Spielend ins Ziel

Reale Autorennen fahren ist ein Traum, den sich nur wenige erfüllen können. Doch in der virtuellen Welt kann jeder das perfekte Rennabenteuer erleben.
 

An die Controller, fertig, los! Video-Rennspiele gibt es zwar schon seit den 1970er-Jahren, dank neuer Technik und riesiger Auswahl ist der Spielspaß heutzutage aber größer denn je. Von realitätsnahen Simulationen, die Herzen von Auto- und Motorradbegeisterten höher schlagen lassen, bis zu familientauglichen Fun-Racern, bei denen sowohl Anfänger:in als auch Profi Chancen auf den Sieg haben, ist alles dabei.

Bei so vielen Möglichkeiten, virtuell ins Rennen zu starten, kann schnell das Ziel aus den Augen verloren werden: die Entscheidung nämlich, welches Spiel für einen selbst die richtige Wahl ist und womit man eher gegen die Wand fährt.

auto touring-Redakteure Chris­tian Stich, Günter Rauecker und Maximilian Barcelli sowie der stellvertretende Chefredakteur und Zweirad-Experte Alexander Fischer haben sich an die Controller gesetzt, Video-Rennspiele von Racing-Simulatoren bis zu fantasievollen Arcade-Spielen auf drei Konsolen getestet und sich ein Bild vom aktuellen Angebot gemacht.

Assetto Corsa Competizione

Perfekt für Simulationsfans: Assetto Corsa Competizione glänzt mit seinem realitätsnahen Fahrerlebnis. Die enthaltenen Strecken sind lasergescannt. So konnten die Entwickler jede Kurve und jedes noch so geringe Detail des Untergrundes perfekt abbilden. Gefahren wird nur mit GT3- und GT4-Autos, in Sachen Vielfalt ist der Simulator also nicht an der Spitze. Macht aber nichts, meint Redakteur Maximilian Barcelli.

Assetto Corsa Competizione will nicht von Kleinwagen bis Formel 1 alles reinpacken, sondern hat ein klares, eng definiertes Ziel: GT3- und GT4-Rennen so realitätsnah wie möglich erlebbar zu machen. Das gelingt dem Spiel.

Maximilian Barcelli, auto touring-Redakteur

Eine neue Game Engine erlaubt Assetto Corsa Competizione, im Gegensatz zu älteren Versionen des Spiels, mehrere Lichtquellen zu simulieren. Dadurch sind die unterschiedlichen Tageszeiten, Regen und andere Wettereinflüsse besonders eindrucksvoll dargestellt. "Mir hat besonders Schmutz oder Tropfen auf den Windschutzscheiben gefallen, das sieht wirklich echt aus. Genial sind die Nachtrennen. Mit dem kleinen Lichtkegel, den leuchtenden Armaturen – das holt einen schon sehr ab, ist unglaublich stimmig, ein richtiger Vibe. Man hat das Gefühl, wirklich in einem GT3- oder GT4-Auto zu sitzen", schwärmt Redakteur Barcelli. Der Regen beeinflusst freilich nicht nur die Sicht, das Fahrgefühl verändert sich ebenfalls stark bei widrigen Wetterbedingungen.

Auch die akustische Komponente passt für Barcelli zum Aufbau des Spiels: "Der Sound ist top, alles klingt sehr realistisch und es gibt, im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten Spielen, keine störende Musik. Es ist eben eine richtige Simulation."

Das Spiel liefert eine der besten Simulationen, die man ohne professionelle Ausrüstung haben kann, und gehört zu den eher anspruchsvolleren Video-Rennspielen. Ganz nach Barcellis Geschmack: Wenn Fahrhilfen und Filter ausgeschaltet sind und er auf sich allein gestellt das Auto beherrschen muss, erwacht der virtuelle Rennfahrer in ihm zum Leben.

Trotzdem hat er mehrere Einstellungen und Hilfen ausprobiert: "Die Skills, die man braucht, sind von den Einstellungen abhängig. Natürlich können die Fahrhilfen komplett deaktiviert, also das Spiel auf ganz scharf gestellt werden. Dann macht es weniger erfahrenen Spieler:innen aber sicher keinen Spaß mehr. Fährt man mit Ideallinie, Lenkassistenten und einer eher unempfindlichen direkten Lenkung, kann man auch als wenig affiner Rennsimulationsspieler die Kurven halten."

