Kurz, günstig, elektrisch
Neue Mini-Stromer erobern die Stadt: Was kosten sie, was können sie? Ein Überblick mit fünf wichtigen Vertretern.
Kleine, leistbare Elektroautos sind aktuell erfreulicherweise immer stärker auf dem Vormarsch. Sie sollen eine attraktive Alternative für Stadtfahrer, Pendler und alle sein, die ein modernes, umweltfreundliches Fahrzeug suchen. Vor allem aber sollen sie eines: nicht das Budget sprengen.
Die aktuell wichtigsten Vertreter dieser Klasse haben wir zum auto touring-Test versammelt. Neben den brandneuen Modellen BYD Dolphin Surf und Fiat Grande Panda plus seinem baugleichen Schwestermodell Citroën ë-C3 auch den Retro-Klassiker Renault 4 und das derzeit günstigste Elektroauto auf dem Markt, den überarbeiteten Dacia Spring. Allesamt Modelle mit einer Außenlänge zwischen 3,7 und 4,1 Metern.
Alle fünf wollen mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, sinnvoller Alltagstauglichkeit und vernünftiger Wirtschaftlichkeit punkten. Wie unser Test zeigt, gelingt das schon recht gut. Vor allem beim Fahrkomfort und dem tadellosen Platzangebot haben die Kleinen spürbare Fortschritte hingelegt. Beim Verbrauch sind dagegen immer noch deutliche Unterschiede erkennbar. Die Spanne reicht von 15,5 beim Dacia bis zu 19 kWh/100 km im Fiat. Preislich geht’s bei 18.990 Euro im Dacia los, gut zehn Tausender mehr werden für den günstigsten Renault 4 fällig. Alle von uns angegebenen Preise sind übrigens Listenpreise ohne jegliche Förderung. Zahlreiche Importeure gewähren allerdings noch einen Mobilitätsbonus von 2.400 Euro.
Weitere kleine Elektriker, die in Kürze starten: Leapmotor T03 ab 21.490 Euro und Opel Frontera ab 29.999 Euro.
Das Video zu den kleinen Elektrikern
Sie sind kompakt, effizient und alltagstauglich. Und sie senken die preisliche Einstiegshürde in die E-Mobilität.
Christian Stich, Redakteur
BYD Dolphin Surf: der Agile
Der knapp vier Meter lange Chinese gefällt mit einer modernen, dynamischen Linienführung, die vor allem den urbanen Lifestyle ansprechen soll. Trotz seiner überschaubaren Abmessungen ist das Platzangebot für die Insassen überraschend großzügig, bescheidener fällt lediglich das Volumen des Kofferraumes aus.
Ansprechend ist sein aufgeräumtes und hochwertig verarbeitetes Interieur mit dem zentralen Touchscreen, der sich weitgehend gut bedienen lässt. Physische Schieber und Drehwalzen für die wichtigsten Funktionen erleichtern die Nutzung zusätzlich. Einzelne Komfort- und Assistenz-Features verstecken sich aber dennoch in diversen Untermenüs.
Beim Fahren macht der Dolphin Surf vieles richtig. Der Elektromotor ist kräftig genug für zügige Beschleunigungen im Stadtverkehr, das Handling ist wunderbar agil und das Fahrwerk weitgehend komfortabel. Einzig auf schlechten Straßen stößt das Fahrwerk immer wieder an seine Grenzen. Der Verbrauch von 16,7 kWh/100 km auf unserer Testrunde ist vernünftig, der Bremsweg von rund 43 Metern könnte aber kürzer ausfallen. Fein dafür: die reichhaltige Serienausstattung in der getesteten Topversion. Sinnvoll: sechs Jahre Garantie.
Citroën ë-C3: der Bequeme
Seit 2002 ist der C3 Citroëns Bestseller. Er hat sich über 5,6 Millionen Mal verkauft. Die vierte Generation ist jetzt erstmals auch vollelektrisch und hört auf den Namen ë-C3. Der vier Meter kurze Stromer basiert auf der günstigen Stellantis-Plattform „CMP Smart Car“. Innen bietet der Kleinwagen überraschend viel Platz. Auch hinten sitzen zwei Erwachsene erstaunlich bequem – der hoch bauenden Karosserie sei Dank.
