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Alles voll: Beim Bahnhof Rottenegg wollen viele Pendler in die Mühlkreisbahn umsteigen, oft gibt es keinen legalen Parkplatz. 

© Markus Zahradnik

Alles voll: Beim Bahnhof Rottenegg wollen viele Pendler in die Mühlkreisbahn umsteigen, oft gibt es keinen legalen Parkplatz. 

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November 2017

Kein Park, kein Ride

Pendlerparkplätze und Park & Ride-Anlagen: Wie viele gibt es im Raum Linz und wie sieht die Auslastung aus? Stefan Neubauer vom ÖAMTC Oberösterreich hat sich umgesehen. 

Es ist Mittwoch, der 4. Oktober 2017. Etwa 6.30 Uhr am frühen Morgen. Im Radio werden bereits die ersten Verkehrsüberlastungen verlesen: "Auf der A7 von Freistadt kommend zehn Minuten Verzögerung, auf der B127, B3, B126, A1 … ebenso", zählt die Nachrichtensprecherin auf.

Einige Mitarbeiter/-innen des ÖAMTC Oberösterreich befinden sich exakt zu diesem Zeitpunkt auf diesen Pendlerrouten. Kein Stau, keine Verzögerung, freie Straßen – der Grund dafür: Sie sind in der entgegengesetzten Richtung unterwegs.

Das Vorhaben: Augenschein der Park & Ride-Anlagen entlang der S-Bahnen sowie der Mühlkreisbahn. Um Punkt 7 Uhr beginnt die Evaluierung an den jeweiligen Start-Bahnhöfen. "Wir haben uns an einem Tag von der Auslastung der Park & Ride-Anlagen überzeugt. Dazu wurde die vorhandene Gesamtkapazität und die jeweilige Inanspruchnahme evaluiert und dokumentiert", erklärt ÖAMTC-Landesdirektor Josef Thurnhofer.

In der ÖAMTC-Landeszentrale Wankmüllerhofstraße angekommen, werden die Ergebnisse zusammengetragen und ausgewertet: "Entlang der fünf S-Bahnen sowie der Mühlkreisbahn haben wir eine Gesamtkapazität von 4.105 Kfz-Stellplätzen. Von diesen waren 2.845 – knapp 70 % – verparkt. Daraus lässt sich einerseits schließen, dass die Akzeptanz der S-Bahnen grundsätzlich hoch ist. Es bedeutet aber andererseits auch, dass sich die verbleibenden 1.260 Stellplätze bei vollkommener Inanspruchnahme nicht spürbar auf den Verkehr auswirken", stellt Thurnhofer dar. Das gesamte Ergebnis finden Sie hier.

Etwa 150.000 Kraftfahrzeuge pendeln pro Tag nach Linz und auch wieder raus aus der Stadt. Die vorhandenen Park & Ride-Stellplätze hätten somit eine Auswirkung von gerade einmal 1 % – sofern sich pro zusätzlich parkendem Fahrzeug eine Person darin befindet. Der Effekt ist gleich null. Um eine spürbare Verbesserung während der Rushhour zu bewirken, brauche es eine Umplanung von mindestens 10.000 Fahrzeugen. Viele Park & Ride-Anlagen waren im Zuge der Begutachtung zu 100 % ausgelastet, manche weniger.

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Parken_5727_markuszahradnik_CMS.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Riesiger Gratis-Parkplatz, Schnellbahn-Station direkt daneben: Dennoch wird Park & Ride beim Bahnhof Ansfelden derzeit nicht angenommen. 

Das Land Oberösterreich hat hier bereits Handlungsbedarf erkannt: "Landesrat Steinkellner hat bereits bekannt gegeben, manche An­lagen ausbauen zu wollen. Auch die entsprechenden Prioritäten wurden bereits vergeben. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass diese Erweiterung rasch umgesetzt wird", so der ÖAMTC-Landesdirektor. (Siehe dazu auch das Interview mit Landesrat Steinkellner.) 

Mit dem Ausbau der Park & Ride-Anlagen einhergehend, braucht es aber zusätzliche Maßnahmen, wie sich im Zuge dieser Beobachtung herausstellte: "Wir haben weitere interessante Aspekte festgestellt, vor allem in Bezug auf die Pendlerparkplätze. Sowohl auf der B127, von Rohrbach kommend, als auch auf der B126, von Bad Leonfelden kommend, sind auf langen Teilstrecken kaum freie Pendlerparkplätze vorhanden", führt der Landesdirektor weiter aus.

Viele volle Parkplätze, oft schlechte Verbindungen

Die Grafik zeigt die Auslastung der Park & Ride-Anlagen entlang der S-Bahnen sowie der Mühlkreisbahn am 4. Oktober 2017. Die genaue Auswertung finden Sie hier.

Plan_CMSjpg.jpg auto touring © auto touring

Forderungen des ÖAMTC

Um Autopendler für den öffentlichen Verkehr oder für die Bildung von Fahrgemeinschaften zu begeistern, gibt es für den ÖAMTC einige Ansätze: Freie Stellplätze müssen klar ersichtlich sein, ebenso wie die Information über freie Kapazitäten in Bus und Bahn – eine Aufgabe, der sich jede Gemeinde widmen könnte. Betriebe könnten sich Maßnahmen überlegen, um Fahrgemeinschaften bzw. den öffentlichen Verkehr zu fördern.

Die oftmals zitierte und vielfach verwendete Forderung: "Wenn mehr Pendlerinnen und Pendler öffentlich fahren würden, wäre das Stauproblem gelöst", kann derzeit unmöglich erfüllt werden. Zumal es auf vielen Strecken überhaupt keine attraktive Anbindung gibt.

"Um den Umstieg in den öffentlichen Verkehr zu attraktiveren, muss an mehreren Schrauben gedreht werden. Und das möglichst bald", appelliert Thurnhofer. "Die Sterne stehen derzeit günstig dafür, denn wir wissen aus einer Umfrage, dass die Bereitschaft, vom Auto in den öffentlichen Verkehr umzusteigen, unter den Pendlern hoch ist. Linz braucht Pendler und Pendler brauchen Linz. Es braucht Lösungen und keine sinnlosen Diskussionen und Streitigkeiten. Der Großraum Linz braucht eine gemeinsame Vorstellung, eine gemeinsame Vision, mit welcher Infrastruktur die notwendigen Wege in 20 bis 30 Jahren einfach, leistbar und in kalkulierbaren Zeiten bewältigt werden können."

Wenn auch Sie sich zu Wort melden möchten, uns eine Anregung oder einen Lösungsvorschlag schicken oder aber auch Ihrem Ärger Luft machen wollen, dann richten Sie Ihre Nachricht an: verkehr.ooe@oeamtc.at

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