Somit ist Assetto Corsa Competizione ein Simulator, der für wahre Könner geeignet ist, aber auch Neulinge nicht völlig frustriert zurücklässt. Dennoch: "Ich würde das Spiel niemandem empfehlen, den sonst die fantasievolleren Renn-Videospielserien wie Need For Speed oder Forza Horizon ansprechen. Auch wegen der Beschränkung auf GT3- und GT4-Autos. ACC ist wirklich für Simulationsfans."

Assetto Corsa Competizione ist für die PlayStation, Xbox und den PC um ca. 30 Euro erhältlich.

Video: Assetto Corsa Competizione

Gran Turismo 7

Realistischer Rennspaß: Gran Turismo 7 bewegt sich schon fast im Bereich eines Fahrsimulators und punktet mit großartiger Optik. Es stehen über 400 Fahrzeuge zur Verfügung, mit denen an insgesamt 34 Schauplätzen überall auf der Welt gefahren werden kann. Testredakteur Christian Stich hat sich hier "ans Steuer" gesetzt: "Gran Turismo hat mich immer schon begeistert und die Grafik auf der PS5 ist grandios."

Gran Turismo versucht die Fahrzeuge stark an ihre realen Vorbilder anzupassen – und das gelingt. "Zwischen den Autos ist ein starker Unterschied zu spüren. Sie fahren sich tatsächlich so, wie man es aus eigener Erfahrung kennt. Der Mustang, den ich im Spiel getestet habe, reagiert weich und neigt wie das echte Auto zum Übersteuern, während der Porsche direkter reagiert und schneller eingelenkt hat. Das fand ich wirklich erstaunlich", erzählt der erfahrene Autotester.

Um den Unterschied des Fahrgefühls zwischen den vielen Fahrzeugen aber wirklich testen zu können, müssen diese auch in Gran Turismo erst freigeschaltet werden. Spielende beginnen mit einem limitierten Budget und verdienen sich dann durch die Teilnahme an den über 100 Rennveranstaltungen und Events mehr Geld dazu, um weitere Autos kaufen und schon vorhandene Fahrzeuge tunen zu können.

Im Spiel können viele Fahrhilfen aktiviert und Einstellungen am Auto geändert werden, um es den Spielerinnen und Spielern zu erleichtern, fehlerfrei über die Rennstrecke zu kommen. Selbst Christian Stich verzichtet nicht ganz auf kleine Anpassungen: "Die Ideallinie sowie andere Fahr­hilfen unterstützen schon sehr, trotzdem fühlt es sich, soweit mit dem Controller möglich, noch sehr realistisch an. Ich persönlich würde aber etwa auf die Bremshilfe nicht zurückgreifen, weil es dann eher langweilig wird."

Die Geräuschkulisse ist in Gran Turismo 7 eher weniger aufregend. Im Hintergrund spielt immer leise Musik, die, je länger man fährt, ausgeblendet wird. Auch die Fahrgeräusche ließen unseren Tester eher unbeeindruckt zurück: "Die Autos klingen alle sehr ähnlich, obwohl sie in der Realität eine völlig unterschiedliche Akustik haben. Der Sound ist das Einzige, was meiner Meinung nach mit dem Rest des Spiels nicht mithalten kann."

Die Zielgruppe schätzt Christian Stich sehr breitgefächert ein. Sowohl Hobby-Gamer als auch Simulationsbegeisterte können dank der vielen Einstellungs­möglichkeiten Spaß an dem Spiel finden. Ein Multiplayermodus existiert zwar, der Fokus liegt aber eindeutig beim Solo-Rennen.

Gran Turismo 7 ist für die PlayStation um ca. 60 Euro erhältlich.

Video: Gran Turismo 7

Forza Horizon 5

Mehr als nur ein Rennspiel. Forza Horizon 5 braucht keine realitätsnahen Fahrzeuge, um zu beeindrucken. Das Highlight des Spiels: die Open World, die im fiktiven Mexiko angesiedelt ist. Spieler:innen befahren hier mit über 600 Fahrzeugen, die auch umfangreich angepasst werden können, etwa den aktiven Caldera-Vulkan, Dschungel, Wüsten, Täler und Strände sowie Städte wie Guanajuato.

