Bergwandern - 10 Tipps
Sind Sie gut gerüstet für die nächste Wanderung? Hier erfahren Sie, wie man sich richtig vorbereitet, orientiert oder auch bei Notfällen uvm. verhält.
Bergwandern: die 10 wichtigsten Tipps
Bergwandern hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Trend- und Breitensport entwickelt. Doch unerwartete Wetterumstürze, falsche Ausrüstung oder eine Fehleinschätzung der Kondition sind nur einige Gründe, warum die ÖAMTC Flugrettung jährlich hunderte Male Menschen aus unwegsamen Gelände bergen muss. Grund genug seine Bergwandertour gut im Vorfeld zu planen, mit erhöhter Vorsicht den Gipfel zu besteigen und auch als Vorbild voranzugehen.
Um einen sicheren Auf- und Abstieg zu garantieren, sind gewisse Spielregeln zu befolgen. Hier spielen Faktoren wie geeignete Kleidung oder passende Routenwahl samt fairer Selbst- und Fremdeinschätzung eine übergeordnete Rolle. Das richtige Verhalten im Notfall kann obendrein Leben retten, das versichert auch die ÖAMTC Flugrettung. Im Jahr 2024 wurden knapp 741 Personen mittels Taubergung aus unwegsamem Gelände geborgen. Um das zu vermeiden, haben wir die zehn wichtigsten Dos im Bergsport für Sie zusammengefasst:
Bevor die Bergwanderung startet, ist ein Blick auf den aktuellen Wetterbericht Pflicht – sowohl am Vortag als auch am Morgen der Tour. Die Wetterlage in den Bergen kann sich schnell ändern und ein „richtiges“ und intuitives Handeln kann im Extremfall sogar Leben retten (dazu später mehr)
Planen Sie die Route realistisch. Hier gilt als Faustregel für Anfänger:
- 4 km pro Stunde auf ebenem Gelände
- 300 Höhenmeter Aufstieg pro Stunde
- 500 Höhenmeter Abstieg pro Stunde
Starten Sie langsam, um Energiereserven zu schonen, und planen Sie immer einen Zeitpuffer ein.
Jahreszeit beachten:
Vor allem im Herbst und Winter ist weiters auf eine gute Zeiteinteilung und den Sonnenauf- und Untergang zu achten, denn es wird teilweise schon am Nachmittag dunkel. Im Sommer gilt es rechtzeitig zu starten, um der Mittagshitze zu entgehen. Hier sollte auch stets an ausreichend Sonnenschutz gedacht werden.
Selbsteinschätzung ist entscheidend:
Bei der Routenplanung selbst, sollte man sein eigenes Fitnesslevel stets fair bewerten, um sich in weiterer Folge nicht zu überschätzen - das könnte bei einer längeren Bergwanderung zum Verhängnis werden. Wenn man als Wandergruppe unterwegs ist, gilt es den Schwächsten als Maßstab für die Planung heranzuziehen, weiters kann durch ein stetiges Beachten der Teilnehmer eine Erschöpfung möglichst früh erkannt werden. Im Zweifelsfall bzw. bei einer Überanstrengung gilt: Die leichtere Route wählen!
Beim Bergwandern ist die passende Kleidung entscheidend für Sicherheit und Komfort. Das wichtigste Prinzip: das Zwiebelprinzip. Mehrere Schichten ermöglichen es, je nach Wetterlage Kleidung an- oder auszuziehen.
So funktioniert das Zwiebelprinzip:
- Baselayer (unterste Schicht): Wichtig ist, dass diese Schicht aus Funktionskleidung bzw. atmungsaktiven Materialien besteht (keinesfalls aus Baumwolle, da diese Feuchtigkeit speichert und den Körper auskühlt)
- Mittlere Schicht: Wärmeschicht (z. B. Fleece)
- Außenschicht: Wind- und wasserdichte Jacke
Praktische Tipps:
- Packe Wechselkleidung (Shirt, Socken) ein
- Nimm eine zusätzliche Wärmeschicht mit, um am Gipfel nicht auszukühlen
- Achte auf atmungsaktive Materialien, um Schweiß abzutransportieren
Das falsch gewählte Schuhwerk kann weiters ausschlaggebend für eine nicht gelungene Wanderung sein: Einflussfaktoren wie der Untergrund stellen hier einen wichtigen Faktor in der Schuhwahl dar.
