Welches Schiff?

Das Kreuzfahrt-Angebot wird immer umfangreicher. Thomas Oppenheim vom ÖAMTC-Reisebüro weiß, wie man dennoch zur Traum-Kreuzfahrt kommt. Plus: Welche neuen Schiffe gerade oder demnächst vom Stapel laufen.

Die Zahl der Kreuzfahrt-Schiffe wächst weltweit weiter. Das Angebot richtet sich immer mehr nach unterschiedlichen Zielgruppen aus. Schiff ist nicht gleich Schiff, sagen die Experten. Für Kreuzfahrt-Anfänger ist die Antwort auf die Frage nach der richtigen ersten Cruise nicht immer so einfach zu beantworten.

Thomas Oppenheim, 50, ist beim ÖAMTC-Reisebüro und kennt den Markt ganz genau. Im Interview verrät er, worauf es ankommt und worauf man bei der Buchung und auf der Reise selbst achten sollte.

Spaß auf hoher See

— Worauf soll ich bei der Buchung meiner ersten Kreuzfahrt besonders achten?

Thomas Oppenheim:Wie bei jeder neuen Reise steht gute Information am Anfang, zum Beispiel im Reisebüro meines Vertrauens. Und ich muss dann aus einer sehr breiten Palette das Produkt wählen, das am ehesten zu meinen Vorstellungen passt. Größe der Schiffe, Anzahl der Tage, die Art der Route, Nachhaltigkeit des Schiffsantriebs und der Müllentsorgung an Bord – alles das erfordert sehr viel Beratung.

— Man muss sich also zuerst über die eigenen Wünsche klar werden.

Thomas Oppenheim:Genau! Möchte ich einen Urlaub mit viel Erholung, Sonnenstunden an Deck und Unterhaltung mit ein bisschen Sightseeing und ein wenig Kultur? Oder stehen für mich Natur, Kultur und eventuell auch Expedition mehr im Vordergrund?

Thomas Oppenheim

Die Routen der Hochsee-Kreuzfahrten sind so unterschiedlich wie die Reedereien – das bedarf einer guten Beratung. Jeder Reisende hat schließlich andere Ansprüche.

So teuer ist eine Kreuzfahrt

— Abgesehen vom Gewässer, auf dem man unterwegs ist: Was sind die großen Unterschiede zwischen einer Fluss- und ­einer Hochseekreuzfahrt?

Thomas Oppenheim:Am Fluss darf ich prinzipiell nicht dieses große Unterhaltungs- und Kulinarik-Angebot erwarten, wie ich es auf hoher See habe. Es gibt meist nur ein einziges Restaurant, eine einzige Bar bzw. Salon mit etwas Musik und Unterhaltung am Abend. Die Reise selbst und das Kulturerlebnis stehen hier mehr im Mittelpunkt. Die Flusskreuzfahrt ist eher eine Alternative zur Busrundreise, bei der ich nicht jeden Tag den Koffer ein- und auspacken muss.  

— Was kostet eine Schiffskreuzfahrt eigentlich im Endeffekt wirklich?

Thomas Oppenheim:Das kommt wie bei jeder anderen Reise auch zunächst auf die Saison an. Man kann zum Beispiel zu einer eher unattraktiven Zeit, also im Winter, eine Woche Mittelmeer-Kreuzfahrt schon ab 300 oder 400 Euro in der Innenkabine buchen. Die gleiche Route kann im Juli oder August, also in der perfekten Ferienzeit, mehr als 1.000 Euro kosten. Wobei es bei der Kreuzfahrt-Leistung an sich keinen Unterschied gibt. Man muss in der schlechten Saison aber wahrscheinlich damit rechnen, dass man das Sonnendeck kaum nützen kann oder vielleicht auch mit stärkerem Seegang. 

— Und das andere Ende des Preisspektrums, wie sieht es da aus?

Thomas Oppenheim:Da gibt es kaum Grenzen. Luxusangebote können 1.000 Euro pro Person und Tag kosten. Da ist dann vielleicht auch Sekt und Kaviar inklusive. Ein Butler kümmert sich um alles, auch um die schmutzige Wäsche. Der liest dann Wünsche buchstäblich von den Augen ab. Nach dem ersten Tag spricht mich die Besatzung korrekt mit Namen an. 

Neue Kreuzfahrtschiffe

— Man hört immer wieder, dass bei günstigen Kreuzfahrten an Bord dann alles relativ teuer sei. Stimmt das?

