auto touring fährt Expeditions: A MudRunner Game

Ein wildes Offroad-Abenteuer oder eher langweiliges Herumgurken? Expeditions: A MudRunner Game ist ein Spiel für ruhige Gemüter, leidet aber an Eintönigkeit. Wir testeten das neue Spin-Off der MudRunner Videospiel-Reihe auf der PS5.

Offroad durch die Wildnis streifen, verlassene aber wunderschöne Gegenden durchforsten und Geheimnisse lüften. Expeditions: A MudRunner Game klang nach perfekter Abwechslung von den typischen Rennspielen und bietet mit den Trucks und Scouts, mit dessen Hilfe die drei Maps durchquert werden, eine ganz andere Form von Mobilität in Videospielen.

Der Sound

Schon im Menü fällt mir die ruhige Musik auf, die im Gegensatz zu der musikalischen Begleitung im Trailer des Games weder mysteriös noch abenteuerlich klingt.

Die Missionen sind ebenfalls mit sanften Melodien unterlegt, sonst gibt nur das eigene Fahrzeug Geräusche ab sowie die Umgebung bei Kontakt mit dem Truck. Hin und wieder ist auch ein Vogelzwitschern zu hören – der Sound in Expeditions: A MudRunner Game bleibt aber sonst eher unspektakulär und leblos.

Die Optik des Spiels

Im Game sind drei Locations zu erkunden: Colorado, Arizona und die Karpaten.

In Arizona "düsen" wir durch karge, felsige Landschaft, über Kakteen und an trockenen Bäumen vorbei. Während diese wortwörtlich eintönige Gegend schnell ermüdet, machen die Karpaten das wieder wett. Wälder, Blumen und blauer Himmel machen Lust, jeden Winkel der Map zu entdecken.

Wetterveränderungen gibt es keine, aber Tag und Nacht können nach Belieben gewechselt werden. Im Dunkeln ist es in den Karpaten beinahe romantisch, allerdings ist die Sicht ohne Sonne in den dichten Wäldern so eingeschränkt, dass ich nach nur wenigen Minuten aufgeben musste und manuell zum Tag wechselte.

Die Welt von Expeditions: A MudRunner Game

Gameplay

Das Gameplay von Expeditions: A MudRunner Game verzichtet auf komplexe Abläufe: Nach jeder erfüllten Mission wird die nächste freigeschaltet und während Colorado hauptsächlich als Tutorial fungiert, warten in Arizona und den Karpaten jeweils 37 Missionen. Und diese beschäftigen deutlich länger, als es auf den ersten Blick scheint.

Vor dem Start wird vorgegeben, ob mit einem Truck oder Scout (ein kleiner Geländewagen) gefahren werden muss, welche Ausrüstung in die Tasche gehört und welche Expert:innen zur Unterstützung notwendig sind. Dann geht es ans Erkunden, Teile einsammeln oder Fahrzeuge abtransportieren. Am Lager gibt es noch die Möglichkeit, diverse Stationen aufzubauen. Das ist vor allem bei längeren Aufgaben, die mehr Kraftstoff oder Material zum Reparieren benötigen, sehr praktisch.

Ist die Mission beendet, gibt es Belohnungen in Form von Geld, Teilen oder Expert:innen.

Ausrüstung und Expert:innen

Während der Mission hilft die fixe Ausrüstung, die wir immer im Gepäck haben. Mit der Drohne kann die Gegend erkundet werden, die Winde zieht einen aus dem Schlamassel und mit dem Echolot kann man Gewässer untersuchen. Hat man eine Stellschraube oder einen Anker dabei, bedeutet ein umgekipptes Fahrzeug nicht unbedingt das Ende des Abenteuers: Die Stellschraube stellt das Auto an einer sicheren Stelle wieder auf und der Anker dient zur Befestigung der Winde.

Voll ausgestattet ins Offroad-Abenteuer

Wie spielt es sich?

Der Einstieg fiel mir leicht und mithilfe der Tutorials sind die grundlegenden Dinge schnell geklärt. Die ersten Runden mit dem Truck fielen sehr langsam und noch etwas ungeschickt aus. Es dauerte einige Missionen, bis ich ein Gefühl dafür entwickelte, wo die Fahrzeuge hängen bleiben und welche Hindernisse ohne Schaden überwunden werden können.

Geduldsfrage

Expeditions: A MudRunners Game ist etwas für ruhige Gemüter. Häufig braucht es einfach unendlich Geduld, denn wer den direkten Weg wählt, kommt oft mit schwer beschädigtem Fahrzeug am Ziel an.

Da für mich sowohl im Alltag als auch in Spielen immer alles schnell gehen muss, hat mich das Herumfahren im Schritttempo durch teils eintönige Landschaften schnell an meine Grenze gebracht. Während die kleinen wendigen Scouts noch eine halbwegs angemessene Geschwindigkeit zulassen, kriechen die Trucks nur so dahin. Nicht nur einmal habe ich den Schaden am Fahrzeug in Kauf genommen, nur um mir ein paar Minuten zu ersparen. Oft mit fatalen Folgen – häufig musste ich eine Mission neu starten, weil mein Fahrzeug wiedermal umgekippt ist.

