Alleine um die Welt
Wir geben alleine Reisenden wichtige Tipps mit auf den Weg.
Ein aufregender und zugleich beängstigender Gedanke: Alleine die Welt zu bereisen. Lässt du aber die Unsicherheit oder gar Angst zurück, erlebst du womöglich die beste Reise deines Lebens. Und lernst neben vielen neuen Orten auch dich selbst ein wenig besser kennen.
Vorbereitung ist alles
Am entspanntesten reist es sich mit einem Plan und einem gewissen Grad an Sicherheit. Besonders für Anfänger wäre es gewagt, ohne jegliche Vorbereitung einfach in ein Flugzeug zu steigen. Ein paar Dinge kann man leicht vorab erledigen.
- Reiseziel richtig auswählen: Für die ersten Reisen mit sich selbst sind kurze Städtetrips in "unkomplizierten" Ländern ein guter Probelauf. So kannst du in das Thema hineinschnuppern und musst dich nicht gleich großen Überraschungen stellen. Reiseziele können auch in der ÖAMTC App Meine Reise entdeckt werden. Dort werden dann Infos für den eigenen Urlaub zusammengestellt und die App ist auch offline nutzbar. Mehr Infos hier.
- Reiseversicherung: Eine Reiserücktrittversicherung ist immer sinnvoll. Achte aber darauf, dass vollumfänglicher Krankenschutz sowie die Rückholung aus dem Ausland inkludiert sind. Der ÖAMTC bietet selbst eine Vielzahl von Reise-Versicherungen. Mehr Infos hier.
- Ersten Tage durchplanen: So bleibt Reisenden die anfängliche Plan- und Orientierungslosigkeit erspart. Zieht jedoch euren Zeitplan nicht zu eng, es sollte schon auch Platz für spontane Wünsche oder Planänderungen geben.
- Notfall-Adressen: Bevor es losgeht, solltest du alle Notfalladressen deines Reiseziels in Erfahrung bringen. Relevant sind etwa Anschriften von Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern, Botschaften, Autovermietungen, Zimmervermietungen und auch Internet-Cafés und Polizeistationen. Bei Rundreisen sollten diese Notfalladressen für alle Etappen und Zwischenstopps zusammengetragen werden. In der ÖAMTC Länder-Info unter dem Punkt „Wichtige Adressen“ findest du viele dieser Adressen.
- Grundwortschatz: Es hilft enorm, zumindest ein paar Worte und Floskeln der fremden Sprache zu beherrschen. Einheimische sind auch oft hilfsbereiter, wenn sie auf der eigenen Sprache angesprochen werden.
Einen Audio-Sprachführer findest du etwa in der ÖAMTC Meine Reise App.
- Sicherheitsnetz Zuhause: Informiere deine Familie und Freunde wann du wo ankommst, wo du schläfst und wie du erreichbar bist. Es ist auch sinnvoll die Kontakte untereinander zu verknüpfen, sodass im Notfall zusammengearbeitet werden kann. Auch gut ist fixe Termine zum Telefonieren zu vereinbaren, so fällt schnell auf, wenn etwas nicht stimmt. Weiters ist ein zusätzlicher Kontakt über Mail oder Social Media wichtig, falls das Handy verloren gehen sollte.
- Ersatz-Handy: Falls das Handy verloren geht, ist es sinnvoll in der Unterkunft, am besten in einem Safe, ein Ersatz-Handy und zusätzliches Ladekabel zu lagern.
- Land- und Stadtkarten: Klar, jeder orientiert sich mit dem Handy. Es gibt aber zwei Gründe, die für die altmodischen Karten sprechen: Eine Karte kann nicht leer werden und wird auch selten von Dieben aus den Händen entrissen. So oder so, sobald das Handy verschwindet, aus welchen Gründen auch immer, wirst du dankbar für den Old-School Wegweiser sein. Für Mitglieder gibt es gratis und exklusiv Übersichtliche Faltkarten und Reise-Infosets an unseren Stützpunkten.
- Reise-Checkliste: Die Packliste passt sich an den Urlaub und an das Reiseland an und denkt mit. Fertige Packlisten wie Badeurlaub oder Städtetrip gibt es ebenso für verschiedene Urlaubsarten. Online packen kann man einfach unter www.oeamtc.at/reisecheckliste.