Testredakteur Günter Rauecker hat sich in diese 107 Quadratkilometer große Spielewelt hineingewagt: "Die Grafik ist wunderschön, man könnte stundenlang herumfahren und sich nur im unglaublich detaillierten Mexiko umsehen. Das Konzept der Open World muss man aber mögen, für mich persönlich wird selbst bei so einer Spielwelt das ewige Herumfahren und Schauen nach einiger Zeit langweilig."

Forza Horizon ist ein Spiel, das nicht nur Autotalente anspricht. Bei den Rennen ist der Schwierigkeitsgrad einstellbar, man kann sogar zurückspulen und so etwaige Patzer so wieder gut machen. "Das macht ja alles Spaß, aber realistisch ist das nicht. Ich habe in nur wenigen Minuten zig Bäume ohne jegliche Konsequenzen niedergemäht." Aktiviert man das Schadensmodell, bleibt die wilde Dschungelfahrt aber nicht mehr ganz ungestraft: Das Auto hatte plötzlich einen starken Linksdrall und das Fahrgefühl litt spürbar.

Forza ist aber mehr als nur ein Rennspiel. Es gibt Extra-Aktivitäten und Minispiele, wie Blitzer-Herausforderungen, Driftzonen und der Infected Modus, die ganz ohne Rennsieg auskommen und auch die weniger Racing-Begeisterten locken.

Optisch großartig, aber zu wenig Realismus für Günter Rauecker: "Das Fahrgefühl war nichts Besonderes, sehr eckig und simpel. Man muss auch öfter stundenlang spielen, um wirklich in die Welt reinzukommen, und die Zeit hat nicht jeder."

Trotzdem: Forza Horizon 5 bringt auch ohne Rennen und Missionen zum Staunen und lässt, während man Mexiko in all seiner Pracht an sich vorbeirauschen sieht, ein gewisses Urlaubsfeeling zurück, das keines der anderen Spiele auf diese Weise einfangen konnte.

Forza Horizon 5 ist für die Xbox und den PC um ca. 35 Euro erhältlich.

Video: Forza Horizon 5

Ride 4

Rennen auf zwei Rädern. Ride 4 bietet ­neben den hier vorgestellten Auto-Videospielen eine virtuelle Welt für Biker. Hier spielt sich alles wieder auf fixen Rennstrecken ab, die gemeinsam mit dem Motorrad ausgewählt werden können.

Zweirad-Redakteur Alexander Fischer testet, ob sein Können auf echten Bikes ebenfalls am Bildschirm zu sehen ist: "Es war sehr lustig zu spielen und auch das Fahrgefühl ist interessant. Der Controller hat zum Beispiel extra Vibrationen abgegeben, sobald ich im Windschatten gefahren bin. Allerdings fehlt natürlich das, was das Motorradfahren ausmacht: das Gefühl für Schräglage und Geschwindigkeit. Genau genommen vibriert ja immer alles beim Fahren und das kann kein Controller nachmachen."

Ich bin sowohl einen älteren Zweitakter gefahren, der deutlich leichter in die Kurve kippt, als auch ein modernes Superbike. Der Unterschied war sehr stark zu spüren.

Alexander Fischer, stv. Chefredakteur und Zweirad-Experte

Trotzdem gibt Ride 4 ein authentisches Gefühl, wie eine echte Maschine bei gewissen Manövern reagieren würde. Die Sensibilität und die Feinfühligkeit der Gasannahme sowie Bremse wirken für Alex Fischer sehr realistisch, aber nicht perfekt. "Das Bewegungsverhalten, besonders bei Hang-Offs oder einem Crash, ist eigenartig steif." Die Optik ist jedoch beeindruckend: "Die Nachbildungsqualität der Motorräder finde ich sehr gut, die sehen wirklich so aus, wie man sie auf der Straße vorfindet. Irritiert hat mich nur, dass bei Kontakt mit Staub die Reifen nicht schmutzig werden."

Die Zielgruppe: Jeder, der Spaß an Motorrädern hat. "Es ist schon was für Biker, die ihr Herz dem Motorrad verschrieben haben. Durch die vielen Einstellungsmöglichkeiten ist die Bandbreite aber sehr groß, Anfänger können ebenso Spaß haben wie Viel-Spielende", betont der Zweirad-Experte.

Ride 4 ist um ca. 20 Euro auf der PlaySta­tion, Xbox und am PC erhältlich.

