Stadt, Land, Strom: Zero DSR

Wie weit man kommt, wenn man mit der Energie haushält. Und nach wie vielen Kilometern nachgeladen werden muss, wenn's blitzschnell dahin ging. Elektro-Enduro Zero DSR Black Forest im Test.

Es gibt Vorurteile gegenüber der Elektromobilität, die klingen meist so: "Brauche ich nicht, will ich nicht, mag ich nicht, weil zu wenig Reichweite, zu lange Ladezeiten." Wir kennen diese Aussagen, deshalb entgegnen wir: "Tellerrand" und empfehlen den Blick darüber. Warum? Bei Fahrrädern funktioniert die Elektrifizierung bereits prächtig und der aktuelle Test des Hyundai Kona zeigt, dass auch bei Autos das Thema Reichweite keines mehr ist.

Und bei Motorrädern? Vieles angekündigt (u.a. eine Elektro-Harley für 2019), weniges aktuell kaufbar. Wacker die Fahnen hoch hält seit Jahren die kalifornische Marke Zero, ­deren neuestes, üppigst ausgestattetes Modell DSR Black Forest (drei Koffer, Sturzbügel etc.) endlich über eine optionale Schnellladefunktion verfügt (kostet 2.710 Euro extra).

Die guten Nachrichten.

Alltag funktioniert prima. Auch dank der Schnelllade-Option. Maximal 6 kW sind via Typ-2-Stecker möglich, das bedeutet: 0 auf 100 Prozent in ca. zweieinhalb Stunden. Außerdem erlebten wir ein sehr schlank bauendes Motorrad mit bequemer Sitzbank, eine Fahrwerksabstimmung, die der Zwitterhaftigkeit der DSR entgegenkommt, für sanfte Offroad-Einsätze genauso taugt wie kommodes Landstraßen-Cruising.

Beinahe perfekt: Eine bestens ­dosierbare Gasannahme, die es leicht macht, das enorme Drehmoment von 146 Newtonmetern konfliktfrei zu verwalten.

Und: fulminante Fahrleistungen, sofern Grip vorhanden ist. Bei idealen Bedingungen beamt dich die Zero vom Stand weg nämlich derart vehement vorwärts, dass die Umgebung wie im Zeitlupentempo zu agieren scheint.

Die Reichweite: etwas mehr als 180 Kilometer im Eco-Modus auf unserer Testrunde mit Stadt-Land-Autobahn-Mix, zarte 100 Kilometer mit viel Fahrspaß auf der Hausstrecke.

Die schlechten Nachrichten.

Einstellbare, jedoch schwache Rekuperation. Größtes Manko der Zero: die fehlende Traktionskontrolle, zumal da 146 Nm Dreh­moment auf einen schmalen 130er-Tourenreifen treffen. Abhilfe gegen Wheelspin: Leistung reduzieren via App (oder im Eco-Modus fahren).

Wirklich störend ist zudem der geringe Lenkeinschlag; auf engem Raum wenden oder reversieren wird da bereits zum (unnötigen) Ärgernis.

Und schlussendlich: der Preis – für die geforderten knapp 25.000 Euro geht sich auch schon locker die Königin aller Reise-Enduros aus, die 12er GS von BMW.

Fazit:

Taugt die Zero nun zum täglichen Pendeln? Wir meinen: Technisch gesehen ja, denn die Reichweite ist okay. Die optionale Schnelllade-Möglichkeit hingegen erhöht hauptsächlich die Tourentauglichkeit. Wer ­allerdings nur auf die Kosten schaut, der wird mit dieser Zero nicht glücklich (kauft sich stattdessen eine 700-Kubik-Reise-Enduro für rund 10.000 Euro und fährt sparsam).