Das Afferl, das Angebot und unsereins

Dinge, die nicht der Klassenüblichkeit entsprechen, machen uns neugierig – und manchmal auch ein bisserl ratlos. Siehe Honda Monkey und Super Cub.

Die eine kam bereits 1958 auf den Markt. Drei Jahre später die andere. Die eine wurde seitdem über 100 Millionen Mal verkauft, von der anderen waren es zumindest einige Hunderttausend. Die eine gilt seit jeher als vernünftiges preiswertes ­Massenmobilisierungsmittel in Südostasien, das vor allem die Ratio anspricht. Die andere ist das pure Herzrasen, ein Funbike mit einer weltweiten Fanbase.

Die eine, das ist die Super Cub. Optisch seit Jahrzehnten so behutsam verändert wie ein Porsche 911, optisch omnipräsentes Beinschild. Halbautomatisiertes 4-Gang-Getriebe, überaus robuste Technik, reparaturfreundlich, 17 Zoll große schmale Bereifung. Cub ist übrigens die Abkürzung für Cheap Urban Bike. Sinngemäß wird uns hier also ein super preiswertes Zweirad für den Stadtverkehr angeboten. 

Die andere, das ist die Monkey. Dicke, kleine 12-Zoll-Bereifung, ebenso solide Technik wie bei der Super Cub, aber normales Getriebe (4-Gang), optisch zwar noch recht nah am ungefederten Erstlingswerk, aber doch erkennbar gereift und gewachsen.

Zunächst die Monkey

Wer nicht gerade den Kriterien eines Riesen entspricht, sondern eher dem EU-Mittelmaß von rund 1,80 Meter zuordenbar ist, wird überrascht sein: Das Platzangebot auf dem Einsitzer ist besser als es die niedrige Bauart vermuten lässt, der Kniewinkel angesichts der Sitzhöhe von 775 Millimeter ganz passabel. Zwischen Lenker, Schenkel und Oberkörper bleibt jedenfalls ausreichend Bewegungsspielraum. Diese Infos jedoch nur der (Ein-)Ordnung halber, relevant sind sie nur bedingt.

Denn: Wenn man auf der Monkey Platz nimmt, passiert noch etwas ganz anderes. Sie verändert ruckzuck dein Mindset, deine Art, Motorrad-Mobilität zu denken: aktiver, freundlicher, zuvorkommender. Sie ist eigen, eckt aber nirgends an. Motor, Bremsen, Fahrwerk – nichts an ihr ist in punkto Performance wirklich spitze, dennoch kann man mit ihr spitzenmäßig im urbanen Verkehrsgewusel mitschwimmen. Soulsurfing, das ist ihr Metier.

Und sie braucht dabei überraschend wenig Kraftstoff: 1,8 l/100 km waren es auf unserer Testrunde.

Jetzt die Super Cub

Direkt von der Monkey kommend, fühlt sich der Umstieg beinahe wie ein Paradigmenwechsel an. Wie vom Pummeligen ins Asketische. Oder vom Spiel- zum Nutzfahrzeug. Dabei ist es zunächst einmal vor allem die Kombination aus schlanker Silhouette und ungewohnt schmalen Reifen, die bei der Super Cub für das optische Aha-Erlebnis sorgt.

Unterwegs hingegen ist's weder aha noch oha, denn die Super Cub rollt mit ihren 109 Kilogramm Lebendgewicht dahin wie ein Fahrrad. Das Adjektiv kinderleicht liegt uns diesbezüglich zwar auf der Zunge, angesichts der Schaltung korrigieren wir letztlich doch auf – leicht.

Und weil nun bereits von der Schaltung die Rede war: 4-Gang-Getriebe mit Schuhspitzen-schonender Halbautomatik. Für Schaltvorgänge muss nämlich ausschließlich nach unten getreten werden, wahlweise mit den Zehen (Gang hoch) oder mit der Ferse (Gang runter).

Im Endeffekt hinterließen die Fahrten mit der Super Cub bei uns ein recht eigenartiges Gefühl innerer Zerrissenheit. Dieser Mix aus Roller (der sie aber nicht ist, weil z.B. kein Stauraum vorhanden ist) und kleinvolumigem Schaltmotorrad bot zwar viel Fahrspaß und hat auch durchaus seinen Reiz, als Alltagsfahrzeug allerdings wirkt sie in unseren Gefilden trotz aller Neuerungen so deplatziert, wie sie goldrichtig platziert in ihren wahren Zielmärkten in Südostasien wirkt.

Was wir an ihr am Tollsten fanden? Den Verbrauch: nur 1,9 l/100 km.

Daten & Kosten