Im Gegensatz zum spartanisch eingerichteten Cockpit in der Basisversion „YOU“ gibt’s in den höherwertigen Ausstattungen „Plus Pack“ und „MAX“ (jeweils rund 2.700 € Aufpreis) einen logisch bedienbaren Touchscreen, Radio oder die bequemen Komfortsitze serienmäßig.
Unter der Haube des Vier-Meter-Elektrikers arbeitet ein 113 PS starker Elektromotor in Kombination mit einem 44-kWh-Akku mit Lithium-Eisenphosphat-Technik. Der Verbrauch ist mit knapp 19 kWh/100 km bei idealen 25 Grad Außentemperatur noch akzeptabel, die Reichweite ist mit rund 250 Kilometer begrenzt. Richtig überzeugend: der hohe Fahrkomfort und sein durchaus agiles Handling. Wie sein Technikbruder Fiat Grande Panda auch als Verbrenner (ab 16.990 Euro) zu haben.
Dacia Spring: der Günstige
Wer ein Elektroauto zum Tiefstpreis sucht, landet schnell beim Dacia Spring. Das 3,7 Meter kurze Mini-SUV aus China ist günstiger als viele Konkurrenten – aber mit spürbaren Kompromissen. Nur ein Stern im Crashtest zeigt: Sicherheit zählt nicht zu seinen größten Stärken. Der Blick in den Innenraum offenbart Hartplastik, soweit das Auge reicht. Immerhin ist die Verarbeitung solide und die Bedienung sehr einfach. In der getesteten Topversion „Extreme 65“ sind ein Navigationssystem und eine Rückfahrkamera serienmäßig an Bord.
Die Leistung des getesteten 48 kW (65 PS) starken Elektromotors reicht locker für die Stadt, zäh wird’s auf der Landstraße. Ab 18.990 Euro ist eine noch schwächere Variante mit 33 kW (44 PS) zu haben. Das Fahrwerk ist straff, das Lenkrad ist nur höhenverstellbar, die Bremsen enttäuschen. Mit 15,5 kWh Verbrauch und rund 195 km Reichweite bleibt er im Alltag praktikabel, optional gibt’s lediglich eine 30-kW-Schnelllademöglichkeit.
Weniger überzeugend: gewöhnungsbedürftige Sitzposition, zu klein dimensionierte Rücksitze, schlechte Sicht nach schräg hinten. Pluspunkt: ausreichend Platz vorn und ein angesichts der Fahrzeuggröße brauchbarer Kofferraum.
Fiat Grande Panda: der Auffällige
Der Fiat Grande Panda sorgt für frischen Wind unter den kompakten City-SUV. Er kombiniert Retro-Flair mit modernen Akzenten. Auf knapp vier Metern Länge bietet er deutlich mehr Platz als sein Vorgänger. Das Interieur gefällt mit cleveren Details wie Bambus-Elementen, praktischen Staufächern und USB-C-Anschlüssen für die Rückbank sowie einem einfach bedienbaren Touchscreen.
Der Kofferraum fasst solide 360 Liter. Beim Fahren sorgt der 83 kW (113 PS) starke Elektromotor für ausreichend kräftige Fahrleistungen. Wie im Citroën ist der Verbrauch von 19 kWh/100 km aber nicht berauschend.
Clever gelöst: Der Italiener hat als Einziger ein Ladekabel (nur 3,7 kW Ladeleistung) in der Front integriert. Alternativ ist auch eine 110 PS starke Hybridversion um 18.990 Euro zu haben.
Renault 4: der Klassiker
Der Kompakte ist eine moderne Neuinterpretation des Klassikers aus den Sechzigern – und nach dem Renault 5 (Vergleichstest auf www.autotouring.at) aktuell das vierte reine Elektroauto der Franzosen.
Optisch ist es definitiv gelungen, Retro-Touch mit modernem Design zu kombinieren. Die Innenraum-Architektur mit seinem intuitiv bedienbaren 10,1-Zoll-Infotainmentsystem kennt man aus anderen Modellen der Marke.
Durchaus familientauglich: das gute Platzangebot auf allen Sitzen sowie der geräumige Kofferraum. Der Testverbrauch von 16,8 kWh/100 km ist vernünftig, ebenso die Reichweite von über 350 Kilometern. Alternativ zum Testwagen mit 110 kW (150 PS) und 52 kWh großem Akku gibt es auch eine Version mit 90 kW (122 PS) und 40-kWh-Batterie ab 29.390 Euro.
Alle Daten im Überblick