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ÖAMTC-Landesdirektor fordert Politik zum Umdenken auf!

Auch beim Individualverkehr die richtigen Maßnahmen setzen, um Klimaziele zu erreichen!

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ÖAMTC-Landesdirektor Harald Großauer © ÖAMTC/Laresser

Bürgerinnen und Bürger für klimafreundliche Mobilität zu sensibilisieren, Aufmerksamkeit für Verkehrsprobleme zu schaffen und umweltverträgliche Lösungen zu suchen – so lautete das Ziel der Europäischen Mobilitätswoche. Der ÖAMTC Oberösterreich fordert neben dem Neudenken des Öffentlichen Verkehrs und dem Ausbau der Radinfrastruktur Politikerinnen und Politiker auf, auch beim Individualverkehr die richtigen Maßnahmen zu setzen. Andernfalls sind die Klimaziele nicht zu erreichen.

Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen in der EU um 55% sinken - dies sieht ein neuer Entwurf des EU-Klimaplans von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor. Bis dato war das Ziel, 40% einzusparen. Zur Erreichung des neuen Zieles braucht es jedoch nicht nur Lösungen bzw. ein Umdenken im Öffentlichen Verkehr und eine bessere Radinfrastruktur, es braucht vor allem seitens der Politik ein Verständnis für die Förderung alternativer Kraftstoffe: „Klimafreundliche Fahrzeuge werden derzeit nur mit batteriebetriebenen (E-)Autos in Verbindung gebracht. Die Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen sind zwar im Steigen begriffen, dennoch ist ihr Anteil am österreichischen Gesamt-Kfz-Markt verschwindend gering. Bis hier eine höhere Durchdringung erreicht werden kann, dauert es viele Jahre – zu lange, um damit nennenswert zur Erreichung des hoch gesteckten Ziels im Jahr 2030 beitragen zu können. Viele Menschen können sich eine Neuanschaffung eines Autos einfach nicht leisten und schon gar nicht die eines neuen E-Autos. Diese Tatsache wird durch die Folgen der aktuellen Corona-Pandemie und deren mittelfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt sogar noch verschärft. Zu hohe Anschaffungskosten, eine geringere Reichweite gegenüber konventionellen Fahrzeugen, fehlende Lademöglichkeiten sowie auch die Intransparenz bei den Preisen an öffentlichen E-Ladestellen sind die wesentlichsten Argumente, die vom Kauf eines solchen abhalten. „Die Politik muss rasch handeln und endlich auch alternative Kraftstoffe ins Auge fassen“, fordert Harald Großauer, Landesdirektor des ÖAMTC Oberösterreich. Dies ist umso wichtiger, weil nach bisherigen Studien des Verkehrsministeriums fast ausschließlich der Individualverkehr zur Zielerreichung beitragen soll. Umso mehr muss im Bereich des Individualverkehrs die Reduktion der CO2-Emissionen unter Nutzung aller technischen Möglichkeiten vorangetrieben werden, anstatt nur eine einzelne Technologie als Allheilmittel hervorzuheben. Ansonsten wird man die Erreichung der Ziele nicht schaffen können.

Förderung von E-Fuels ist wichtig

Alternative bzw. synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, könnten bestehende Verbrennungsmotoren klimafreundlich machen. Wasser wird dabei zunächst via Elektrolyse und danach unter Zugabe von Kohlenstoff in mehreren Schritten zu einem gasförmigen bzw. flüssigen Energieträger umgewandelt. Wobei das CO2 aus der Atmosphäre oder Industrieabgasen ebenso stammen könnte, wie beispielsweise aus Bio-Reststoffen in Form von Müll oder Klärschlamm. Aus dem gasförmigen bzw. flüssigen Energieträger kann dann beinahe jeder beliebige Erdöl-Ersatz entstehen. „Ein weiterer großer Vorteil wäre, dass die bestehende Tank-Infrastruktur nur einer kostengünstigen Modifikation bedarf, um weiter genutzt werden zu können. Außerdem spielt hier auch die soziale Komponente eine wichtige Rolle, denn Menschen, die sich den Umstieg auf ein neues E-Fahrzeug nicht leisten können, könnten damit auch zum Klimaschutz beitragen. Diese Chance sollte sich die Politik nicht entgehen lassen“, sagt Großauer. Auch die Wasserstoff-Technologie scheint aus heutiger Sicht für bestimmte Anwendungsbereiche eine klimafreundliche Lösung zu sein. Dies vor allem bei schwereren Fahrzeugen wie beispielsweise bei Lkw und Bussen. Damit könnte auch der Schwerverkehr zur Reduktion der CO2-Emmissionen beitragen und so das Klima schützen.

