Stille Nacht, punschige Nacht

Bevor es losging, haben wir genau geplant, welche Märkte in welcher Reihenfolge möglichst zeitsparend zu besuchen sind. Reiner Fußweg ist ungefähr eine Stunde, wir haben uns aber mit dem E-Scooter "Micro Merlin II" auf den Weg gemacht. Da muss alles alkoholfrei sein, versteht sich – also testeten wir auch gleich die interessantesten Kinder-/Autofahrer:innen-Punsche.

Wer bereits am späten Nachmittag startet und bei jedem Markt nicht länger als eine halbe Stunde bleibt, kann unsere Tour aber natürlich auch zu Fuß nachmachen!

Gleich vorab: Autos, Fahrräder und Scooter sind auf den Christkindlmärkten, zumindest fahrend, nicht erlaubt. Wer also mit Rad oder Roller unterwegs ist und keine Lust hat, das Fahrzeug immer neben sich herzuschieben, tut gut daran, ein Fahrradschloss dabei zu haben!

Von der U-Bahn-Station Volkstheater düsten wir also rüber zu unserer ersten und vermutlich bekanntesten Station: dem Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz.

Für alle, die auf absoluten Weihnachtskitsch stehen, ist der Christkindlmarkt am Rathaus Pflichtprogramm. Tagsüber sind die imposanten Lichtinstallationen noch gut versteckt, abends erstrahlen der Rathausplatz und der Park rundherum aber im Weihnachtsglitzer und verwandeln sich in ein funkelndes Winter-Wonderland.

Inmitten des Platzes prangt ein Karussell, im Park steht ein kleines Riesenrad, umringt von leuchtenden Rentieren, roten Weihnachtskugeln, einem mit tausenden Lichtern geschmückter Spazierweg und traditionellen Weihnachtsabbildungen.

Unser erster Christkindlmarktsnack war ein Lángos um stolze € 8,50, allerdings nicht klassisch mit Salz und Knoblauch, sondern süß mit Erdbeermus. Dazu gab es um € 4,– einen Trauben-Birne Punsch, der trotz der Betitelung als "Kinderpunsch" keine zu aufdringliche Süße hatte.

Das heiße Getränk konnten wir gut gebrauchen, denn schon nach den ersten Metern auf dem Scooter mit dünnen oder auch keinen Handschuhen schleicht die Kälte sich bereits bis in die Fingerknochen.

Daher: Wer unsere Scooter-Tour nachmachen will, unbedingt an Handschuhe und Haube denken!

Zwischen dem Naturhistorischen und Kunsthistorischen Museum, am Fuße von Maria Theresia, entsteht jedes Jahr ein Weihnachts- und später noch Silvesterdorf. Vom Rathaus ging es recht flott dorthin, mein Kollege und Fotograf Andreas übernahm kurzerhand die Führung und ließ sich auch nicht von den Autos irritieren, die am Weg dorthin an uns vorbeifuhren.

Für mich als Scooter-Frischling war die Strecke über den Fahrradweg direkt neben der Fahrbahn mit Herzklopfen verbunden – die Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h behielt ich nicht lange bei. Das war allerdings ein Fehler, denn wer zu langsam fährt, verliert Schwung und somit das Gleichgewicht.

Wer also genauso wie ich neu bei der Sache ist: Lieber vorher in Ruhe üben als dann unsicher unterwegs zu sein!

Nachdem wir uns aufgrund meines zögerlichen Fahrstils kurz verloren und beim Museumsquartier wieder gefunden hatten, rollten wir gemächlich über die Straße zum Maria-Theresien-Platz. Die Location ist ganz ohne übertriebene Weihnachts-Deko schon beeindruckend, sowohl die Statue von Maria Theresia als auch die beiden prächtigen Museen sind ein Zauber für sich.

Wie üblich gibt es die klassischen Christkindlmarkt-Drinks. Unsere Stärkung bestand hier aus einem "Apfel-Feen Punsch" um € 4,70, einem klassischen Apfel-Zimt-Punsch mit Vanille versetzt, die dem Ganzen eine süß-milde Note gab.

Das Lángos lag uns noch ein wenig im Magen, wir testeten uns also durch die Kostproben eines Käsestandes, mit Klassikern wie Cheddar und Ziegenkäse sowie Sorten wie Pesto Rosso oder Lavendel, die uns teils aber etwas zu schräg waren (siehe Video am Ende des Artikels).

Etwas weiter gab es auch Dips und Aufstriche durchzuprobieren, die perfekt zu dem eben getesteten Käse gepasst hätten.

Wer spontan noch eine extra Station möchte, braucht nur über die Straße zum Museumsquartier zu spazieren. Der Markt ist durch die fehlende Weihnachtsmusik und durch moderne Lichterspiele etwas für so manchen Grinch unter uns, der aber trotzdem gerne Punsch trinkt.

Über entspannte Radwege und schließlich Pflastersteine, die für die kleinen Räder des E-Rollers leider eine einzige Qual darstellen, landeten wir beim zu dieser Zeit gar nicht so überfüllten Stephansplatz.

