Auf verborgenen Spuren

Der Archäologe Simon Hye rückt laufend aus, um Spuren vergangenen Lebens zu finden. Warum das anders als bei Indiana Jones abläuft, wie die wissenschaftlichen Geräte zu den Ausgrabungsstätten kommen und wo er ins Schwitzen kommt.

Schweißperlen tropfen von seiner Stirn, als Indiana Jones vor dem gesuchten Artefakt steht. Als er es berührt, löst er jahrtausendealte Fallen aus, die Flucht gelingt, vorerst. "So
actionreich ist es bei uns nicht. Wir erhalten lieber als zu zerstören", lacht ­Archäologe Simon Hye. Er ist einer der rund 145 Mitarbeitenden des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften. "Tatsächlich hat die archäologische Realität sehr wenig mit den filmischen Darstellungen unserer Profession gemein", sagt Hye. Auch auf Fallen ist der 41-Jährige bislang noch nicht gestoßen: "Wir sind froh, wenn wir organisches Material, z.B. Holzreste, finden. Alte Speere oder Pfeile können nirgendwo einfach herausschießen."

Zur Archäologie kam der Tiroler, nachdem er sich an der Uni Innsbruck für Ur- und Frühgeschichte zu interessieren begann. Schon nach der ersten Grabung wusste er, dass er weiter­machen will. Mittlerweile ist er seit 16 Jahren professionell damit beschäftigt, archäologische Funde nach allen wissenschaftlichen Standards auszugraben, zu dokumentieren und dadurch die weitere Aufarbeitung zu ermöglichen. "Bei ­Archäologie ist Teamarbeit wichtig, ­ohne verschiedene Expertisen geht es nicht", erzählt er.

Nach einigen Jahren als Assistent an der Uni Innsbruck zog es ihn zu Ausgrabungen nach Deutschland. Seit 2023 ­arbeitet er in der Einheit Technik beim ÖAI, das Außenstellen in Athen, Kairo, Ephesos und Krems hat.

2.100 km bis zur Arbeit

Außerhalb der Grabungssaison ist ­Simon meist in seinem Büro in Wien zu finden, doch ab Saisonbeginn im Mai wird er richtig mobil. In den vergangenen Jahren war er u.a. in Rumänien, Kroatien und Niederösterreich tätig. Dort entnahm er z.B. Bohrprofile, um Rückschlüsse auf Spuren menschlicher Aktivität festzustellen.

Aber sein eigentliches Einsatzgebiet ist die Ruinenstätte Ephesos. Im April brach er mit einer Kollegin in einem der sechs VW-Busse des ÖAI auf, um wissenschaftliche Geräte in die Türkei zu transportieren und Organisatorisches zu erledigen. In rund vier Tagen bewältigten die beiden über 2.000 km.

Nach zehn Tagen flog er wieder retour, denn die buchstäblich heiße Phase beginnt für ihn im Juli: "Dann fahre ich wieder mit dem Auto nach Ephesos und leite bis zum Herbst eine Ausgrabung."

Warum er seinen Job liebt? "Es ist spannend, Spuren vergangenen Lebens zu finden. Für uns ist auch das kleinste Fundstück interessant. Wir werden an jedem Tag erneut überrascht."

Strecken und Kosten

1. Unterwegs: von Wien aus immer wieder zu verschiedenen Ausgrabungsorten, u.a. in Rumänien, Kroatien oder NÖ. Haupteinsatzort derzeit: Ephesos/Türkei.

2. gefahrene km/Jahr: bis zu 20.000 km.

3. Fahrzeug: Unterwegs nach Ephesos mit einem VW-Bus T5 um Material zu transportieren. Insgesamt verfügt das ÖAI über sechs mit Diesel betriebene VW-Busse.