Kostenerhöhungen treffen jene, die keine Ausweichmöglichkeiten haben

Der Verkehrsbereich ist wenig sensitiv für Preiserhöhungen, das bedeutet, dass die Autofahrerinnen und Autofahrer bei steuerlichen Mehrkosten nicht viel weniger fahren würden, sondern nur eine größere finanzielle Belastung zu tragen hätten. „Bloße Kostenerhöhungen für Diesel- und Benzin-Fahrzeuge treffen vor allem jene, die keine Ausweichmöglichkeiten haben und trotzdem die täglichen Wege - z.B. in die Arbeit - bestreiten müssen. Besonders betroffen davon wären die sozial Schwachen und die Landbevölkerung, die ohne Auto oft einfach nicht weiterkommt. Daher müssen zuerst Alternativen geschaffen werden, wie zum Beispiel die Nutzung klimaneutraler Kraftstoffe oder der Ausbau von Mikro-ÖV Lösungen“, sagt Harald Großauer.

Ausbau des Öffentlichen Verkehrs trägt nur wenig zu Klimazielen bis 2030 bei

Der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs ist immens wichtig, jedoch braucht es auch hier ein rasches Umdenken. Der traditionelle Öffentliche Verkehr greift zu kurz – das wurde politisch teilweise bereits erkannt und das zeigt sich derzeit auch bei der Diskussion um überfüllte Schulbusse in Oberösterreich. „Notwendig sind flächendeckende Mikro-ÖV-Lösungen. Dafür muss jedoch die ÖV-Vergabe neu organisiert werden, denn nicht einzelne Strecken, sondern die Versorgung von Regionen muss im Vordergrund stehen. Außerdem sollen auch lokale Bus- und Taxiunternehmen eingebunden werden“, so der Mobilitätsexperte des ÖAMTC Oberösterreich. Großauer zeigt außerdem auf, dass der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs rascher vonstattengehen muss: „Über viele Verkehrsprojekte in Oberösterreich wie beispielsweise die zweite Schienenachse Linz wird seit Jahrzehnten diskutiert. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Verkehrsprojekte präsentiert und dann wieder auf Eis gelegt. „Wenn die Umsetzung der Ausbaupläne auch künftig mehrere Jahrzehnte braucht, geht sich für die Klimaziele 2030 nicht mehr sehr viel aus“. Zusätzlich ist zu bedenken, dass in Oberösterreich nur ein geringer Teil der täglich zurückgelegten Personenkilometer mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt wird – im Gegensatz zum überwiegenden Teil mit dem Pkw. Selbst bei einer massiven Angebotserhöhung ist es somit unmöglich, alleine mit dem ÖV die Klimaziele bis 2030 zu erreichen.“

Großauer fordert von Politik mehr Bewusstsein für Klimaschutz

Der ÖAMTC-Landesdirektor fordert von den politisch Verantwortlichen ein rasches Umdenken. „Die Förderung von E-Mobilität ist wichtig und richtig. Und auch alle Bemühungen zur Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs und der Radinfrastruktur sind wesentlich, um die Klimaziele zu erreichen. Allerdings geht sich das Erreichen der neuen Klimaziele bis 2030 mit diesen Maßnahmen allein nicht aus. Damit aber auch all jene, die kein Öffi nutzen können und sich kein E-Auto leisten können, ebenfalls CO2 sparen können, führt an einer gesamtheitlichen Denkweise in der Gestaltung der zukünftigen Mobilität und der Förderung von alternativen Kraftstoffen kein Weg vorbei“, so der Landesdirektor des ÖAMTC Oberösterreich.

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