Video: Ride 4

F1 22

Fahren wie die Profis: F1 22 ist nicht nur ein spaßiges Video-Rennspiel, sondern kann fast schon als Home-Office-Möglichkeit für Formel-1-Fahrer bezeichnet werden. Charles Leclerc, George Russell oder Lando Norris etwa haben schon öfter im Live Stream das eigene Auto virtuell an die Grenze gebracht. Natürlich passieren da deutlich mehr Unfälle – und sie stellen sich trotz Erfahrung mit echten Formel-1-Boliden nicht immer sonderlich geschickt an.

Unser auto touring-Testredakteur Christian Stich ist zwar kein Formel-1-Fahrer, hat sich aber trotzdem voll Selbstvertrauen auf den virtuellen Red Bull Ring getraut. "Ich bin zwar noch nie in einem Formel-1-Auto gesessen, aber das Fahrverhalten stelle ich mir genauso vor, wie es in F1 22 dargestellt wird. Durch die beeindruckende Grafik hatte ich das Gefühl, wirklich im Cockpit eines echten Rennwagens zu sitzen. Es fühlt sich auch sehr realistisch an, die extrem direkte Lenkung und die absurde Beschleunigung entsprechen genau dem, was man sich als Fahrgefühl in einem Grand Prix vorstellt", schwärmt Stich.

Für das perfekte Erlebnis hätte er sich aber dann doch eine Ausrüstung über den Controller hinaus gewünscht. "Der Controller eignet sich nicht wirklich für die direkte Lenkung, mit einem Lenkrad wäre das Fahrgefühl dann doch angenehmer und näher an der Realität gewesen. Aber so oder so, das Gefühl fürs Auto, wie man es beim 'echten' Fahren kennt, fehlt natürlich auch mit Lenkrad."

Will man also wirklich ein Gefühl fürs Rennfahren bekommen, kommt man an der entsprechenden Ausrüstung, etwa ein Lenkrad und ein Sitz mit Pedalen, kaum vorbei. Auch der Schwierigkeitsgrad hat einen Einfluss auf das Fahrerlebnis, doch der Testredakteur wollte nicht auf die Fahrunterstützung verzichten: "Da ich die Fahrhilfen aktiviert hatte, konnte ich auch keinen Grenzbereich spüren, wusste nicht, wann das Auto rutscht, über- oder untersteuert. Aber ohne diese Hilfen wäre es unglaublich schwierig gewesen."

F1 22 bieten neben den Rennen auch einen Karrieremodus: Hier kann eine ganze Formel-1-Karriere gespielt werden, um sich wirklich wie ein echter Fahrer hochzukämpfen. Spielende wählen das Team, den Helm und sogar den eigenen Sieges-Funkspruch aus und setzen sich in einen F1-Boliden. Es kann etwa als F2-Fahrer, F1-Fahrer bei einem kleinen Team oder schon an der Spitze in die Karriere gestartet werden. Das begeistert auch Christian Stich: "Der Karrieremodus macht das Ganze noch spannender und attraktiver, weil man so richtig in das Spiel eintauchen kann. F1 22 ermöglicht sowohl dieses Spielerlebnis mit Karriere als auch die Möglichkeit, einfach nur einen Grand Prix zu fahren. Die Zielgruppe schätze ich also sehr breitgefächert ein – ich würde fast sagen, von Kindern bis zu älteren Menschen."

F1 22 gibt Formel-1-Fans von jung bis alt die Möglichkeit, sich den eigenen Idolen näher zu fühlen und einen Blick in diese ganz eigene Welt des Rennsports zu werfen.

Video: F1 22

Need for Speed Heat

Mit Need for Speed Heat hat sich Testredakteur Günter Rauecker an das zweite Open-World-Rennspiel in unserer Testreihe herangewagt. Das Spiel bewegt sich aber nicht in malerischen Natur-Schauplätzen, sondern in "Palm City", einer fiktiven Version der Stadt Miami. Die Stadt soll zu dem Vibe des Spieles passen, doch "Palm City" bietet kaum beeindruckende optische Eindrücke: "Die Open World ist meiner Meinung nach hier nicht notwendig. Es ist kein Mehrwert, da man hier quasi nur von Kreuzung zu Kreuzung fährt. Es sieht aber wie in Forza Horizon 5 alles wahnsinnig realistisch aus, die Wetterdarstellungen und Spiegelungen haben auch in 'Need for Speed' Filmqualität. Bei den Menschen sieht man, dass es da noch etwas hapert, aber der Schwerpunkt liegt sicher mehr auf der Spielwelt und den Autos", beschreibt Rauecker seinen ersten Eindruck.

