Mobiler Alltag: So ein Zirkus

Der Zirkus ist sein Leben, seine Leidenschaft und sein Beruf: Alexander Schneller, Direktor des Circus Pikard, liebt die Manege und auch das fahrende Wanderleben.

Das Zelt steht, die Werbetafeln sind aufgestellt, die Kostüme sitzen. Bald öffnet sich der Vorhang der Manege des Circus Pikard, wo das Publikum mit artistischen Darbietungen, Clowns, dressierten Ziegen und mehr zum Staunen gebracht wird.

Bevor die ersten Zuschauer kommen, checkt Alexander Schneller noch alles durch. Er trägt als Zirkusdirektor die Verantwortung, kümmert sich um Organisation, Transport und Genehmigungen. Der 36-Jährige ist seit neun Jahren das Gesicht des Circus Pikard, den er mit 27 von seiner Mutter übernahm. Der älteste Wanderzirkus des Landes zieht seit 36 Jahren vor allem durch Niederösterreich. "Wir bewegen uns in einem Umkreis von rund 100 km um Wien herum", erzählt uns Alexander und ergänzt mit einem Lachen: "Wir sind weltbekannt in Niederösterreich! Hier haben wir das beste Publikum, die Leute kennen und schätzen uns."

2025 wird Pikard in 18 Orten gastieren. Montag ist Anreise- und Aufbautag, von Donnerstag bis Sonntag gibt es Vorstellungen. Logistisch durchaus eine Herausforderung, denn der Zirkus besteht aus 15 Personen mit ihren Wohnwagen, Kindern und Tieren. Damit nicht genug, auch Zelt, Requisiten, Manege usw. müssen gepackt und transportiert werden. Dabei sitzt jeder Handgriff. "Wenn das Wetter passt, ist das Zelt in vier Stunden abgebaut", erklärt er.

Manege frei

Der Zirkus hat unterschiedlichste motorisierte Fahrzeuge, darunter Blickfänge aus den 80er-Jahren: "Torpedo, Tornado und Tsunami", lacht er. "Die Zugfahrzeuge von MAN sind echte ­Arbeitstiere. Die waren früher bei den ÖBB im Einsatz." Zu den Zugfahrzeugen mit Namen wie Manuela, Steffi, die Rote oder Heinrich kommen vier Aufleger, fünf Lkw-Anhänger und etliche Pkw hinzu. Der ganze Tross gelangt mit ca. drei Fuhren von einem Ort zum anderen.

Ein Leben im Wohnwagen

Alexander lebt für den Zirkus. "Ich stehe seit der Kindheit in der Manege", erzählt er. Der erste Auftritt war ein Lambada- Tanz im Alter von drei Jahren. Darauf folgten jonglierende Darbietungen auf dem Einrad. Mit der Zeit wurden sie immer aufwendiger. Heute steht er entweder selbst als Artist oder Direktor in der Manege und ist mit seinen Artist:innen oder solo auch für Auftritte buchbar. Jedes Jahr gibt es ein neues Zirkusprogramm, heuer: "Was das Herz begehrt."

"Unser Herz schlägt für den Zirkus. Wir unterhalten die Menschen, lassen sie staunen und lachen. Das ist unsere Aufgabe, darauf sind wir stolz", erzählt er. Am Zirkusleben liebt Schneller die Gemeinschaft, die Offenheit und das Wanderleben im Wohnwagen: "Es ist herrlich, ich wache am schönsten Arbeitsplatz der Welt, umgeben von wunder­baren Künstlern und Familie, auf."

circus-pikard.at

Strecken und Kosten


Einsatzgebiet: 2025 gastiert der Circus Pikard in 18 Orten in Niederösterreich, die zwischen 30 und 60 km voneinander entfernt liegen.
Gefahrene km/Jahr: Je nach Fahrzeug unterschiedlich: Lkw rund 10.000, Privat-Pkw rund 20.000.
Kosten/Jahr: Für die drei MAN-Zugfahrzeuge: Versicherung ca. 2.500 Euro; Diesel: ca. 6.000 Euro.