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Mittwoch, 11.Oktober 2017

15. ÖAMTC-Symposium "Reifen und Fahrwerk": Pflicht und Kür

Experten diskutieren, wie Visionen unter Erfüllung von Vorgaben verwirklichbar sind

Das 15. ÖAMTC-Symposium "Reifen und Fahrwerk" fand am Dienstag, 10.10.2017 in der Technischen Universität Wien statt und steht unter dem Motto "Pflicht und Kür – Vorgaben erfüllen und Visionen verwirklichen".

Symposiumsleiter Friedrich Eppel erklärt: "Die Technik befindet sich im stetigen Wandel. Das gilt natürlich auch für die Bereiche Reifen, Fahrwerk und Straße, in denen beispielsweise Konsumentenerwartungen, gesetzliche Vorgaben und Wünsche der Kfz-Hersteller seit jeher innovative Entwicklungen antreiben." In jüngerer Zeit sind außerdem Ansätze wie u.a. Energieeffizienz, Ressourcenschonung und automatisiertes Fahren in den Fokus gerückt und fordern die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. 

Das Spannungsfeld, dem sich die Akteure stellen müssen, liegt zwischen den vorgegebenen Rahmenbedingungen, dem Wunsch nach der Integration neuer Konzepte und der Individualisierung von Produkten.

Wie das gelingen kann, zeigen die elf renommierten Referenten, die der ÖAMTC in Zusammenarbeit mit der Semperit Reifen Ges.m.b.H. und dem Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik (IFA) der Technischen Universität Wien für das Symposium gewinnen konnte. Begrüßt wurden die Vortragenden von ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold und Werner Tober von der TU Wien.

Die Referenten und ihre Vorträge im Überblick

Thomas Anger (Continental Reifen Deutschland GmbH)

"Quo Vadis Reifennormung? Geschichte und Ausblick"

Bereits in frühen Jahren wurde damit begonnen, durch reifenspezifische Normierungen die Entwicklung in bestimmte Bahnen zu lenken. Wie es dazu gekommen ist, was die Meilensteine auf dem Weg zu den aktuellen Standards waren und wo die Herausforderungen aus Herstellersicht lagen, wird in diesem Vortrag thematisiert. Der Referent wird außerdem auf künftige Entwicklungen und mögliche neue Standards eingehen.

Vortrag: Thomas Anger (pdf)

Robert Pfenning / Niko Kessler (Pirelli Deutschland GmbH)

"Die Kür von Pirelli: Intelligente und individualisierte Reifen"

Formel 1-Fans kennen sie: Die farblich markierten Pneus, die dem Zuschauer die Härte der am Rennwagen montierten Gummimischung anzeigen. Bei Reifen für den privaten Gebrauch hieß es bisher hingegen meist: "Schwarz und rund sind sie alle". Dem will der Hersteller künftig durch individuell gestaltbare Optik der Reifen Abhilfe schaffen, was stark zu einer häufig gewünschten Individualisierung des eigenen Autos beiträgt. Aber neben dieser Kür kommt im Vortrag auch die Pflicht nicht zu kurz – Thema ist die Notwendigkeit, den Reifen intelligent mit Fahrzeug und Fahrer in Kommunikation treten zu lassen.

Vortrag: Robert Pfenning / Niko Kesller (pdf)

Helge Hoffmann (Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA)

"Der Landwirtschaftsreifen im Spannungsfeld zwischen Bodenschonung und Ertragssteigerung"

Ein recht selten bei diesem Symposium behandeltes Thema sind Reifen, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Dabei ist auch in diesem Bereich ein stetiger Wandel zu beobachten – vom einstigen Bauernhof als Familienbetrieb hin zum landwirtschaftlichen Großunternehmen, häufig auch überregional tätig. Das Spannungsfeld liegt hier zwischen Kostendruck und ökologisch sinnvoller Bearbeitung des Feldes. Welchen Beitrag moderne Reifentechnologien leisten können, um diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen, zeigt dieser Vortrag.

