17 Ein Donnerstagabend im Mühlviertel. Es ist kurz nach 21 Uhr, die Sonne verschwindet langsam hinter den Hügeln – ein typischer Sommertag geht zu Ende. Bei Holzarbeiten auf einem Bauernhof hat sich ein Mann schwer verletzt. Die Rettungskette funktioniert, Minuten später ist Christophorus Europa 3 bereits in der Luft und landet wenig später am Notfallort. An diesem Abend ist der Einsatz kein Problem – es ist noch hell genug. Doch ab Oktober soll genau das auch im Herbst und Winter möglich sein. Die Dienstzeiten sollen deutlich ausgeweitet werden – zunächst bis in die späten Abendstunden. Bis Ende 2026 soll Suben dann der vierte Christophorus-Standort mit 24/7-Bereitschaft sein. Diese Entwicklung basiert auf der Initiative des Landes OÖ, das die Notwendigkeit erkannt hat. Gemeinsam mit der ADAC-Luftrettung soll dies nun umgesetzt werden. In den Wintermonaten wird es früh finster. Doch gerade zwischen 17 und 21 Uhr kommt es regelmäßig zu einer Häufung von Notfällen: Menschen sind auf demHeimweg, beim Sport oder noch beim Arbeiten. Und auch akute medizinische Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle kennen keine Tageszeit. Eine Auswertung der ÖAMTC-Flugrettung hat gezeigt, dass es bis 21 Uhr zu einer Vielzahl an Einsätzen kommen kann – also lange nach Sonnenuntergang, wenn Christophorus Europa 3 bisher bereits im Hangar stand. Versorgung anpassen Künftig sollen sich die Dienstzeiten in Suben nicht mehr nach der Sonne richten, sondern nach dem tatsächlichen Bedarf. Schon jetzt sind mehrere Christophorus-Hubschrauber während der Wintermonate länger einsatzbereit – etwa in Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Wiener Neustadt oder Klagenfurt. Dort hat sich die notfallmedizinische Versorgung durch die erweiterten Bereitschaftszeiten nachweislich verbessert. Während einige Standorte schrittweise verlängern, sind andere längst rund um die Uhr im Einsatz: Christophorus 2 in Gneixendorf (Niederösterreich), Christophorus 14 in Niederöblarn und Christophorus 17 in St. Michael (beide Steiermark) sind täglich 24 Stunden einsatzbereit. Dort zeigt sich deutlich, wie entscheidend eine verlässliche Versorgung auch in der Nacht ist – bei schweren Unfällen ebenso wie bei internistischen oder neurologischen Notfällen, bei denen es auf jede Minute ankommt. Die Erfahrungen dieser Stützpunkte fließen direkt in die Weiterentwicklung anderer Standorte ein – auch in Suben. Dank langjähriger Erfahrung mit Nachtflügen kann die ÖAMTC- Flugrettung die nächsten Schritte am Christophorus Europa 3 nun zügig umsetzen. Die dafür nötigen Abläufe, Standards und technischen Voraussetzungen sind erprobt – eine bewährte Praxis, die nun auch in Oberösterreich und im angrenzenden Bayern zur Anwendung kommen soll. LÄNGER LEBEN RETTEN Weil sich medizinische Notfälle nicht an Tageszeiten halten, wird am Stützpunkt Suben bald auch nach Einbruch der Dunkelheit geflogen. „Suben ist der nächste logische Schritt – auch, weil wir dort ein starkes Team und die nötige Infrastruktur haben.“ MARCO TREFANITZ Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung Was Nachtflüge möglich macht Um auch bei Dunkelheit sicher zu fliegen, braucht es mehr als nur die reine Verlängerung der Dienstzeiten. Als erste Flugrettungsorganisation Österreichs hat die ÖAMTC-Flugrettung frühzeitig in den sicheren Nachtbetrieb investiert – in Technik, Ausbildung und Infrastruktur. All das wurde in den vergangenen Jahren systematisch aufgebaut – mit dem Ziel, jederzeit einsatzbereit zu sein. Heute ermöglichen unter anderem Nachtsichtgeräte, bestens geschultes Personal und angepasste Infrastruktur an den Stützpunkten einen verlässlichen Flugbetrieb – auch nach Sonnenuntergang. › VISION Christophorus Fotos: Erich Reismann (1), ÖAMTC/Postl (1) von Ralph Schüller
RkJQdWJsaXNoZXIy NDc0Mzk=