Im Gegensatz zu vielen anderen Video-Rennspielen liegt der Fokus bei "Need for Speed" nicht auf realistischem Fahrgefühl, sondern will eine ganz konkrete Stimmung einfangen: die der Tuning-Szene. Oder genauer gesagt, die der Road-Runner-Szene. Tagsüber verdienen sich Spieler:innen bei legalen Straßenrennen Geld, mit dem neue Fahrzeugteile gekauft werden können. Doch der Fortschritt stockt schnell, wenn man sich nicht in die Nacht traut.

Tagsüber kann mit einem Knopfdruck in die Nachtrennen gestartet werden und somit in den Lifestyle, der nur virtuell erlaubt ist. Diese Rennen sind illegal, nach einiger Zeit wird man von der Polizei verfolgt und bevor man diese nicht erfolgreich abgeschüttelt hat, gibt es auch kein Zurück in die sichere Tag-Welt von Palm City. Diese Rennen müssen sein, um Ansehen in der Stadt zu bekommen ­­– die zweite Währung neben Geld, um neue Fahrzeuge und Fahrzeugteile erstehen zu können.

"Die Zielgruppe ist hier definitiv eine jüngere. Die Tuningszene und die Art und Weise, wie sich hier Fahrzeuge erkämpft werden müssen, sprechen sicher nicht jeden an. Es kostet auch viel Zeit, da die Story durchgespielt werden muss, es gibt keine Möglichkeit, einfach nur ein paar Rennen zu fahren. Man müsste Stunden um Stunden spielen, um daran Spaß zu haben – das ist nicht so Meines", erzählt der eher simulationsliebende Redakteur.

Die Zielgruppe ist meiner Meinung nach eine jüngere. Die Tuning-Szene und die Art des Spiels sprechen sicher nicht jeden an.

Günter Rauecker, auto touring-Redakteur

Need for Speed Heat lebt von der schummrigen Szene, in die es eingebettet ist, und den unendlich vielen Möglichkeiten, die eigenen Fahrzeuge zu tunen. Es mag simpel im Fahrgefühl und durch die doch sehr eigene Welt gewöhnungsbedürftig sein – findet man jedoch einmal in die Story hinein, ist es ein sehr kurzweiliger Spielspaß. Die Nachtrennen sorgen für Adrenalin und die Tuning-Möglichkeit erlaubt viel kreativen Freiraum. Wer sich in der Tuning-Szene ganz ohne Konsequenzen verlieren oder den inneren Gangster raushängen lassen will, ist bei Need for Speed Heat genau richtig.

Need for Speed ist für ca. 20 Euro für die PlayStation, Xbox und den PC erhältlich.

Für Fans der Reihe: Seit 29. November 2022 ist der Nachfolger Need for Speed Unbound für ca. 60 Euro erhältlich.

Video: Need for Speed Heat

Mario Kart 8 Deluxe

Wilde Gruppen-Raserei: Mario Kart 8 Deluxe ist das Arcade-Rennspiel, das die Welt erobert hat. Mit den berühmten Nintendo-Figuren wie Super Mario, Prinzessin Peach oder Zelda rast man hier in fiktiven Autos über fiktive Strecken. Realität? Gleich null. Aber das braucht es auch nicht, um ein wahrer Party-Renner zu sein.

Die Mitstreitenden verschaffen sich einen Vorteil, indem sie Schildkrötenpanzer oder auch Feuerbälle aufeinander werfen. Das mag vielleicht kindisch sein – trotzdem wurde in unserer sehr erwachsenen Redaktion nach kurzer Zurückhaltung gnadenlos ausgeteilt.

Redakteur Maximilian Barcelli hat während der spaßigen Raserei ein kritisches Auge auf das Spiel geworfen: "Mario Kart hat natürlich nichts mit Realitätsnähe zu tun, will es ja auch gar nicht. Es soll vor allem in großer Runde Spaß machen – und das tut es wie kaum ein anderes Rennspiel. Aber so viel Freude es mit Freunden bereitet, so witzlos ist es, ­alleine zu spielen."

Mario Kart bietet zwar einen Single Player Mode, der stellt allerdings nur bei der höchsten Geschwindigkeitsstufe eine echte Herausforderung dar.