Thomas Oppenheim:Ja. Die Preise an Bord sind meist mit jenen in einem Vier-Sterne-Hotel an Land vergleichbar. Für einen Cappuccino wird man also mit 3,50 bis 4,50 Euro rechnen müssen. Mein Tipp: Man sollte ein Getränke- oder All-inclusive-Paket buchen. Das kann man nur für die ganze Kabine oft auch vorab tun. Wer durchschnittlich viel konsumiert, hat damit sein Reisebudget meist besser im Griff.

— Und wie sieht es mit den Trinkgeldern aus? Da hört man immer wieder ziemlich wilde Geschichten.

Thomas Oppenheim:Die sind jetzt schon sehr oft in den Pauschalpreisen der Reedereien inbegriffen. Aber man muss aufpassen: Das gilt nicht für alle. Automatische Anrechnungen auf das Bordkonto von rund zehn Euro pro Nacht und pro Person an Bord gibt es immer seltener. Es gibt aber immer die Möglichkeit, auch dieses vielleicht ungewollte Trinkgeld an der Rezeption vor dem Auschecken zu korrigieren – vielleicht nach oben, vielleicht nach unten oder vielleicht auch, um es generell zu streichen, weil man unzufrieden war. Mir ist keine Reederei bekannt, wo das nicht möglich wäre. 

— Aber wie sieht das dann bei den Landausflügen aus?

Thomas Oppenheim:Diese werden an Bord über das Ausflugsbüro oder auch schon vor der Reise angeboten. Die Kosten dafür sind ordentlich. Wenn man sparen will, kann man sich ja vor der Reise informieren, wo das Schiff anlegen wird und ob eine Besichtigung auf eigene Faust in Frage kommt. Ich muss aber in diesem Fall ­sicherstellen, dass ich rechtzeitig wieder zurück bin. Auf die Rückkehr des vom Schiff organisierten Busses wird sicher gewartet. Auf einen Passagier, der im selbst gebuchten Taxi im Stau steckt, wahrscheinlich nicht.

Was gerade vom Stapel läuft

Die richtige Absicherung über das Reisebüro

— Ähnliches gilt für die Anreise. Man sollte diese ja gemeinsam mit der Kreuzfahrt als Paket buchen. Warum?

Thomas Oppenheim:Weil ich dann auf jeden Fall im Schutz der Pauschalreise bin. Es ist dann die Aufgabe der Reederei dafür zu sorgen, dass ich das Schiff rechtzeitig vor der Abfahrt erreiche. Wenn ich aber die Fluganreise separat zum Beispiel im Internet gebucht habe, ist die rechtzeitige Einschiffung im Abfahrtshafen mein eigenes Risiko.

Neue Expeditionsschiffe

Tipps vom Touristik-Experten

— Zurück zu Erfreulicherem. Gibt es einen Tipp, welche Kreuzfahrt für Einsteiger die beste ist?

Thomas Oppenheim:Aus meiner persönlichen Erfahrung ist wohl eine Mittelmeer-Kreuzfahrt die beste Gelegenheit, um so etwas einmal auszuprobieren. Da gibt es längere und kürzere Routen sowie eine große Auswahl an unterschiedlichen Schiffen. Durch die Häfen nahe Österreich wie Triest oder Venedig ist die Anreise auch relativ unkompliziert. Sie kann auch samt reserviertem Parkplatz am Hafen mit dem eigenen Auto oder auf Wunsch per Bus erfolgen.

— Kann man auch alleine reisen?

Thomas Oppenheim:Selbstverständlich! Aber leider mit erheblichen Aufpreisen. Denn die Reedereien sehen den Alleinreisenden meist in der Pflicht, den kompletten Kabinenpreis für zwei Personen zu bezahlen. Wenige Reedereien haben auch Einzelkabinen, da ist es dann günstiger.

Was es sonst noch Neues gibt:

Das Interview sowie zahlreiche weitere Neuigkeiten rund um das Thema Kreuzfahrt ist auch in der 28-seitigen Beilage "auto touring extra – Kreuzfahrten" erschienen. Falls Sie diese nicht erhalten haben, schicken wir Ihnen gerne ein Exemplar zu. Kontaktieren Sie uns unter autotouring.redaktion@oeamtc.at

Angebot von ÖAMTC Reisen

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