auto touring fährt: Rennbahn

Und zwar den Klassiker: die Carrera, Variante Digital 132, Ausgabe DTM Masters. Sieht aus wie früher, kann aber viel mehr. 

Schaue ich in den Spiegel, sehe ich ein paar Falten. Schaue ich hindurch, fühle ich mich wie Mitte zwanzig. Betrachte ich den glänzenden, kabellosen Controller in meiner Hand, dann denke ich mir, schau, da hat sich doch einiges getan in den letzten Jahren. Moment. Jahrzehnten. In meinem Kinderzimmer gab es glücklicherweise immer wieder einmal eine Autorennbahn von Carrera. Dem Christkind sei Dank.

Doch zurück zum Controller. Mein Erster hing am Kabel, rot war er, hatte obendrauf so eine Art Mini-Lenkrad aus Metall; das war zu Beginn der Achtziger – die Servo-Generation. Kann mich noch an einige vergnügliche Stunden erinnern, aber auch daran, dass Autos und Bahn immer öfter immer schlechter funktionierten und die blaue Verpackung irgendwann im Keller verschwand.

Die Jahre vergingen und die Sehnsucht wuchs. Dieses Mal sollte es besser werden – also längere Bahn, größere Autos. Vor allem aber Zapfen an der Fahrzeugunterseite und feste Spurführung. Der Controller: beinahe unverändert, komplett schwarz. Es war die Zeit der Servo 140. Tatsächlich hielt der Fahrspaß länger an, es kam sogar noch ein weiteres Auto dazu, ein Jaguar. Trotzdem fand auch diese Bahn später den Weg in den Keller.

Und unlängst juckte es wieder. Ganz gewaltig sogar, vermutlich lag es an der Weihnachtszeit und all den Spielzeugprospekten im Postkasterl; ich glaube, mein Unterbewusstsein hat da ganz arg mitgeholfen. Denn es war definitiv keine Liebe auf den ersten Blick, kein Will-haben-Reflex. Aber beim Durchblättern bleiben eben Bilder haften, und schwups, ein schwacher Moment vielleicht, schon verselbstständigen sich Emotionen und Verlangen. Es folgte ein Blick ins Internet. Jetzt soll ja alles besser sein, informiert das WWW, und digitalisiert. Der Controller kabellos, schön, die neue Rennbahn. Und die Streckenlänge täte perfekt ins Wohnzimmer passen. Uiuiui, seufz, klick, "in den Warenkorb"…

Zehn Tage später, zehn Bilder später

Da liegt sie also vor uns, die neueste Carrera-Rennbahn. Die einzelnen Fahrbahnelemente perfekt eingepackt in einer Art Styropor-Setzkasten, die Kleinteile im banalen Plastiksackerl. Der erste Griff aber gilt dem Controller. Schlank, rot-schwarz glänzend – und eben kabellos. Ihm ist die Weiterentwicklung am deutlichsten anzusehen. Aha, Lenkrad gibt es keines mehr, dafür zwei zusätzliche Drücker. Einer (eher klein, eher unauffällig) wird zur Programmierung der Autos benötigt, der andere (größer, per Zeigefinger bedienbar) für den Spurwechsel – also ja, die Fahrbahn kann immer noch fahrend gewechselt werden. Aber nicht an jeder x-beliebigen Stelle, sondern nur bei eingebauten Weichen. Und, jetzt greifen wir dem Fahrerlebnis doch ein wenig vorweg, dieser Drücker ist von nicht gerade herausragender Qualität, bleibt gerne stecken, muss dann erst mühsam wieder herausgezogen werden. Das trübt den Fahrspaß beizeiten doch ein wenig.

Zweites großes Aha-Erlebnis: All die Fahrbahnelemente, die Steckverbindungen und Leitplanken, sämtliche Klick-Verschlüsse und Stützen, all das wirkt mittlerweile höchst solide und langlebig. Auch ist der Aufbau keine Fummelei mehr. Schieb, drück, klick, schnapp – fertig. Wir haben die Bahn danach mehrfach auf- und abgebaut, aber abgebrochen ist uns dabei kein einziges Stück. Ein Riesenfortschritt zu früher, bravo, wirklich fein. Wie schon in früheren Jahren hätten wir uns allerdings mehr Stützelemente für die Brücke gewünscht, um sie nicht so nachgiebig dastehen zu lassen. Wobei das eindeutig der Kategorie "subjektiver Eindruck" zuzuordnen ist, denn ein funktioneller Nachteil war deshalb nicht feststellbar.

Wer allerdings glaubt, gleich die Autos auf die Bahn setzen und loslegen zu können, der wird leiden. Denn so mir-nix-dir-nix funktioniert das nicht. Weil: Die größte Errungenschaft der modernen Carrera ist ihre Digitaltechnik. Und die erfordert eine Programmierung der Autos. Klingt sperrig und umständlich, ist es aber nicht. Wer der mitgelieferten Beschreibung folgt, zwischendurch nicht ungeduldig am Controller herumdrückt, der hat die Fahrzeug-Bahn-Paarung relativ rasch erledigt. Zwei, drei Minuten dauert so ein Vorgang, maximal.

Cars and Controller

Wir fahren – und sind begeistert. Rundenlang. Stundenlang. Das liegt einerseits an der sehr guten Spielbarkeit, andererseits aber an den Möglichkeiten, die die Digitaltechnik ermöglicht. So kann beispielsweise die Grund-Geschwindigkeit mehrfach eingestellt werden. In der Realität fühlt sich das dann so an, dass der Controller, wenn das System auf "langsam" gestellt ist, von jedem Kleinkind nach Herzenslust gedrückt und bedient werden kann, die Fahrzeuge aber trotzdem auf der Bahn bleiben. Ist das System allerdings auf "schnell" gestellt, benötigen selbst Erwachsene eine Eingewöhnungszeit, um die Sensibilität im Daumen neu zu kalibrieren.

Gleiches kann übrigens mit der Bremswirkung angestellt werden. Hier reicht das Spektrum von beinahe plötzlichem Stillstand bis zu ganz geringem Widerstand.

Fast noch faszinierender ist die Funktion, dem Auto eine imaginäre Tankfüllung zu verpassen. Denn das wiederum bedeutet mit fortschreitender Fahrtdauer nicht nur ein scheinbar leichter werdendes Auto (inklusive sich änderndem Fahrverhalten), sondern bedingt auch einen Boxenstop mit – wiederum – imaginärer Betankung.

Dass sich zwischendurch Dramen abspielen, ist ganz normal, liegt allerdings eher am eigenen Unvermögen, das Auto auf der Bahn zu halten, bzw. dem Ehrgeiz, es so schnell wie möglich über dieselbige zu treiben.

So, genug berichtet, jetzt gibt es etwas zu sichten: Fahrszenen, Drifts, Überschläge. Unser Kameramann war dabei, auf- und abseits der Strecke. Enjoy!

Video: Grand Prix vom Wohnzimmerteppich