Der Unterschied des Fahrgefühls bei den austauschbaren Fahrzeugen, Gleitern und Reifen hält sich in Grenzen. Einzig Größe und Gewicht sind deutlich spürbar, das Auto wird weniger wendig, kann dafür aber die Gegner:innen leicht von der Strecke drängen. Dafür machen die vielen Flitzer und Figuren optisch was her und die 48 Strecken halten lange auf Trab. Es fehlt an Realität und Solo-Spielspaß, aber unser Redakteur findet die wahre Stärke des Spiels: "Mario Kart ist Kult – und Video- sowie Gesellschaftsspiel zugleich. Was die größte Stärke, aber auch die größte Schwäche des Games ist. Mario Kart kann wirklich jede und jeder spielen, dafür muss man keine Autos mögen oder zocken können."

Mario Kart 8 Deluxe ist auf der Nintendo Switch je nach Anbieter um 20 bis 50 Euro zu kaufen.

Für Mario Kart-Begeisterte gibt es mittlerweile extra Booster-Streckenpässe zu kaufen, die Cups voll mit Strecken aus früheren Versionen des Spiels enthalten.

e-Racing für Profis

So echt wie möglich. Auch im Bereich der Video-Rennspiele gibt es eine Profi-Liga. Mit der richtigen Ausrüstung und Online-Simulationsspielen wie iRacing soll sich das Rennen auf dem Bildschirm fast schon real anfühlen. Durch spezielle Sitze, die mit Lenkrad, Pedalen und einer VR-Brille ausgestattet sind, wird ein echter Autositz simuliert. Die Preisklasse geht weit nach oben bis zu selbst gebauten Sitzen, die Tausende Euro wert sind. Wer aber ohne großen finanziellen Aufwand in dieses Sim-Racing-Level hineinschnuppern will, kann in Spielhallen leistbar eine Runde in so einem Gerät drehen.

Andreas Aigner, ehemaliger Rallye-Weltmeister und Leiter des Fahrtechnikzentrums Kalwang, hat in der Racing World im Wiener Prater solche Sitze getestet und verrät uns, wie realitätsnah dieses Rennerlebnis wirklich ist: "Das Erlebnis vom Sitz selbst hat mir sehr gut gefallen. Man spürt die Schaltpunkte, die Bremsen, und wenn man über die Curbs fährt, werden Gegenkräfte simuliert. Da bekommt man schon ein Gefühl, wie es in der Praxis aussieht. Die VR-Brillen tragen schon auch etwas zum Realismusgefühl bei, da wurde mir aber sehr schnell übel und das hat mit einer Brille darunter auch nicht gut funktioniert."

Der Profi hat aber nicht gleich alle Funktionen auf einmal getestet. "Die Schaltvorgänge hätten auf manuell gestellt werden können, ich bin jetzt aber vorerst nur Automatik gefahren. Trotzdem hat man die Schaltvorgänge ganz eindeutig gespürt", beschreibt der ehemalige Rallyeweltmeister.

Die Fehlertoleranz hat selbst der Profi gebraucht. Denn er ist es gewöhnt, auf jedes Signal des Autos zu hören: "Für mich war es in den Sitzen schwieriger als im echten Auto, weil man weniger Rückmeldung hat. Man spürt zum Beispiel nicht, wann der Reifen am Ende ist. Beim echten Rallyefahren fährt man sehr viel mit Gehör, doch die Akustik vom Reifen fehlt total. Bis man erkennt, dass etwas schiefgeht, ist es schon vorbei. Natürlich kann man auch ohne diese Feinheiten gut fahren, aber ich müsste sehr oft spielen und die Grenzen austesten, bis ich wirklich wüsste, wann ich wie reagieren muss. Ich denke aber trotzdem, dass mit solchen Sitzen ein Grundgefühl zum echten Rennfahren erlernt werden kann."

Video: ehemaliger Rallye-Weltmeister Andreas Aigner

Für jeden etwas dabei

Die von uns getesteten Video-Rennspiele haben eindeutig alle ein anderes Ziel, welche Art Rennerlebnis sie geben wollen. Doch eine Sache hat jedes einzelne von ihnen geboten: Kurzweiligen Spielspaß. Ob das Herz bei Simulationen mit realen Autos und Strecken liegt oder bei Arcade-Spielen, bei denen mit Freunden um den ersten Platz gekämpft wird – es gibt für jeden Geschmack eine Möglichkeit, am Bildschirm einmal richtig Gas zu geben.