Schutzbrief
Recherche über das Reiseziel
Grundlegende Fragen, die man sich vorab stellen sollte:
- In welche Regionen soll die Reise führen?
- Handelt es sich um ein sicheres Reiseziel oder gibt es Reisewarnungen?
- Wie werden im Zielland Frauen behandelt?
- Wie sind die hygienischen und medizinischen Standards im Urlaubsland?
- Welche Sprachen spricht man im Reiseland?
Ist der Zielort in seinen Basics bekannt, bieten Blogs oder Online-Länderinfos wie die ÖAMTC Länder-Info sowie Reiseführer die Möglichkeit sich noch besser vorzubereiten. Wichtige Facts sind etwa:
- Häufige Betrugsfallen: In jedem Land gibt es andere Gebräuche und auch eigene Methoden Touristinnen und Touristen übers Ohr zu hauen. Alleine Reisende sind als Zielobjekt besonders beliebt. Kennt man die Tricks, ist die Wahrscheinlichkeit diesen zum Opfer zu fallen deutlich geringer.
- Bräuche und No Go's: Niemand möchte wohl alleine in einer fremden Stadt auch noch negativ auffallen. Besser du beschäftigst dich mit den Grundverhaltensregeln, bevor du noch in eine unangenehme Situation gerätst. Auch in Wien ärgern wir uns immerhin über Touristinnen und Touristen, die links auf der Rolltreppe stehen oder rücksichtlos in die Öffis einsteigen, ohne die Passagiere zuerst aussteigen zu lassen.
- Gefährliche Regionen oder Bezirke: Wenn es vorab nicht rauszufinden ist, frag in deiner Unterkunft nach, wo es ungemütlich werden könnte. Neugierde hin oder her, in gewissen Situationen hat die persönliche Sicherheit Vorrang. Besonders nachts ist Vorsicht angesagt.
Infos zu den einzelnen Ländern sind etwa bei der Online-Länderinfo des Clubs zu finden.
Ausstattung für Notfälle
Was passiert, wenn alles schiefgeht?
Sicher kommt bei einer längeren Solo-Reise zumindest eine ungemütliche Situation vor. Aber selbst wenn die Tasche mit Handy und Portemonnaie geklaut wird, muss man nicht in Panik verfallen. Im schlimmsten Fall können Handy, Laptop, Tablet, Bargeld, Kreditkarten, Flugtickets, Bahntickets, Reisedokumente sowie Notizen abhandenkommen. Eine kleine "Notfall-Tasche" kann dir aus der Klemme helfen.
- Kopien von Personalausweis, Reisepass, Impfausweisen
- Versicherungsunterlagen (Reiseversicherung)
- Kontaktdaten von Familie und Freunden zu Hause usw. möglichst in alle einzelnen Gepäckstücke einpacken
- extra Bargeld im Reisegepäck und am Körper
- Genug Bargeld für ein Rückreiseticket versteckt aufbewahren
- Kredit- und Bankomatkarte an getrennten Orten aufbewahren
- Notfallhandy
- Adressen, Tickets und Dokumente in einer Dropbox hochladen, damit man darauf von überall zugreifen kann
Sicher bleiben vor Ort
Mit Sack und Pack am Ziel angekommen und schon die Unterkunft bezogen? Dann gehts erst ans richtige Abenteuer.
Auch mit Vorausplanung ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben und ein paar Grundregeln zu beachten.
Immer in Gesellschaft
Simpel, aber effektiv: Du bist nie alleine. Und verhältst dich so, als würdest du dich genauso gut im Ort auskennen, wie die Einheimischen.
Gemeint ist, dass die Menschen um dich herum immer glauben sollten, dass du in Begleitung bist. Ein Fake-Telefonat mit einem angeblichen Freund, den man gleich trifft oder ein "Tschüss Schatz", wenn man das Hotelzimmer verlässt, weisen dich als "in Begleitung" aus und macht dich zu einem schwererem Opfer. Ein Trick ist auch auf eine Gruppe zu warten und gleichzeitig mit ihnen das Hotel zu verlassen – das wirkt so, als ob du dazugehören würdest. Auch beim Einchecken eine fiktive Person anzurufen und die Ankunft anzukündigen kann einen gewissen Schutz bieten.
