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Eltern fordern sichere Schulwege

Herausforderungen: viel Verkehr, unübersichtliche Kreuzungen und Ablenkung. Eltern-Befragung zeigt Probleme und Lösungsansätze.  

Eine Umfrage von ÖAMTC und KFV zeigt, dass Eltern große Herausforderungen auf den Schulwegen ihrer Kinder sehen, darunter hohes Verkehrsaufkommen und unübersichtliche Kreuzungen.

  • Die Befragung hebt die hohe Bereitschaft der Eltern zur Mithilfe bei der Schulwegsicherung hervor
  • Gefordert werden mehr Zebrastreifen und sichere Übergänge
  • Mehr Tempo-30-Zonen in Schul- und Wohngebieten
  • Vermehrten Einsatz von Schülerlotsen
  • Handynutzung als Ablenkungsursache wird unterschätzt

Im Jahr 2024 verunglückten in Österreich 451 Kinder an Schulwegen. Eine von Ipsos im Auftrag von ÖAMTC und KFV im Frühjahr 2025 durchgeführte repräsentative Online-Befragung unter 600 Eltern von Volksschulkindern informiert zum Mobilitätsverhalten der 6- bis 10-Jährigen. Sie zeigt aber auch Probleme bei der Gefahrenwahrnehmung und beim Unfallgeschehen sowie klare Lösungsansätze und ein hohes Potenzial für elterliches Engagement auf.

"Fast ein Drittel der Eltern sieht große Schwierigkeiten am Schulweg – 31 Prozent durch hohes Verkehrsaufkommen, 18 Prozent durch unübersichtliche Kreuzungen, 17 Prozent durch fehlende Zebrastreifen und 16 Prozent durch Ablenkung", so ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Bezüglich Regelwissen sind die Kinder laut Eltern-Einschätzung top. Handynutzung als Ablenkungsursache wird unterschätzt.

Die Befragung enthält auch klare Forderungen der Eltern zur Schulweg-Sicherheit: 38 Prozent hätten gern mehr sichere Übergänge, 33 Prozent mehr Tempo-30-Zonen in Schul- und Wohngebieten und 30 Prozent einen vermehrten Einsatz von Schülerlotsen. Aber auch die Eltern selbst können ganz konkret einiges tun.

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV)

"Eltern sollten ihre Kinder so lange wie nötig auf dem Schulweg begleiten und ihnen in aller Ruhe erklären, worauf sie achten müssen. Ganz wichtig beispielsweise ist es, dass sie auch bei grünen Fußgängerampeln vor dem Betreten der Fahrbahn immer auf beide Seiten blicken und auf mögliche Abbieger achten."

Auch auf Schutzwegen ist Vorsicht angebracht. "Wichtig wäre es, im Umfeld von Schulen Sichtabschottungen – wie Hecken, Plakatständer, Mistkübel, Postkästen, aber auch Rad- und Auto-Abstellmöglichkeiten – strenger zu prüfen und ggf. zu entfernen. Denn ein Zebrastreifen allein ist kein Sicherheits-Garant", so ÖAMTC-Expertin Seidenberger. Großes Potenzial bietet aus Sicht von KFV und ÖAMTC auch die hohe Bereitschaft der Eltern, sich aktiv an der Schulwegsicherung zu beteiligen.

Video: Schulweg von Volksschulkindern

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Mehr als die Hälfte geht zu Fuß zur Schule, ein Drittel kommt mit "Elterntaxi"

Für den Schulweg brauchen die meisten Volksschulkinder 15 Minuten oder weniger. Mehr als die Hälfte der Kids geht zu Fuß – häufig begleitet von Erwachsenen oder anderen Volksschulkindern. Nur ein Viertel absolviert den Schulweg allein.

Aber auch das "Elterntaxi" bleibt relevant. "Jedes dritte Kind wird, vor allem bei Schlechtwetter, mit dem Auto zur Schule gebracht. Als weitere Gründe geben 28 Prozent der Befragten an, dass die Schule am Arbeitsweg liegt, je 25 Prozent nennen eine Zeitersparnis für das Kind sowie eine höhere gefühlte Sicherheit", weiß die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. Mit zunehmender Dauer des Schulwegs steigt die Nutzung von Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln.

Scooter, Skateboard u. ä. verwenden laut Eltern-Befragung 17 Prozent, das Fahrrad 13 Prozent der Volksschulkinder. "Hier sehen wir steigende Nutzungs- und Unfallzahlen – da gilt es für die Zukunft Sicherheitskonzepte zu erarbeiten", macht Seidenberger aufmerksam.

Fast ein Drittel der Eltern sieht signifikante Schwierigkeiten am Schulweg

Obwohl die Zufriedenheit mit den Schulwegen prinzipiell sehr hoch ist, zeigen die Detailfragen konkrete Problemfelder auf. "Zwei Drittel der Eltern bewerten die Verkehrssituation auf dem Schulweg ihrer Kinder als 'sehr gut' oder 'gut', fast ein Drittel aber nur als 'befriedigend' oder schlechter", betont die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. Als größte Herausforderungen nennen die Eltern hohes Verkehrsaufkommen (31 Prozent), unübersichtliche Kreuzungen (18 Prozent), fehlende Zebrastreifen (17 Prozent) sowie Ablenkung des Kindes (16 Prozent).

Regelwissen, Handynutzung – zu geringe Problemwahrnehmung der Eltern?

Nach Einschätzung der Eltern sind ihre Kinder beim Wissen und Befolgen von Verkehrsregeln top. "Laut Befragung kennen 93 Prozent der Kinder die wichtigsten Regeln bereits vor dem Schuleintritt, so z. B. den 'Pendelblick' – also links-rechts-links schauen – sowie die richtige Ampel- und Zebrastreifennutzung. Und wenn Kinder allein unterwegs sind, halten sie sich laut ihren Eltern an die Regeln – 63 Prozent immer, 27 Prozent meistens", sagt Seidenberger.

Das Handy als Ablenkungsursache wird aber möglicherweise unterschätzt.

Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin

"Laut Befragung haben fast 45 Prozent der Volksschulkinder am Schulweg ein Handy dabei, von den Älteren sogar noch mehr. Aber nur 13 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind dadurch 'häufig' abgelenkt wird, weitere 27 Prozent vermuten 'manchmal' eine Ablenkung. Dies kann eventuell auf eine geringe Problemwahrnehmung seitens der Eltern in diesem Punkt hindeuten."

Hohe Bereitschaft der Eltern zur Mithilfe. Forderung nach sicheren Übergängen, Tempo-30-Zonen und Schülerlotsen

Die Befragung zeigt aber nicht nur Probleme, sondern auch klare Forderungen und ein hohes Potenzial für elterliches Engagement.

"38 Prozent der Eltern wünschen sich mehr Zebrastreifen und sichere Übergänge, 33 Prozent mehr Tempo-30-Zonen in Schul- und Wohngebieten und 30 Prozent einen vermehrten Einsatz von Schülerlotsen", nennt Seidenberger die Top 3-Forderungen aus der Befragung.

Gleichzeitig sind 79 Prozent der Befragten bereit, sich zumindest zeitweise an Maßnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit zu beteiligen. "Hier müsste man das Potenzial evaluieren und mögliche Umsetzungen ausarbeiten und Unterstützung anbieten. Wichtig ist, dabei auf Kontinuität und Verantwortung zu achten – das Schuljahr geht schließlich von Anfang September bis Ende Juni", betonen ÖAMTC und KFV abschließend.

Grafik, die mit Balkendiagrammen zeigt, wie Volksschulkinder in die Schule kommen.