Zu Weihnachten daheim

Es gibt Menschen, die wirklich gerne anderen helfen – doch auch sie brauchen bisweilen Unterstützung. Wie der Schutzbrief einen Steirer am 24. 12. nach Hause brachte.

Seit seiner Kindheit lebt Martin K. mit zystischer Fibrose – einer seltenen, unheilbaren Erbkrankheit, die Lunge und Verdauungsorgane betrifft. Ihre Auswirkungen: Schleim sammelt sich in den Atemwegen, die Atmung fällt immens schwer, und der Darm funktioniert nicht, wie er eigentlich sollte.

Viele der davon Betroffenen sterben daran bereits als Kinder.

Mir war immer wichtig, selbst zu helfen. Dank Schutzbrief wurde nun mir geholfen.

Martin K., Clubmitglied und Schutzbrief-Inhaber

Die Krankheit

"Ich bin einer der ältesten noch lebenden Betroffenen in Österreich", erzählt Martin, der heute 55 Jahre alt ist. Seine Lungenfunktion liegt derzeit bei 47 Prozent. Vor einigen Jahren waren es nur mehr 23 Prozent. Er stand schon auf der langen Warteliste für eine neue Lunge. Wie sich die Krankheit auswirkt? "Geradeaus gehen funktioniert super, fünf Stufen nach oben sind schwierig."

Bewegung bleibt trotzdem Teil seines Alltags: Täglich geht Martin mit seinem heiß geliebten Labrador "Kimba" spazieren. Bis zu acht Kilometer spazieren die beiden jeden Tag – immer in flachem Gelände, dafür aber bei jeder Witterung. "Der Hund ist meine lebensverlängernde Therapie. Ohne Kimba gäb’s mich heute vielleicht nicht mehr."

Ein Leben in Etappen

Der Steirer aus Deutschlandsberg hat trotz seiner chronischen Krankheit viele Berufe ausgeübt: Er hat Koch gelernt, war Kinovorführer, Lkw-Fahrer, als Freiwilliger bei der Formel 1 in Spielberg – und schlussendlich Rettungsassistent.

In den 1990er-Jahren war Martin trotz seiner Krankheit der erste Österreicher, der die Rettungsassistenten-Ausbildung beim Bayerischen Roten Kreuz abschloss, um danach vier Jahre lang als Intensiv- und Flugretter in Tirol zu arbeiten – im Hubschrauber.

"Damals konnte ich vielen Menschen in Not helfen, das war mir als chronisch Kranker immer wichtig."

Notfall in Tirol

Im vergangenen Winter schlägt die Krankheit wieder zu. Martin befindet sich gerade in Tirol, als er am 22. Dezember plötzlich starke Rückenschmerzen bekommt, die immer schlimmer werden. Die Rettung bringt ihn ins Krankenhaus nach Schwaz, wo eine akute Nierenkolik festgestellt wird. Noch am selben Abend erfolgt die Verlegung nach Hall in Tirol.

Tags darauf, am 23. Dezember, wird er umgehend notoperiert. Um den Druck zu lindern, legen die Ärzt:innen zuerst eine Harnleiterschiene. Der eigentliche größere Eingriff soll erst später erfolgen.

Am Weihnachtstag allein?

Am 24. Dezember darf Martin das Krankenhaus zwar verlassen, aber er ist körperlich extrem geschwächt, kann nicht auf eigenen Beinen stehen – und ist noch dazu ganz allein in Tirol. Die Ärzt:innen schlagen zuerst vor, dass er Weihnachten im Spital verbringen soll. Martin hat zum damaligen Zeitpunkt aber weder eine Partnerin noch sonst jemanden, der ihm vor Ort helfen kann: "Ich wollte ausgerechnet zu Weihnachten überhaupt nicht allein im Krankenhaus liegen."

Es ist der Zeitpunkt, an dem er sich erinnert, dass er den Schutzbrief des ÖAMTC hat – und kontaktiert die Schutz­brief-Nothilfe-Nummer des Clubs.

"Ich möchte heim"

Martins Eltern wohnen in Strobl am Wolfgangsee (Salzburg): "Auch als Erwachsener bleibt man doch immer das Kind, wenn irgendwas schiefgeht. Und die Eltern haben während meiner Abwesenheit ja auch auf Kimba aufgepasst."

Sprich, Martin kontaktiert frühmorgens am 24. Dezember die Schutzbrief-Nothilfe des ÖAMTC – und wird per Krankenrücktransport nach Salzburg gebracht. Am Nachmittag startet die Fahrt von Hall in Tirol nach Strobl: "Das Personal im Krankenwagen war unglaublich freundlich und hat darauf geachtet, dass es mir gut geht. Ich musste mich um überhaupt nichts kümmern."

Die Wiedersehensfreude mit "Kimba" ist groß und der Weihnachtsabend verläuft doch noch im Kreis der Familie.

Die Kosten für den Krankenrücktransport wurden vom Schutzbrief zur Gänze übernommen.