Vortrag: Helge Hoffmann (pdf)

Robert Nau (Bridgestone EMEA)

"Wie Bridgestones innovative Reifentechnologie die Mobilität der Zukunft unterstützt"

Diskutiert man über die Mobilität der Zukunft, geht es häufig um generelle Trends in der Automobilindustrie. Die Reifen sind ein wichtiger Teilaspekt dieses komplexen Gesamtsystems. Im Vortrag wird die Evolution der Reifeneigenschaften im Sinne der nachhaltigen Forschung und Entwicklung gezeigt.

Vortrag: Robert Nau (pdf)

Andreas Kropf (Goodyear Dunlop Tires Austria)

"Intelligente Reifen für die urbane Mobilität von morgen"

An der Hauptaufgabe von Reifen, Kräfte auf die Straße zu übertragen, wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Sie werden aber im Rahmen der Fahrzeug-Automatisierung zunehmend weitere Aufgaben (wie z.B. die Nutzung als Sensoren) übernehmen und neue Fähigkeiten entwickeln. Damit sind speziell im urbanen Bereich neue innovative Konzepte möglich.

Vortrag: Andreas Kropf (pdf)

Bernd Hartmann (Continental Division Chassis & Safety)

"Zukünftige Systeme zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer"

Der Vortrag zeigt auf, wie "Pflicht und Kür" miteinander vereinbar sind. Dabei geht es vor allem um moderne Fahrerassistenzsysteme, die – speziell für schwächere Verkehrsteilnehmer – den Straßenverkehr in Zukunft spürbar sicherer machen sollen. Dem Leitbild "Vision Zero", also keine tödlichen Verkehrsunfälle mehr, folgend, kommt man diesem großen Ziel einen deutlichen Schritt näher.

Vortrag: Bernd Hartmann (pdf)

Martin Schabauer (Technische Universität Graz)

"Fahrverhalten für automatisierte Fahrfunktionen – müssen sich Algorithmen wie Fahrer anpassen?"

Der Traum vom selbstfahrenden Auto ist aktueller denn je. In der öffentlichen Wahrnehmung wird dabei aber nicht immer bedacht, wie komplex diese Thematik ist. Beispielsweise hängt es stark von veränderlichen Parametern wie Beladung, Reifen- oder Fahrbahnzustand ab, wie ein Fahrzeug reagiert. Ein erfahrener, menschlicher Fahrer kann sich auf wechselnde Bedingungen meist schnell einstellen – bei automatisierten Fahrfunktionen ist das eine wesentliche Herausforderung. Im Vortrag wird mit anschaulichen Beispielen gezeigt, wie Sensoren dem "Lernen" des Fahrzeuges dienen.

Vortrag: Martin Schabauer (pdf)

Roland Spielhofer (AIT Austrian Institute of Technology)

"Von der Gesteinsprüfung zur Griffigkeitsprognose"

Nicht nur Reifen und Fahrwerk, sondern auch die Fahrbahn, speziell deren Griffigkeit, haben einen großen Einfluss auf das Fahrverhalten. Aus den derzeit geltenden Anforderungen an die Straßenbaugesteine lässt sich die Griffigkeit der fertiggestellten Fahrbahn jedoch nicht sicher im Voraus ableiten. Mit einem neuen Prognoseverfahren wird erstmals ein Zusammenhang zwischen an Laborproben gemessenen Griffigkeiten und dem, was man letztlich auf der fertigen Straße vorfindet, hergestellt.

Vortrag: Roland Spielhofer (pdf)

Jörg Peer / Klaus Kauermann (Magna Steyr Engineering AUSTRIA)

"Virtuelle Sitzkomfortentwicklung"

Fahrzeugsitze haben eine Vielzahl von grundlegenden und sicherheitsrelevanten Aufgaben zu erfüllen. Die Kür, die ergänzend zu dieser Pflicht steht, ist der Sitzkomfort. Der Vortrag erklärt, was genau darunter zu verstehen ist und welche Einflussgrößen und nicht zuletzt virtuellen Entwicklungsmöglichkeiten es gibt

Vortrag: Jörg Peer / Klaus Kauermann (pdf)