Im Oldie von Berlin nach Peking

Ein Traum von 61.920 Minuten, von der jede einzelne es wert war, diese Reise gemacht zu haben.

Wenn sich Walter Fischer in Graz an seinen Computer setzt und die Länderinfo-Seite des ÖAMTC aufruft, weiß seine Frau Herta ganz genau: Den Walter juckt es wieder, er muss wieder irgendwo hinfahren. Seit seinem 18. Lebensjahr ist der Steirer auf Reisen. Über 100 Länder hat er schon besucht und es ist noch lange nicht genug. 






Solange die Gesundheit mitspielt, werde ich reisen. Es gibt noch so viel zu sehen.






Walter Fischer, Weltenbummler


Die Reiselust hat der heute 72-Jährige von seinem Großvater geerbt, der Zeit seines Lebens in der Weltgeschichte unterwegs war. Nach einer Südamerikareise galt er zwei Jahre lang als verschollen und wurde daher offiziell für tot erklärt. Fischer: "Die Überraschung für die Familie war gewaltig, als er wenige Wochen nach seinem amtlichen Tod plötzlich in der Haustüre stand."

Walter Fischer hat seinen Großvater mittlerweile schon weit übertroffen und bereits alle Kontinente erkundet. Zu seinen Top-5-Reisen zählen Alaska – er war viermal beim berühmten Iditarod dabei, dem 1.054 Meilen langen Hundeschlittenrennen von Ancorage nach Nome –, die Südsee, eine Spitzbergen-Expedition, Neuguinea und Dubai. 

Die Top Five

In 43 Tagen über 13.000 km

Über den Ranglistenplatz seiner jüngsten und längsten Reise von Berlin nach Peking im Mercedes 240D, Baujahr 1972 – über 13.000 Kilometer durch acht Länder in 43 Tagen – ist sich der Steirer noch nicht ganz im Klaren: "Dieses einmalige Abenteuer mit meinem Freund Hans Naglreiter werde ich aber vermutlich in meine Top 5 aufnehmen."

Das Abenteuer beginnt am 31. August in Berlin. Am Kurfürstendamm setzen sich elf Oldtimer, einer davon aus Österreich, in Bewegung. Fischer: "Es gibt sicherlich einfachere Wege, nach Peking zu kommen, als mit einem Oldtimer die ganze Strecke zu fahren, aber keinen besseren Weg, um Land und Leute kennen zu lernen." Die beiden Abenteurer erleben den langsamen Wechsel der Landschaften, der Kulturen und Gesichter der Menschen. 13.000 Kilometer im verlässlichen Mercedes 240D –  das Auto braucht auf der gesamten Strecke keinen Tropfen Öl – vom christlich geprägten Europa durch das Wolga-Delta und die schier endlosen Steppen in Kasachstan, entlang der Seidenstraße durch Usbekistan und Kirgisistan mit hauptsächlich moslemischer Bevölkerung, die schneebedeckten Gebirge des tibetischen Hochlandes, die Terrakotta-Armee, die Große Mauer bis hin zu den überfüllten Regionen des modernen Chinas. Jeden Tag sitzen die beiden Österreicher zwischen fünf und zehn Stunden im Auto.


Europa (Polen, Weissrussland, Russland)

Aus dem Reisetagebuch: "In Russland regiert bei der Polizei auch die Korruption. Wir werden wegen einer fadenscheinigen Angelegenheit aufgehalten und der Polizist ersucht um ein 'Present'. Wir geben ihm eine Schachtel Mannerschnitten. Der Polizist glaubt, es ist Geld drinnen und lässt uns weiterfahren."

Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan

Aus dem Reisetagebuch: "In Usbekistan müssen wir auf dem Schwarzmarkt Diesel zu erhöhtem Preis einkaufen, da es dort bei Diesel zu Engpässen kommt. Bei einer Tankstelle ist der Treibstoffschlauch undicht, es wird jeder Tropfen aufgefangen. Am Straßenrand werden auch kleine Mengen von Treibstoff in Plastikflaschen zum Kauf angeboten.

In Usbekistan gibt es die besten Melonen und Weintrauben, die wir je im Leben gegessen haben.

Die Straßen in Usbekistan und Kirgisistan sind teilweise sehr schlecht, Wegen der großen Löcher schaffen wir nur einen Schnitt von 20 km in der Stunde. Aber unser Auto hält, dank bester Vorbereitung von Hans, alles aus.

Osch in Kirgisistan  gilt als Drogen-Hauptumschlagplatz für Russland und Asien, dort gibt es sehr hohen Wohlstand."

Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan

China

Aus dem Reisetagebuch: "Ingesamt verbringen wir an die 24 Stunden an den Grenzen – ohne Schikane, aber es wird alles genau kontrolliert, man braucht Geduld und gute Nerven.

Für uns ist das Panorama auf der Tibetischen Hochebene tief beeindruckend, dort gibt es große Erdölvorkommen. Die Luft ist absolut rein gewaschen.

Im Ort Huatugou – wegen der Erdölförderung eine aufstrebende Kleinstadt – leben Mongolen und Tibeter zusammen. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung. Normalerweise ist der Ort für Ausländer gesperrt. Einige Stunden können wir alleine durch die Gegend fahren, dann kommt das Aus der Polizei.

Faszinierend ist die Fahrt durch die Taklamakan Wüste. Leider ist dort alles tot – kein Leben, nur links und rechts von der Straße Sand und Steine. Die Wüste der Superlativen ist einer der heißesten und trockensten Orte auf der Welt.

Auf dem Wege von Lanzhou nach Baoji zeigt unser Navi eine Strecke über die Berge an. Die Straße ist unfassbar schlecht. Wir schaffen 10 Kilometer in der Stunde, bergauf und bergab in einer Höhe von 2.500 Meter. Das Handy funktioniert nicht.  Keiner versteht uns. Mit einer Landkarte, wo die Orte auch in chinesischer Sprache stehen, schaffen wir es und kommen nach 12 Stunden Fahrt beim Treffpunkt in Baoji fix und fertig an."

Die neue Reise

Schon im Mai geht’s nach Südamerika: Mit dem verlässlichen Mercedes 240D, Baujahr 1972, will Walter Fischer gemeinsam mit seinem Freund, dem burgenländischen Bäckermeister Hans Naglreiter, eine rund 5.500 Kilometer lange Strecke vom Lima in Peru über Bolivien, Chile, Argentinien nach Rio de Janeiro in Brasilien befahren. 

auto-touring-digital-Leser können die schönsten Momente der Reise nahezu live miterleben. Wöchentlich wird uns Walter Fischer die schönsten Bilder und – wenn möglich – auch Videos ihrer Südamerika-Tour schicken.