Winter im Death Valley

In den Sommermonaten braten Touristen hier Spiegeleier auf den Motorhauben ihrer Mietautos. Ab November wird es aber still im Death Valley. Ein Kurzbesuch in der Einsamkeit.

Es ist 5 Uhr morgens an diesem saukalten Jännertag, und wir befinden uns auf dem Weg ins Death Valley. Wortlos sitzen Fotograf und Schreibkraft nebeneinander im Auto und stellen fest, dass ihnen seit einer Viertelstunde zunehmend mulmiger in der Bauchgegend wird. Kaum einen Kilometer nach der Abfahrt vom Motel war zuerst der Handyempfang weg, dann jegliche Spur von menschgemachten Lichtquellen, schlussendlich haben wir bemerkt, dass uns bis jetzt auch noch kein einziges Auto entgegen gekommen ist. Keine Frage, ein simpler Reifenschaden wäre in diesem Moment und in dieser Gegend augenblicklich ein unlösbares Problem.

Als die Sonne aufgeht, parken wir neben der Straße und wandern ein paar hundert Meter in die Wüste. Der Sand ist an manchen Stellen knietief, jeder Schritt ist mühsam, ein Skorpion flüchtet vor uns ins karge Unterholz. Vor wenigen Augenblicken zeigte der Thermometer im Auto noch minus 10 Grad Celsius, jetzt, wo die Morgenröte über der Bergkette hinter uns hervorleuchtet, legen wir schon die oberste Jackenschicht ab. Und bleiben stehen. Genau auf jenen Sanddünen, die 1977 Schauplatz des ersten "Star Wars"-Films waren. Besser hätte George Lucas den Drehort damals nicht wählen können, denn ohne jemals dort gewesen zu sein, spürt man hier: So und nicht anders schaut es auf Lichtjahre entfernten Planeten aus.

Willkommen im Death Valley, einem der bizarrsten Orte auf unserer Erde.

(fakultativer Soundtrack für die folgenden Zeilen - öffnet als Pop-up-Fenster)

Unsere Route

Vorweg ein Tipp für Nachmacher: Mit guter Planung und ein wenig Durchhaltevermögen hinter dem Lenkrad lassen sich die schönsten Stellen des Death Valley, zu denen wir nun fahren werden, relativ problemlos zwischen Sonnenaufgang und -untergang bewerkstelligen. Die reine Fahrzeit für die Route beträgt zwar nur viereinhalb Stunden, Sie dürfen aber davon ausgehen, dass Sie bei jedem Stopp am liebsten einen ganzen Tag lang fotografieren, wandern oder einfach nur im Sand sitzen und staunen werden wollen. Versprochen. 

Auch gut zu wissen

Übernachtungsmöglichkeiten sind im Tal bis auf zwei hotelartige Ranches schlicht nicht vorhanden. Die erste ist nicht weiter erwähnenswert, weil unleistbar und zudem auf Monate hin ausgebucht, die zweite heißt Furnace Creek Resort und befindet sich zwar am perfektesten Ausgangspunkt für einen Death-Valley-Trip, wir raten aber trotzdem ab, dort zu nächtigen. Erstens lassen sich die Betreiber, die in Sachen Hotelbetten, Benzin- und Lebensmittelversorgung ein lokales Monopol pflegen, diese Alleinstellung ebenfalls sehr teuer bezahlen (was aufgrund der geographischen Lage durchaus noch nachvollziehbar und verständlich wäre), verbinden das zweitens aber auch – völlig US-untypisch– mit einem verblüffend mühsamen Dienstleistungs-Gedanken, den man, vorsichtig formuliert, eher von billigen 15-Dollar-Absteigen im mexikanischen Grenzgebiet erwartet.

Man übernachtet also am besten in einem der nicht minder rar gesäten, dafür aber wirklich guten und günstigen Motels (Empfehlung: das Dow Villa Motel im Örtchen Lone Pine – bloß nicht von der antiken Website abschrecken lassen) eingangs der westlichen Bergkette Panamint Range, fährt dann kurz vor Sonnenaufgang von Seehöhe auf gut 2.000 Meter hinauf, über das Plateau drüber und wieder hinab – ins Tal des Todes. Dort beginnt dann ein Abenteuer, das erst wieder beendet ist, wenn man den Tag ausgangs der Ostseite des Death Valley beschließt, wo einen an klaren Abenden mit ein bisschen Phantasie schon die Lichter des rund einhundert Meilen entfernten Sündenpfuhls Las Vegas wie die Scheinwerfer einer Flughafen-Runway einweisen.

Death Valley: Sunrise bis High Noon

Devil's Golf Course: Das Salz der Erde

Eine der bizarrsten Landschaften im Tal des Todes ist dieses endlos weite Feld aus salzverkrusteten Steinschollen, das man nach einer rund zwei Kilometer langen und unbefestigten Zufahrtsstraße erreicht, die nach starken Regenfällen (also so gut wie nie) unpassierbar ist. Den geflügelten Namen hat der Ort übrigens erhalten, weil "wohl nur der Teufel auf so einem holprigen Platz Golf spielen könnte", so die Legende.

16 Tipps fürs Überleben im Death Valley

Eine Fahrt durchs Death Valley ist niemals – zu keiner Jahreszeit– eine Kinderjause. Wer die Tour nicht vorausplant und unterwegs nicht mitdenkt, kann im schlimmsten Fall recht flott in Situationen kommen, die tatsächlich lebensbedrohlich sind. Touristen, die nichtsahnend zu Besuch kamen, wurden hier Jahrzehnte später schon als Skelette wieder gefunden – hier nachzulesen am fatalen Beispiel einer deutschen Urlauberfamilie, deren Verbleib 13 Jahre ungewiss blieb. Als ihre Überreste schließlich gefunden wurden, stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass die beiden Erwachsenen in Begleitung zweier Kinder folgenschwere Fehler machten: Sie zweigten mit einem nicht dafür gebauten Miet-Minivan auf eine immer unwegsamer werdende Straße ab, blieben stecken, verloren die Orientierung – und hatten außer etwas Wasser, zwei Flaschen Bier und einer Flasche Wein keine Flüssigkeit mit.

Survival-Basiswissen in 16 Bildern…

Naturgewalt Death Valley

Im Prinzip ist es hier egal, wohin man sich dreht und wendet: Jeder Blick fällt auf Landschaften und Details, welche die gewaltige Macht der Natur zur künstlerischen Gestaltung immer wieder eindrucksvoll beweisen. Wir halten kurz inne…

Death Valley: High Noon bis Sunset

Goodbye, Death Valley!