EICMA 2025: Liebe auf den ersten Blick
Auf der Motorradmesse in Mailand gibt es vor allem eines zu sehen: viele alltagstaugliche Modelle. Honda setzt auf E-Mobilität, Ducati auf Altbewährtes, BMW überrascht. Und dann ist da noch dieses Ding aus New York.
Das Motto der EICMA 2025 lautet schlicht und einfach: That's Amore! Und damit kommen die Veranstalter der Sache Motorradfahren schon sehr nahe. Zumindest in Europa und Nordamerika. Denn hier (bzw. dort) ist diese spezielle Liebe zum Zweirad sehr ausgeprägt. Im Rest der Welt hingegen wird es viel eher als Mittel zum (Transport-)Zweck gesehen.
Nach dem Modell-Feuerwerk im vergangenen Jahr, geht es auf der Mailänder Motorradmesse heuer ein wenig ruhiger zu. Auffällig ist, dass vor allem alltagstaugliche Bikes präsentiert wurden. Wobei "alltagstauglich" bitteschön nicht als Synonym für "fad" oder gar "banal" zu verstehen ist. Wir gehen auch nicht von einem Verlust an Fahrfreude aus, ganz im Gegenteil. Unserer Meinung nach sind es folgende drei Wege, die unmittelbar ins Herz der meisten Motorradfahrer:innen führen:
fortschrittliche Technik
emotionales Design
Alltagstauglichkeit
Bei der Auswahl unserer 7 Highlights spielten diese Kriterien eine wichtige Roller – auf manche Modelle trifft nur ein Punkt zu, auf andere gleich mehrere.
1. Honda WN7
Mit der WN7 betritt Honda komplettes Neuland. Dabei handelt es sich um das erste vollelektrische Motorrad in der Firmengeschichte. Die wichtigsten Eckdaten: 217 kg schwer (fahrfertiges Gewicht), 9,3-kWh-Batterie, 140 km Reichweite, zwei Leistungsvarianten (15 oder 25 PS Nenndauerleistung).
Einer der Vorteile der WN7 im Vergleich zu anderen Elektromotorrädern liegt in der Lademöglichkeit. Serienmäßig ist nämlich ein CCS2-Stecker an Bord, der ein Aufladen an allen üblichen Schnellladesäulen ermöglicht. Der klassische Ladesprint von 20% auf 80% gelingt damit laut Honda in knapp 30 Minuten.
Falls sich übrigens jemand über den eigenartigen Namen wundert: Das "W" steht für Wind (entspringt dem Entwicklungmotiv „Be the Wind“), das „N“ steht für Naked (Bike) und „7“ kennzeichnet die Leistungsklasse (so dynamisch wie eine 700er).
Die WN7 kommt 2026 auf den Markt und wird in Österreich 14.990 Euro kosten, mögliche Förderungen (aktuell: 2.300 Euro für Bikes mit mehr als 15 PS) sind da noch nicht miteingerechnet.
2. BMW CE Vision
Der CE Vision ist quasi die Reinkarnation des zunächst belächelten, später doch noch beliebten C1-Rollers. Den zeichnet schon seinerzeit aus, dass er dank stabiler Dachkonstruktion mit Sicherheitsgurt und ohne Helm gefahren werden durfte. Genau dieses Schema greift der Neue erneut auf, freilich zeitgemäß interpretiert.
Wichtig: Bei dem präsentierten Modell handelt es sich offiziell noch um eine Studie – allerdings eine sehr realitätsnahe. So kann man etwa davon ausgehen, dass auch das Serienfahrzeug über einen Elektroantrieb verfügen wird. Ob es dann – wie der Prototyp – auch eigenständig ohne Ständer stehen kann, wissen wir nicht. Faszinierend war die Vorführung am Messestand definitiv, zumal das System nur auf das Zusammenspiel von ausgeklügelter Sensorik und E-Motor setzt. Gyro-Technik ist nämlich keine an Bord.
3. CFMoto SR-RR V4
Sie ist vermutlich das meistfotografierte Bike auf der EICMA, zeitweise war die Neugier der Besucher sogar so groß, dass es nur schwer gelang, überhaupt einen Blick auf das beeindruckende Superbike zu werfen. Abseits der extrovertierten Optik ist die SR-RR vor allem aber eine sehr klare Ansage, die da lautet: Aus China kommt nicht nur Günstiges, sondern auch Hochperformantes. In diesem Fall ein kompromissloses Renn-Eisen mit 210 PS starkem V4, aktiven Aerodynamik-Komponenten und jeder Menge Elektronik.
Wann genau CFMoto die SR-RR als Serienmodell auf den Markt bringt, ist noch nicht bekannt.
4. Vespa Primavera
Frage: Woran erkennt man eine neue Vespa?
Antwort: An den Details.
So ist es auch bei der neuen Primavera. Sie bekommt ein praktisches Keyless-Go-System (der Zündschlüssel kann somit in der Hosen- oder Jackentasche eingesteckt bleiben), ein volldigitales 5-Zoll-Display, eine 220-mm-Scheibenbremse hinten sowie neue Felgen.
Nichts ändert sich hingegen bei den Antrieben. Wie gehabt stehen Verbrenner mit 50 und 125 Kubik sowie zwei E-Varianten zur Auswahl.
5. Infinite Machine P1
Unsere imaginäre Auszeichnung für das auffälligste Design der diesjährigen EICMA geht an dieses Modell. Ein paar Hintergrundinfos: Die Firma stammt aus New York, der Roller aus Asien, nach Europa kommen er schon 2026. Zunächst allerdings nur in zweiradstarken Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich.
Der vollelektrische P1 ist der 125-Kubik-Klasse zuzurechnen, die wichtigsten Eckdaten lauten: 100 km/h Topspeed, 100 km Reichweite sowie je eine Kamera an der Front und im Heck, mit der das Verkehrsgeschehen dokumentiert werden kann. Top: Wie bei Pkw mittlerweile üblich, kann das eigen Smartphone via Apple Car Play oder Android Auto mit dem P1 verbunden werden. Preis: rund 6.700 Euro
6. Ducati Monster
35 Jahre nach dem Ur-Modell präsentiert Ducati heuer die 5. Generation der Monster-Baureihe. Und der fehlt genau das, was ursprünglich so stilbestimmend war: der ikonische Gitterrohrrahmen. Damit die neue Generation nicht zur letzten Generation wird, haben die Italiener also umfangreich erneuert. Motorisch kommt nun ein V2 mit 890 Kubik und variabler Ventilsteuerung zum Einsatz, im Datenblatt stehen 111 PS sowie 93 Nm Drehmoment. Gut: Die Neue wiegt lediglich 175 kg. Preis: ab 15.595 Euro
7. Suzuki GSX-R 1000
Dass die Japaner ihr Tausender-Superbike wieder auf den Markt bringen, kam etwas überraschend – aber rechtzeitig zum 40. Geburtstag der GSX-R-Baureihe – Happy Birthday.
Erster Wermutstropfen: Um den Motor an die aktuellen Abgasnormen anzupassen, musste die Leistung auf 195 PS (minus 7 PS) und das Drehmoment auf 110 (minus 8 Nm) reduziert werden. Mit an Bord sind natürlich auch zahlreiche elektronische Helferleins sowie hochwertige Fahrwerkskomponenten von Showa.
Zweiter Wermutstropfen: Die Neue kommt erst im Laufe des kommenden Jahres nach Österreich, bestellt werden kann schon, Preis ist allerdings noch keiner bekannt.