Kleiner Wagen

Piaggio MP3 530: Kostet so viel wie ein Auto, bietet Extras wie ein Auto, kann gefahren werden wie ein Auto – ist aber ein Roller. Der beste Mix aus zwei Welten?

Dass für große Roller große Geldbeträge fällig sind, ist nichts Neues. Wenn dann der Hubraum auch noch üppiger als der Inhalt eines Krügerls ausfällt, sind fünfstellige Eurobeträge quasi die Regel – der neue Piaggio MP3 530 Exclusive ist da keine Ausnahme: Er kostet stattliche 13.799 Euro. Ist aber auch das Topmodell in der Reihe der Roller mit zwei Vorderrädern. Los geht's mit dem MP3 300 (noch das alte Modell, ab 7.499,– Euro), danach folgt mit dem MP3 400 bereits das neue Modell (ab 10.999,– Euro).

Altes Modell? Neues Modell? Wo ist da der Unterschied? Eigentlich überall, denn abgesehen von den Rahmenbedingungen – zwei Räder vorne, eines hinten, Stahlrahmen mit Parallelogramm-Vorderradaufhängung – hat sich alles verändert: neue Optik, neuer Motor (den 530-Kubik-Einzylinder meinen wir), überarbeitetes Fahrwerk, mehr Ausstattung, trotzdem weniger Gewicht.

Alles schön und gut, aber rechtfertigt das ein Investment von knapp 14.000 Euro? Immerhin gibt's für diesen Preis schon recht brauchbar ausgestattete Autos, einen Dacia Sandero beispielsweise oder einen Hyundai i10, selbst das Basismodell eines Seat Ibiza kostet nur einen Tausender mehr.

Piaggio MP3 von 3 Seiten

Falls Sie sich fragen, ob man angesichts der üppigen Ausstattung überhaupt noch etwas vermissen kann? Ja, kann man: Sitz- und Griffheizung beispielsweise. Beides kann extra geordert werden.

Alexander Fischer, stv. Chefredakteur

Also, was gibt's für vierzehntausend Euro?

Erstaunlich viel Ausstattung: ABS, Traktions­kontrolle, Tempomat, ein tadellos ablesbares 7-Zoll-Display, Keyless-Go-System, das hauseigene MIA-App-Connectivity-System, einen Retourgang (ja, wirklich, funktioniert sehr gut), eine Rückfahrkamera (echt wahr), sowie einen Toter-Winkel- bzw. Spurwechsel-Assistenten (nein, kein Schmäh).

Ausstattungs-verwöhnten Automobilisten fehlen da zur vollkommenen Glückseligkeit vermutlich nur mehr Sitz- und Lenkerheizung – keine Sorge, beides gibt's gegen Aufpreis (falls Sie sich das gefragt haben).

Und aus fahrerischer Sicht gesprochen: Zunächst einmal einen erstaunlich ruhig laufenden, kräftigen Einzylindermotor (der den MP3 locker bis auf Autobahntempo beschleunigt). Darüberhinaus einen absolut stabil und satt auf der Straße liegenden Roller, den man mag – oder nicht mag.

In diesem Sinne hat sich am MP3 nichts geändert. Wir empfehlen jedenfalls eine ausführliche Probefahrt. Denn Fahrstabilität und -sicherheit werden mit ­einer systembedingten Behäbigkeit erkauft, die "normalen" Einspurigen freilich fremd und die vor allem bei geringem Tempo spürbar ist. Sobald aber das Tempo flotter wird, ist's begeisternd, wie mit dem MP3 Kurven durchsurft und Autobahnetappen mühelos zurückgelegt werden können.

Bei Alltags-relevanten Krite­rien wie Stauraum (unter der super bequemen, breiten Sitzbank, fasst 48 Liter, das ist groß genug für den kleinen Einkauf), Windschutz und Verbrauch (4,3 l/100 km) gibt sich der MP3 sich keine Blöße.

5 Close-ups

Exkurs: Rückwärtsfahren

Der MP3 kombiniert die Vorteile von Auto und Roller, ist aktuell definitiv das Beste aus zwei Welten.

Alexander Fischer, stv. Chefredakteur

Zahlen, Daten & ein Fazit

Wir legen uns fest: Ja, knapp vierzehntausend Euro sind eine Menge Geld für einen Roller. Angesichts der aufwendigen Technik der Vorderradführung und der wirklich üppigen, in dieser Form sogar einzigartigen Ausstattung am Roller-Markt würden wir immerhin von einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen.

Jedenfalls kombiniert der MP3 die Vorteile von Auto und Roller, ist aktuell definitiv das Beste aus zwei Welten. Und er darf sowohl mit dem Führerschein der Klasse A als auch jenem der Klasse B gelenkt werden.