen“, warnt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Sie rät Eltern, sich nicht allein auf die Selbsteinschätzung ihres Kindes zu verlassen: „Kinder sagen oft, den Schulweg locker zu bewältigen, aber sie können in diesem Alter Gefahren noch nicht gut einschätzen und wiegen sich in Sicherheit. Sie glauben in diesem Alter beispielsweise, dass ein Auto automatisch stehen bleibt, sobald sie einen Zebrastreifen oder die Straße betreten.“ Zudem fällt ihnen das richtige Einordnen von Geschwindigkeiten und Entfernungen schwer. Deshalb sind Kinder auch vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen. Eltern sollten daher gezielt und regelmäßig im Alltag üben, etwa beim Einkaufen, Spazierengehen oder Ausflug. „Kinder brauchen klare Anweisungen: Wo bleibe ich stehen? Worauf schaue ich? Das muss immer wieder trainiert werden“, so Seidenberger.

Verkehrssicherheitsarbeit wirkt – und bleibt notwendig
Seit 40 Jahren bereitet der ÖAMTC in Oberösterreich mit altersgerechten Programmen rund 20.000 Kinder pro Jahr auf den Straßenverkehr vor. Unterstützt wird diese Arbeit von Partnern wie der AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt), der Polizei und dem Land OÖ. „Volksschüler:innen sind bei Wegunfällen häufiger betroffen als ältere Schüler:innen. Mit unseren Aktionen zur Schulwegsicherheit wie ‚Blick & Klick‘ und ‚Hallo Auto‘ schaffen wir in den Volksschulen mehr Bewusstsein für mögliche Gefahren und trainieren mit den Kindern richtiges Verhalten“, erklärt Leonhard Zauner, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der AUVA-Landesstelle Linz.

Appell an alle Verkehrsteilnehmer:innen

ÖAMTC und AUVA rufen zum Schulstart zu besonderer Aufmerksamkeit auf. „Als Fahrzeuglenkerin oder -lenker muss man etwaige Verhaltensfehler von Kindern ausgleichen. Das gilt auch, wenn man mit Fahrrad oder E-Scooter unterwegs ist“, appelliert Landesdirektor Großauer an die Bevölkerung.

Tipps für einen sicheren Schulweg

  • Die AUVA bietet unter dem Schwerpunkt „Komm gut an“ Informationsmaterialien für Schulen und Eltern sowie zahlreiche Aktionen an, darunter Schulhelm- und
    Warnwestenaktionen, Radworkshops sowie die Erstellung von Schulwegplänen. Mehr unter auva.at/blog/schulweg-infoseite.
  • Hilfreiches sowohl für Eltern als auch für Kinder ist in der Schulweg-Broschüre des Mobilitätsclubs zu finden, zum Download unter oeamtc.at/schulweg.
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