So eindrucksvoll der Stephansdom ist, der Markt war zu unserer Überraschung deutlich kleiner als erwartet. Ungefähr der halbe Dom ist von Ständen umringt, die viel Kunst und etwas weniger kulinarische Vielfalt anbieten.

Unsere Suche nach einem besonderen Imbiss blieb vergebens, aber trotzdem verließen wir den Markt nicht, ohne etwas getrunken und schnabuliert zu haben. Die flüssige alkoholfreie Erwärmung war diesmal ein Himbeerpunsch um € 4,50, der dank der leicht säuerlichen Himbeeren tatsächlich weit weg von einem picksüßen Kinderpunsch war.

Gegessen haben wir dann eine amerikanisch-wienerische Fusion. Einen zugegebenermaßen mit einem Preis von € 7,90 etwas überteuerten Sacherwürstel-Hotdog. Das Coole war hier, dass sowohl die Saucen als auch Röstzwiebel, Kren und Gürkchen nach eigenem Geschmack selbst auf dem Würstel im Brot verteilt werden konnten.

Für alle Fans von Handwerk und Basteleien ist der Weihnachtsmarkt am Hof eine wahre Fundgrube. Nicht überfüllt oder übertrieben dekoriert, herrscht am Hof ein ganz eigener Charme, der nach dem Trubel auf den weitläufigeren Märkten eine Wohltat war.

Von Holzdekorationen, Lederwaren, Schokowerkzeug, Antiquitäten und Schmuck ist hier alles zu finden und es dauerte länger als gedacht, bis wir die "Fressmeile" bei dem eigentlich gar nicht so großen Markt fanden. Hier besorgten wir den ersten klassischen Kinderpunsch um € 4,–, der uns aber durch seine extreme Süße ein wenig enttäuscht zurückließ.

Das hat aber unser ausgewähltes Christkindlmarkt-Food wieder wettgemacht: Ein Raclette-Stand bot neben dem typischen, mit Raclette-Käse belegten Brot auch um € 9,50 Erdäpfel-Gröstl mit Gemüse an, das mit einer ordentlichen Portion geschmolzenem Käse sowie, wer mag, gewürfeltem Speck überfüllt wird und eine somit herzhaft süffige Mahlzeit bietet.

Der Christkindlmarkt auf der Freyung lockt schon mit seiner langen Geschichte. Der erste Markt, der unseren jetzigen Christkindlmärkten zumindest vom Thema ähnelte, entstand nämlich erstmals 1722 unter dem Namen "Nikolo-, Weihnachts- und Krippenmarkt" auf der Freyung.

Zu diesem Zeitpunkt der Tour brauchten unsere Mägen dringend eine Pause und da gesunder Salat auf Christkindlmärkten nicht so üblich ist, wurde es ein kleines Dessert. Von einem älteren Pärchen kauften wir mit Milchschokolade überzogene Erdbeeren um € 4,50, die unsere Lebensgeister wieder weckten, und den bis jetzt billigsten Kinderpunsch um € 3,50 mit dem Geschmack von Traube und Apfel.

Auf der Freyung schien die Temperatur weniger eisig zu sein, also sammelten wir hier neue Kräfte, wärmten die Hände am Punschhäferl und planten den Weg zu unserer letzten Station, die noch ungefähr 7 Minuten Fahrt entfernt war.

Mein absoluter Lieblingsmarkt war der Abschluss unserer Tour und enttäuschte nicht. Zu dem Zeitpunkt war es bereits dunkel, die Lichterspiele zeigten den Christkindlmarkt im Alten AKH am Campus der Uni Wien in seiner ganzen Pracht.

Hier gibt es keine klassische geschmückte Tanne, sondern einen Christbaum aus Schlitten, der dieses Jahr am seitlichen Eingang steht. Wer Punsch mit Alkohol mag, findet hier viele ausgefallene Sorten, von Pistazie-Haselnuss bis Ingwer-Honig. Wir holten unseren alkoholfreien Punsch von einer Hütte, die lateinamerikanische Spezialitäten anbietet.

Neben Empanadas und Tequeños gibt es, mit oder ohne Rum, "Aguapanela". Ein Heißgetränk aus Panela, einem Lebensmittel, das aus gehärtetem Zuckerrohrsaft gewonnen wird.

Zu diesem exotischen Punsch um € 4,50 gönnten wir uns abschließend noch unsere letzte Christkindlmarkt-Delikatesse, die für mich als halbe Kärntnerin der perfekte Abschluss war: Ein Stand am Rand des Platzes bot um € 9,50 Kärntner Kasnudeln an, klassisch mit Topfen und Minze gefüllt, oder auch mit Tomaten-Mozzarella-Fülle sowie Spinat und Knoblauch.

Auch im Christkindlmarkt-Fieber, aber keine Lust nach Wien zu fahren?

Tipps für die coolsten Locations außerhalb von Wien geben unsere Kolleg:innen aus ganz Österreich im neuen ÖAMTC Blog!