Artikel drucken
DruckenAlkohol - gefährliche Sommermonate
Knapp ein Viertel der Alko-Unfälle 2024 im Hochsommer - Gefahren von Alkoholisierung viel zu oft unterschätzt – immer mehr einspurige Unfalllenker:innen.

Auf Österreichs Straßen ereigneten sich im vergangenen Jahr 2.705 Alkoholunfälle mit Personenschaden – ein leichter Anstieg gegenüber 2023. Damit machten die Unfälle unter Alkoholeinfluss mehr als sieben Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Jahr 2024 aus. Knapp über 3.000 Personen wurden dabei verletzt, 33 Menschen kamen ums Leben – so viele wie seit 2018 nicht mehr (Quelle: Statistik Austria, Bearbeitung: ÖAMTC-Unfallforschung).
Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin:
"Die hohe Zahl an Alkoholunfällen ist besorgniserregend und verdeutlicht einmal mehr, dass die negativen Auswirkungen alkoholischer Getränke im Straßenverkehr viel zu oft unterschätzt werden. Häufig werden klar erkennbare körperliche Anzeichen und Einschränkungen auch einfach ignoriert. Doch der Konsum von Alkohol beeinträchtigt die Sinnesleistungen erheblich, die Fahrsicherheit sinkt, die Fehlerquote steigt."
Unfallzahlen in letzten fünf Jahren gestiegen
Sieht man sich die Entwicklung der Unfallzahlen gegenüber 2020 an, zeigt sich sogar ein Plus von knapp 30 Prozent mehr Alko-Unfällen im vergangenen Jahr.
Dass die Sommermonate besonders gefährlich sind, zeigt die Statistik jedes Jahr aufs Neue: "Im Juli und August werden meist die Höchststände an Alkoholunfällen erreicht. 2024 ereignete sich in diesen beiden Monaten zusammengerechnet rund ein Viertel (24 %) aller alkoholbedingten Unfälle", hält Seidenberger fest.
Laue Abende und Geselligkeit verleiten viele dazu, mehr alkoholische Getränke zu konsumieren und "beschwipst" den Heimweg anzutreten. Die Verkehrspsychologin des ÖAMTC warnt: “Die Gefahren des Alkohols werden in geselligen Runden bei sommerlichen Temperaturen leider häufig vergessen bzw. verdrängt: Die Kombination aus erhöhter Risikobereitschaft und alkoholbedingter Selbstüberschätzung kann im Straßenverkehr fatale Folgen haben.”
Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen führt die Unfallstatistik an
Die meisten Unfälle unter Alkoholeinfluss sind nach wie vor "Alleinunfälle" (über 60 Prozent) – der:die Verkehrsteilnehmer:in ist selbst Auslöser, die Unfälle passieren ohne Beteiligung anderer. Wenig überraschend ist, dass die meisten Alko-Unfälle auf Gemeindestraßen im Ortsgebiet stattfinden. Bei den Altersgruppen der alkoholisiert Unfallbeteiligten (Lenker:innen und Fußgänger:innen) führen die 30- bis 39-Jährigen die Tabelle an (knapp 23 Prozent).
Auffällig ist, dass gerade die 20- bis 29-jährigen Verkehrsteilnehmer:innen – also jene Altersklasse mit den meisten Probeführerscheinen und einer Promillegrenze von 0,1 – verhältnismäßig stark in der Statistik der Alkoholunfälle 2024 vertreten sind (fast zu 20 Prozent). Insgesamt sind es deutlich mehr Männer, die als Lenker oder Fußgänger alkoholisiert an Verkehrsunfällen beteiligt sind (über 86 Prozent).
Immer mehr Fahrrad- und Scooter-Fahrende unter den Alko-Lenker:innen
"Eine nennenswerte Entwicklung der jüngeren Vergangenheit: Die Zahlen der alkoholisiert an Unfällen beteiligten Pkw-Lenker:innen gehen von Jahr zu Jahr zurück. Unterdessen ist die prozentuelle Beteiligung anderer Mobilitätsformen bei Alko-Unfällen teilweise stark angestiegen – und zwar bei Radfahrenden (25 Prozent), Lenker:innen von (E-)Scootern (11,5 Prozent) und Motorradfahrer:innen (knapp fünf Prozent)", erläutert Seidenberger.
Die meisten Alkoholunfälle mit Personenschaden fanden auch im vergangenen Jahr wieder an Samstagen statt – mehr als ein Fünftel der Unfälle entfiel auf diesen Wochentag. Und im Bundesländervergleich zeigt sich: Die meisten Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sind im Vorjahr in Niederösterreich (554) passiert, danach kommen die Steiermark (478) und Oberösterreich (470).
Nicht an Promillegrenzen herantrinken
Das Lenken eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss zählt zu den schwerwiegendsten Verkehrsdelikten – dementsprechend streng sind die Straffolgen. "Grundsätzlich gilt die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze von weniger als 0,5 Promille Alkoholgehalt im Blut. Für Besitzer:innen eines Probeführerscheins sowie Lkw- und Busfahrer:innen gilt die 0,1-Promille-Grenze", erklärt die ÖAMTC-Expertin. Unabhängig von den erlaubten Grenzwerten sollte man sich keinesfalls an Promillegrenzen herantrinken: "Vielmehr sollte man dem Motto treu bleiben 'Wer fährt, trinkt nicht und wer trinkt, fährt nicht'", betont Seidenberger.
Rechtsfolgen bei Alkohol am Steuer - besonders drastisch nach einem Unfall
Wer hierzulande bei einer polizeilichen Verkehrskontrolle betrunken erwischt wird, muss bis 0,79 Promille im Blut sowohl mit einer hohen Verwaltungsstrafe als auch mit einer Vormerkung im Führerscheinregister rechnen. Ab 0,8 Promille ist die Entziehung der Lenkberechtigung möglich und – je nach Alkoholisierungsgrad – wird eine Geldstrafe bis zu 5.900 Euro verhängt. Zusätzlich wird man zur Teilnahme an einem Verkehrscoaching verpflichtet. Die gleichen Konsequenzen drohen im Übrigen auch dann, wenn der Alkomat-Test vor Ort verweigert wird.
Weit drastischer sind die rechtlichen Folgen nach einem Unfall: Denn die Haftpflichtversicherung kann, wenn der:die alkoholisierte Unfalllenker:in mehr als 0,8 Promille "intus" hat, bis zu 11.000 Euro auf dem Regressweg zurückverlangen. Und die Rechtsschutz- wie auch die Kaskoversicherung sind in dem Fall leistungsfrei.