Dauertest Renault Zoe: Mehr braucht's nicht

Ein kleines Elektroauto im mobilen Alltag – und das ausgerechnet zu Zeiten einer globalen Ausnahmesituation? Der Renault Zoe hat uns im einjährigen Dauertest Muße und Erkenntnis gelehrt.

Es liegt in der Natur eines auto touring-Dauertests, dass die ihm unterzogenen Autos während der zwölf Monate, die sie in unserer Obhut verbringen, zumindest einmal, oft auch mehrmals ins Ausland fahren.

Der Renault Zoe, der die Redaktion im vergangenen Pandemie-Jahr durch alle Lockdowns und Reise-Einschränkungen begleitet hat, ist nun aber die erste Ausnahme davon: Knapp 10.000 Kilometer hat er zwischen den Sommern 2020 und 2021 zurückgelegt – ausschließlich auf heimischen Straßen.

Allerdings: Wir haben in dieser Zeit alle Bundesländer mit dem Zoe durchquert, waren damit auf Österreichs höchstem Berg und in den Tiefebenen des Ostens. Zu allen vier Jahreszeiten.

Und gleich vorweg: Die Enttäuschungen unterwegs hielten sich trotz aller Elektroauto-Klischees in sehr, sehr engen Grenzen…

Video: Dauertest-Resümee

Le petit Alleskönner

Hauptsächlich wurde der kleine Renault – das in punkto Preis-Leistungs-Verhältnis nach wie vor spannendste Elektroauto am Markt (knapp 400 Kilometer Reichweite für deutlich unter 40.000 Euro) – dort bewegt, wo er am besten hinpasst: im automobilen Dunstkreis zwischen City und Landstraße.

Gefühle sind zwar schwierig in Zahlen zu packen, aber wenn man sich in einen gut ausgestatteten Zoe setzt, stellt sich etwas ein, das man als "wohnlich" umschreiben kann: Der Material-Mix stimmt, alle Oberflächen sind haptisch angenehm, nach dem Schließen der Türen ist's dank toller Dämmung still an Bord. Akustisch funktioniert das auch zwei Fahrzeugklassen darüber oft nicht besser.

Hier spielt auch die Charakteristik des Elektroautos mit: also die ansatzlose Kraft (in diesem Fall 100 kW) aus dem Drehmoment-Keller, die bis zum legalen Autobahn-Tempo im Prinzip digital abrufbar ist.

Von allen Seiten

Rein vom optischen Standpunkt gesehen halten wir fest: Französisches Autodesign tendiert in der historischen Betrachtung ja oft zur Avantgarde – im Falle des Zoe aber eben nur so weit, dass sich der Massengeschmack nicht kopfkratzend abwendet…

Technische Daten Renault Zoe

Notizen und Erfahrungen

Laden & Reichweite

Auf unserer auto touring-Normrunde hat der Renault Zoe mit dem 52-kWh-Akku seinen offiziellen WLTP-Verbrauch sogar unterschritten und schafft damit bei optimalen Bedingungen tatsächlich 367 Kilometer mit einer Vollladung.

Durch alle Jahreszeiten

Zum Schluss: der Praxis-Patzer

Jenem Autodesigner, der Mitte der 1990er-Jahre auf die Idee gekommen ist, dass es klug sein könnte, die hinteren Türgriffe bei leistbaren Vier- oder Fünftürern in der C-Säule zu verstecken, um die Karosserie "coupéhaft" wirken zu lassen, gebührt an dieser Stelle ein nachdenkliches "Hm".

Vermutlich war es Walter de Silva, einer der grandiosesten ­Auto-Zeichner überhaupt, der diesen Optik-Kniff anno 1996 beim wunderschönen Alfa Romeo 156 erstmals durchgesetzt hat. Das Problem: Viele Hersteller haben später leider versucht, diesen Design-Kniff zu kopieren – wie etwa Renault nun beim Zoe.

Resultat im Alltag: Die hinteren Türen des Zoe sind nicht zu öffnen, ohne sich jedes zweite Mal schmerzhaft einen Fingernagel aufzubiegen oder gar abzubrechen. Sprich: Es gibt an diesem ansonsten wirklich gut durchdachten Auto tatsächlich nichts Ärgerlicheres als diesen einen dummen Fehler, der den Alltag der Kunden permanent stört.

Wir fragen uns deshalb: Was war denn so falsch an Türgriffen, an denen man einfach anziehen kann?

Finale am Stützpunkt

Beim obligatorischen Abschluss-Check am ÖAMTC-Stützpunkt zeigt sich der Renault Zoe nach einem Jahr Intensivtest als vorbildlicher Musterschüler: Bis auf kleine Kratzer und Dellen, die dem üblichen Alltagsgebrauch geschuldet sind, kann der gewohnt penible Club-Techniker tatsächlich keinen einzigen Mangel feststellen. Bravo!