Sobald jemand dich fragt wo du lebst, gib eine vage Antwort, etwa der Name einer Hotelkette. Informier dich im Vorhinein, welche Unterkünfte sehr häufig an deinem Reiseziel sind. Kommt die Frage, ob du das erste Mal hier bist, antworte besser auch mit "Nein, ich kenne die Gegend". Achte ebenso auf Fragen oder Gesprächsthemen, in denen du indirekt gefragt wirst, ob du alleine unterwegs bist (etwa Fragen wie: Ich reise ungern alleine. Und du?): Im Flugzeug einfach sagen, deine Freunde sind ein paar Reihen weiter hinten, im Ort erneut die Ausrede, dass du dich gleich mit jemandem triffst.
Sollte dich jemand ansprechen, kannst du auch so tun, als ob du die Sprache nicht verstehen würdest und dich so schnell aus der Situation entfernen.
Das Wichtigste: Hör auf dein Bauchgefühl!
Klar, wenn du ständig lügst, ist es schwierig Kontakte zu knüpfen. Daher ist der wohl wichtigste Tipp, einfach mal auf das eigene Gefühl zu hören. Nicht alle Menschen, die dich auf dein Alleinsein ansprechen, wollen dir Böses und besonders alleine findest du schnell eine Möglichkeit neue Bekanntschaften zu machen. Lerne zu erspüren, ob du dich in einer Situation wohlfühlst– und zu handeln, wenn du auch nur den kleinsten Zweifel hast.
Anpassung und Umsichtigkeit
Schwierige Situationen lassen sich auch vermeiden, indem du deine Umgebung bewusst wahrnimmst und nicht sofort als Touristin oder Tourist ins Auge springst.
Sei immer aufmerksam und umsichtig. Wenn du gerne Musik hörst, lass zumindest ein Ohr frei, damit du alles, was in deiner Umgebung passiert, noch mitbekommst. In Bars immer das Getränk abdecken und niemals etwas trinken, dass du in die Hand gedrückt bekommen hast oder unbeaufsichtigt war. Vermeide auch zu viel zu trinken oder Drogen zu nehmen. In fremden Gegenden nachts ohne Kontrolle über den eigenen Körper und Schutz durch eine Gruppe unterwegs zu sein, kann in einem Überfall enden. Besonders Frauen sind gefährdet Opfer von Kriminalität zu werden.
Utensilien
Ein paar Dinge bewusst bei sich zu haben oder zu Hause zu lassen, kann den Verlauf deines Trips ebenfalls beeinflussen.
- Tür-Alarm/Türschloss: Im Hotel kannst du dich mit diesen praktischen Helfern vor unerwünschten Besuchern schützen.
- Billige Armbanduhr, damit du nicht ständig das Handy in der Hand hältst.
- Trage die teure Kamera nicht die ganze Zeit um den Hals.
- Hab eine Fake-Geldbörse mit ein paar wertlosen Karten dabei, die du im Falle einer bedrohlichen Situation ohne zu Zögern hergeben kannst. Den Trick kannst du auch mit einem alten Handy erweitern.
Pros und cons
Alleine Reisen bringt großartige Möglichkeiten, aber auch herausforderne Situationen mit sich. Hier in Kurzfassung die pros and cons.
Pros:
- Du musst dich an niemanden anpassen
- Gestärkte Selbstsicherheit
- Freiheit zu entscheiden, wohin es wann geht
- Offenheit für deine Umgebung und die Einheimischen
- Zeit für dich alleine, ohne jemandem Rechenschaft schuldig zu sein
- Es werden Grenzen und Ängste überwunden
- Verbesserte Sprachkenntnisse
Cons:
- weniger sicher
- Höhere Kosten, da Einzelzimmer teurer sind und auch sonst nichts geteilt wird
- An manchen Tage kann es einsam und frustrierend sein
- es kann beängstigend sein
- wenn du krank wirst, musst du selbst für dich sorgen
Mit Mut ins Abenteuer
Ja es gibt natürlich Nachteile und Respekt vor einer Solo-Reise zu haben, ist absolut berechtigt. Aber reizt dich der Gedanke alleine zu reisen? Dann weg mit der Angst und den Zweifeln und los geht's! Und auch wenn du am Ende doch lieber in Begleitung unterwegs bist – alleine zu reisen, lässt dich stärker und selbstbewusster Zuhause ankommen. Und das kann dir keiner mehr nehmen!