Geländeabhängige Wahl:
- Anspruchsvolles, steiniges Terrain → knöchelhohe Wanderschuhe
- Leichte Wanderungen → stabile Turnschuhe können ausreichen
Profil & Schutz:
- Gutes Sohlenprofil
- Wasser- und Kälteschutz
ÖAMTC Tipp:
- Schuhe vor der Tour einlaufen
- Wandersocken tragen
- Blasenpflaster griffbereit haben
- Füße vorab mit Feuchtigkeitspflege eincremen
Bei längeren Wanderungen ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr entscheidend. Pro Person sollten mindestens 2 - 3 Liter Wasser eingepackt werden. Informieren Sie sich vorab über Wasserquellen entlang der Route, um die Flaschen bei Bedarf auffüllen zu können - diese sind oft in Wanderkarten eingezeichnet. So vermeiden Sie Dehydrierung.
Zudem empfiehlt es sich eine Kleinigkeit an Proviant wie Müsliriegel, Traubenzucker oder eine Banane mit einzupacken - diese Dinge können rasch den Kreislauf wieder in Schwung bringen und Energie für den Ab- oder Aufstieg geben. Wenn Sie Ihre Jause selbst mitnehmen, denken Sie daran: Müll wieder mitnehmen! So bleibt die Natur sauber und für alle ein Erlebnis.
Der alpine Bereich birgt besondere Risiken und darf definitiv nicht unterschätzt werden. Ein plötzlicher Wetterumschwung kann schnell zu Nebel, Starkregen oder Gewitter führen und im schlimmsten Fall lebensgefährlich werden. Besonders in höheren Lagen ist erhöhte Vorsicht geboten.
Das Benützen von markierten Wegen ist jedenfalls ratsam. Den Medien konnte man die letzten Jahre immer wieder entnehmen, dass ein Wanderausflug durch die unvorhergesehene Wetterlage sogar zum Tode führte, beispielsweise durch Blitzschlag.
Was tun bei einem Gewitter in den Bergen?
Bei Gewitter, welches einen überrascht, gilt:
- Schutz suchen (Hütte, Unterstand)
- Wenn keiner vorhanden: Hockstellung einnehmen, Füße geschlossen halten
- Meiden: Gipfel, freistehende Bäume, Stahlseilsicherungen, wasserführende Rinnen
In der kalten Jahreszeit gilt:
- Lawinenberichte am Vortag als auch am selben Tag prüfen
- Es ist ratsam, sich in die Thematik der Lawinenkunde einzulesen, um in weiterer Folge rationalere Entscheidungen zu treffen
- Unnötiges Risiko vermeiden - Sicherheit geht vor!
Eine gute Orientierung ist sehr wichtig, vor allem wenn das GPS aussetzt, man keine Wanderkarte eingepackt hat oder die Wegemarkierungen aus den Augen verliert. Oftmals verlässt man sich auf Mitwanderer und beschäftigt sich selbst mit der Strecke eher wenig. Sollte man die Gruppe dennoch aus den Augen verloren haben, stellen Ortskundige, alpine Vereine oder Hüttenwirte eine vertrauenswürdige Anlaufstelle dar.
So bleiben Sie auf Kurs:
- Am besten eine Wanderkarte im Rucksack mitführen
- Digitale Hilfen wie Bergfex oder die Alpenverein aktiv App nutzen
- Als Gruppe in Sichtweite zu bleiben
Wichtig: Orientierungslosigkeit ist einer der häufigsten Gründe für Rettungseinsätze der Christophorus-Flugrettung. Planen Sie daher sorgfältig und denken Sie daran, dass auch Mobiltelefone oder das GPS aussetzen können.
Beim Wandern gilt: Rücksicht auf Tiere und Umwelt ist oberstes Gebot. Verhalten Sie sich ruhig und vermeiden Sie laute Geräusche – besonders auf Kuhweiden, in Wildgehegen oder generell in der Natur. Halten Sie großen Abstand zu Tieren und führen Sie Hunde immer an der Leine, um gefährliche Situationen und mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Wichtige Hinweise für unterwegs:
- Pilze, Beeren und Kräuter: Sammeln Sie nur, was Sie sicher erkennen (Stichwort Verwechslungsgefahr z. B. bei Bärlauch).
- Müllentsorgung: Nehmen Sie Ihren Müll wieder mit oder nutzen Sie vorgesehene Mistkübel. So tragen Sie aktiv zum Naturschutz bei.
- Respekt gegenüber anderen Wanderern: Wanderer, die man auf der Strecke trifft, sollte stets freundlich begegnet werden, ob mit einem herzlichen „Servus“ (am Berg ist man ja bekanntlich per du) oder einem freundlichen Gruß. Ein freundliches Lächeln wird nebenbei in jeder Sprache verstanden.
