Christophorus Magazin

6 Der Kreis schließt sich Begegnung mit einem Team, das Verantwortung teilt – und einer Erinnerung, die nicht verblasst. EMOTION Christophorus von Ralph Schüller Es ist mehr als vierzig Jahre her, dass in St. Martin am Grimming ein junger Bursche bei einer Bergtour tödlich verunglückte. Stefan Huml war damals noch ein Kind, der Verunglückte einer seiner engsten Freunde. Kurz danach wurde Stuttgart zu Lebensmittelpunkt von Stefans Familie. Was blieb, war das Gefühl, dass etwas fehlte – jemand fehlte. Und das für immer. Viele Jahre später ist Stefan wieder zurück – diesmal im Hangar von Christophorus 14 in Niederöblarn. Nicht weit vom Ort des damaligen Unglücks richten sich Scheinwerfer, Kameras und Mikrofone auf drei Männer, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen: Pilot Gerhard Brunner, Flugretter Api Prugger und Notarzt Reinhard Doppler. Seit beinahe zwei Jahrzehnten bilden sie ein eingespieltes Team. Ihre Arbeit ist geprägt von klarer Kommunikation und wechselseitigem Vertrauen – und genau das interessiert Stefan heute, als Zuhörender für seinen Videopodcast. Vertrauen, das trägt Die Crew spricht über ihre Einsätze – nüchtern, sachlich, ohne große Worte. Dabei wird schnell deutlich: Hier geht es um Verantwortung. Was zählt, ist nicht die Position, sondern die Situation. Und auch wenn die Führungsrolle immer wieder einmal wechselt, werden Entscheidungen stets gemeinsam getroffen. Starre Hierarchien, so ist man sich einig, wären fehl am Platz und klare Kommunikation sei entscheidend. „Denn dort, wo es schnell gehen muss, ist Offenheit ein Sicherheitsfaktor“, ist Api überzeugt. „Wir suchen keine Alphatiere“, ergänzt Gerhard. Gefragt sind daher keine Einzelkämpfer, sondern Menschen, die aufmerksam bleiben – für sich und füreinander. Auch nach Jahren im Einsatz können Fehler passieren. Entscheidend ist, dass man sie bespricht, sobald der Einsatz vorbei ist. Ohne Schuldzuweisung, aber klar. „Denn was nicht gesagt wird, kann beim nächsten Mal zum Risiko werden“, weiß Reinhard. Auch Mut hat in diesem Arbeitsumfeld keinen Platz. „Mut kann gefährlich sein“, sagt einer. Was zählt, ist die Fähigkeit, Lage und Grenzen realistisch einzuschätzen – und auch einmal Nein zu sagen. Persönliches Projekt Vieles, was in der Flugrettung unter Extrembedingungen funktioniert, lässt sich auch auf andere Teams übertragen: Verantwortung klug verteilen, offen kommunizieren, sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Diese Haltung möchte Stefan mit seinem Videopodcast sichtbar machen – auch für jene, die in ganz anderen Situationen Verantwortung tragen. ▲ Stefan Huml im Gespräch mit der Crew in Niederöblarn. Fotos: ÖAMTC/Mikes (1), ÖKAS/Argonaut (1), Amadeo Zapata (1)

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