Schnell öde

Die zweieinhalb Maps (in Colorado wird nur während des Tutorials gefahren) sorgen leider für wenig Abwechslung. Auch bei den Fahrzeugen werden Spieler:innen nicht von Optionen überhäuft und nach ein paar Spielstunden sind auch alle Varianten von Missionen durch. Die Frustration setzte schnell ein und obwohl mich die Karpaten mit ihrer bildgewaltigen Flora wieder kurz aus diesem Tief ziehen konnte, blieb die Motivation aus.

Nach vielen Missionen entdeckt man etwa, dass in einem Gebiet ein abgestürztes Flugzeug bewohnt ist oder alte Feuerstellen auf Menschen hinweisen. Allerdings bleibt es dann bei dieser Erkenntnis – die besagten Menschen sind nicht anzutreffen und die begonnenen Geschichten werden nie weitergesponnen. Ein finales Ziel oder ein größerer Sinn fehlt gänzlich.

Stimmungsvoll aber leblos

Während ich mich durch Arizona mehr schlecht als recht durchgequält habe, schafften es die Karpaten endlich die Ruhe in mir aufkommen zu lassen, die das Spiel zuvor vergeblich versuchte in mir auszulösen. Umringt von Blumenwiesen, hunderten Bäumen und reißenden Bächen war ich gleich deutlich motivierter, mich durch die Wildnis zu kämpfen und die Gegend zu erkunden. Ich erwischte mich sogar dabei, wie ich mitten im Nirgendwo anhielt, um einfach die Umgebung in mich aufzunehmen. Sobald die Nacht einbricht, tauchen in den Karpaten an manchen Stellen sogar Glühwürmchen auf – ein Anblick, der mich so verzauberte, dass ich nicht bemerkte, als mein Scout ins Wasser zurückrollte.

Was mir aber hier deutlich stärker als in der trockenen Wüste Arizonas auffiel, war das Fehlen jeglichen Lebens. Außer Glühwürmchen und ein paar wenige Vögel traf ich keine Lebewesen an. Die Aufgaben werden zwar mit dem Bild eines Walkie-Talkies unterlegt, es ist aber nie eine Stimme zu hören. Genauso melden sich die zahlreichen Expert:innen nie zu Wort.

Glühwürmchentraum

Nachts fuhr ich besonders gerne durch die Karpaten. Mit der ruhigen Musik und der teils fast kitschigen Atmosphäre umringt von Glühwürmchen genoss ich einfach nur den Vibe des Spiels. Auch, wenn die Glühwürmchen die einzigen Lebewesen in dieser Welt sind.

Fazit: Da geht noch was

Expeditions: A MudRunner Game ist nicht schlecht oder grundsätzlich langweilig, wirkt aber nicht nach einem Spiel, das die Massen begeistern kann. Sicher wird es auch Menschen geben, die diese Art Gameplay anspricht, allerdings bietet hier der Vorgänger Snowrunner ein ähnliches Setting und dabei deutlich mehr Spannung.

Mir hat das Game zu viel Geduld abverlangt und zu wenig Spaß zurückgegeben. Alles dreht sich um Entdeckungen, die aber zu oberflächlich bleiben. Gäbe es eine größere Story, die im Zuge dieser Missionen immer weiter aufgedeckt wird, wäre das Spiel, zumindest für mich, um einiges spannender gewesen. Optisch konnte mich das Spin-Off der Mudrunner-Reihe meistens abholen, auch, wenn die Landschaften teils öde waren. Bei so mancher Mission erklomm ich mit Freude die steinigen Hügel, nur um einen umfassenden Blick auf die Welt vor mir zu erhaschen.

Wer es aber liebt, sich mit schweren Fahrzeugen durchzukämpfen und gerne in absoluter Ruhe, ohne sich mit virtuellen Gesprächen oder unerwarteten Gefahren auseinanderzusetzen, eine Gegend zu erforschen, wird mit Expeditions: A MudRunners Game Freude haben. Und wer weiß, vielleicht starte auch ich nach einem langen Tag voller lauter Gespräche und Zeitdruck wiedermal nachts in die Karpaten. Um durchzuatmen, mit sanften Tönen im Ohr die Wälder zu durchstreifen oder um mich von Glühwürmchen umtanzen zu lassen.

Let's Play: Expeditions: A MudRunner Game

Fehlversuche, Crashes und Hoppalas gehören zum Spielerlebnis dazu – ein kleiner Zusammenschnitt unserer besten/schlechtesten Racing-Momente.

Pro's und Con's

Pro's


Umgebung schön anzusehen
Entspannendes Gameplay
Zugänglich für Anfänger
Leicht verständlich
Viele Spielstunden möglich


Con's


Wenige Maps
Keine spannende Musik
Wird schnell eintönig
Eher schwaches Belohnungssystem
Für erfahrene Spieler:innen zu einfach