- Mit der Drohne in den Bergen: Beachten Sie die Regeln für Drohnen in den Bergen, um Mensch und Tier nicht zu stören.
- Spielregeln für Mountainbiker: Das Mountainbiken erfreut sich ebenso großer Beliebtheit, und so treffen immer öfter Wanderer und Mountainbiker in den Bergen aufeinander. Welches Verhalten es in den Bergen auf dem Bike zu beachten gilt, finden Sie bei folgendem ÖAMTC Schwerpunkt: In der Bergen:
Sollten Sie oder eine andere Person in eine Notlage geraten, zählt jede Minute. Bewahren Sie Ruhe und lösen Sie sofort die Rettungskette aus.
So alarmieren Sie Hilfe:
- Per Telefon (Notrufnummern in Österreich: Alpin-Notruf 140; Rettung 144; diese vorab im Telefon abspeichern)
- Weitere Signale: Rufen, Lichtzeichen oder Winken mit großen Kleidungsstücken
- Wichtig: Verletzte niemals allein lassen
Vorbeugende Maßnahmen:
- Informieren Sie vor der Tour einen Freund oder Bekannten über Ihre Route und Rückkehrzeit. Im Notfall kann diese Person den Notruf wählen und hilfreiche Tipps zur Bergung liefern.
- Tragen Sie ein voll aufgeladenes Mobiltelefon bei sich
Die Liste an Empfehlungen für sicheres Bergwandern ließe sich endlos fortsetzen – einige wichtige Punkte möchten wir Ihnen aber noch mitgeben:
Praktische Tipps für Ihre Tour:
- Bargeld einpacken: Viele Hütten akzeptieren keine Kartenzahlung, da Internetempfang oft fehlt.
- Markierte Wege nutzen: Der Alpenverein sorgt dafür, dass diese sicher und gut begehbar sind.
- Akkus laden: Laden Sie vor der Tour alle Geräte wie Mobiltelefon, GPS-Gerät und Kamera vollständig auf.
Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl:
Eine der wohl wichtigsten Regeln bzw. Maßstäbe lautet, auf sein eigenes Bauchgefühl zu hören! Scheint ein Abstieg zu steil, ein weiteres Voranschreiten zu anstrengend oder die Route bereitet einem ein unbehagliches Gefühl, sollte man dies seinen Mitwanderern jedenfalls mitteilen und die sichere Umkehr andenken.
Sport- und Freizeitunfälle im alpinen Bereich, machen rund 11 Prozent aller Einsätze der ÖAMTC-Notarzthubschrauber aus, dabei gehören Bergungen im hochalpinen Gelände zu den herausforderndsten Einsätzen. Erweist sich eine Landung in unmittelbarer Nähe zum Notfallort auf Grund der Geländesituation als schwierig oder gar unmöglich, wird der Notarzt gemeinsam mit dem Flugrettungssanitäter mittels Tau zur Unglücksstelle geflogen. Nach erfolgreicher Erstversorgung wird der verunglückte Patient im Bergesack am Tau hängend zum Zwischenlandeplatz zurückgeflogen und nach einer weiteren medizinischen Versorgung für den Transport in den Helikopter eingeladen.
Im Jahr 2024 wurden, von über 22.200 Christophorus-Einsätzen, 741 Personen mittels Taubergung aus unwegsamem Gelände geborgen. Das lässt im Ansatz erkennen, welche Bedeutung die Flugrettung in Österreich hat und gibt gleichzeitig Aufschluss darüber, dass der Bergsport nicht zu unterschätzen ist und selbst erfahrene Alpinisten vor einem Unglück in den Bergen nicht gefeit sind.
Gut zu wissen: Die österreichweite Hubschrauber-Rettung nach Freizeit-Alpin-Unfällen ist eine von vielen inkludierten Leistungen des ÖAMTC-Schutzbriefs.
Wie Sie im Ernstfall einen Hubschrauber zur sicheren Landung einweisen und welche sechs goldenen Regeln dabei zu beachten sind, erfahren Sie in folgendem Infovideo. So viel sei verraten, die richtige Anwendung des internationalen Hilfezeichens „Y“ ist von großer Bedeutung:
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ÖAMTC Routenplaner
Zahlreiche Wanderausflugsziele in Österreich sind bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Planen Sie Ihre Anreise in die Berge mit dem ÖAMTC Routenplaner und wählen Sie eine klimaneutrale Anreise. So wird nicht nur das Wandern selbst eine nachhaltige Angelegenheit, sondern auch der Weg in Richtung Berg und wieder nach Hause. Finden Sie selbst heraus, welches Verkehrsmittel am Schnellsten bei Ihrer Zieldestination ankommt.