Von der Freiheit der Meere

Themen- und Expeditonskreuzfahrten bieten maßgeschneiderte Seereisen für viele Vorlieben. Plus: Die neuen Schiffe auf hoher See. 

Von der Kabine zum Essen, später zum Landausflug oder lieber zur Liege beim Pool, den Sonnenuntergang bestaunen, noch mehr essen, danach zur Show und schließlich an die Bar und wieder in die Kabine. Gute Nacht, bis morgen früh in einem anderen Hafen! So oder so ähnlich verläuft ein mehr oder weniger erholsamer Tag an Bord eines 08/15-Kreuzfahrtschiffes auf einer x-beliebigen Kreuzfahrtroute irgendwo auf dem Globus. Möchte man meinen. Denn in Wirklichkeit bieten Reedereien und Veranstalter – einem Trend aus den Vereinigten Staaten folgend – immer mehr Themenkreuzfahrten für besondere Gruppen an. 

Das Ziel: Ein Gemeinschaftserlebnis mit Stars oder mit bestimmten Aktivitäten auf ­hoher See, also in einem mehr oder weniger abgeschlossenen Bereich, in dem man mit ziemlicher Sicherheit mit Gleichgesinnten unter sich bleibt.

Besonders beliebt beim Publikum aller Altersklassen sind Musikreisen. Bieten sich doch zusätzlich zur Möglichkeit von gleich mehreren Konzerten an Bord oder in ausgesuchten Konzertsälen an Land meist Gelegenheiten, den Stars ­näher zu kommen und ihnen vielleicht auch einmal "ganz persönlich" eine Frage zu stellen...

Auf der Mein Schiff 3 von TUI Cruises stieg im September bereits zum siebenten Mal die "Full Metal Cruise", die laut Eigendefinition "lauteste Kreuzfahrt Europas". Auf einer Route von Bremerhaven nach Schottland und wieder retour veranstalteten Bands wie Eisbrecher, Pulveraffen und Versengold jede Menge organisierten Lärm. 2019 gibt es sicherlich eine Neuauflage.

Das direkte Gegenstück dazu ist, wenn man so will, die "Musik-Kreuzfahrt" mit den Wiener Philharmonikern und ausgewählten Künstlern, die der Kärntner Veranstalter MS6 jährlich alternierend auf hoher See oder auf einem Fluss durchführt. Heuer ging es an Bord der MS Artania zu Opernhäusern in England und den Niederlanden – mit der konzertanten Aufführung der "Hochzeit des Figaro" in der Hamburger Elbphilharmonie als krönendem Finale. 2019 steht von 7. bis 14. September eine Musik-Kreuzfahrt auf der Rhône auf dem Programm. 

Aber auch Fan-Kreuzfahrten mit so unterschiedlichen Stars wie Andreas ­Gabalier, Hansi Hinterseer, Wanda, Kiss und David Hasselhoff fanden und finden teilweise weiterhin ihr Publikum.

Ganz andere Zielgruppen bedient Aida mit ihren Beauty- und Sportreisen. Von 4. bis 11. November ging es etwa an Bord der Aidablu zwischen Kreta und Mauritius um die "Verjüngung der Haut durch Mesotherapie" sowie um spezielle Trainings- und Wellness-Angebote. Das Beispiel zeigt, dass Reedereien nicht so attraktive Routen auf "Überstellungsfahrten" – in diesem Fall vom Mittelmeer in den Indischen Ozean – mit Spezialprogrammen aufpeppen. 

Ähnlich die Angebote zwischen Mallorca und Dubai im November, bei denen man sich mit Ayurveda bekannt machen oder bei Vorträgen sogar "Glück erlernen" kann. Ab 12. November hatte die Aidaperla mit Kurs Karibik gleich vier Spitzenköche an Bord, denen man auch bei ihren Künsten über die Schulter schauen konnte. Kandidaten für den in­offiziellen Preis der skurrilsten Themenkreuzfahrt sind FKK-Reisen und die "Star Trek Cruise", bei der man freilich nicht mit dem Raumschiff Enterprise selbst unterwegs ist und auch nicht Captain Kirk trifft, sondern nur mit Schau­spielern plaudern kann.

Luxus-Eisbrecher und mehr

Ebenfalls im Trend sind sogenannte Expeditionskreuzfahrten, bei denen besonders entlegene Regionen angesteuert werden. Diese werden mit eigens dafür ausgestatteten und zudem meist kleineren Schiffen durchgeführt. Bekannteste Anbieter sind Hapag-Lloyd Cruises, Silver Sea und die französischen Ponant-Schiffe. In diesem umkämpften Markt wird viel in neue Schiffe investiert. Und auch an der Preisfront tut sich einiges. So bietet etwa das ÖAMTC-Reisebüro mit der MS Hamburg im Sommer 2019 Reisen bis nach Spitzbergen und Grönland schon ab 3.299 Euro pro Person in der Vier-Bett-Kabine an.  

Alles, was vom Stapel läuft

Von einer exklusiven Reiseform für Reiche mit einem eher verstaubten Image haben sich Kreuzfahrten längst zu einem Freizeitvergnügen für alle gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen entwickelt. Immer mehr Schiffe kreuzen über die Weltmeere oder gleiten auf Europas Wasserwegen dahin. Und ein Ende des Booms ist derzeit nicht abzusehen: Rund 140.000 Österreicherinnen und Österreicher gingen oder gehen heuer noch mit einem Schiff auf große Fahrt. 

Die entscheidende Frage angesichts des ständig wachsenden und immer unübersichtlich werdenden Angebots ist freilich, für welches Schiff und für welche Destination man sich entscheiden sollte. Und schließlich: Was darf der ganze Spaß eigentlich kosten? 

Darauf gibt es viele komplizierte bzw. langwierige Antworten und eine einfache. Die erste Variante sei hier weggelassen, die zweite lautet: Besuchen Sie persönlich oder im Internet eines der ÖAMTC-Reisebüros oder lassen Sie sich am Telefon be­raten. Vorher sollten Sie überlegen, ob Sie lieber auf einem Fluss oder auf hoher See unterwegs sein möchten. Wichtig ist auch, ob Kinder dabei sind.

Die Preisspanne bei Hochsee-Kreuzfahrten ist genauso groß wie bei anderen ­Reisearten. Wenn man auf einer nicht ganz so beliebten Route auf dem Mittelmeer für eine Tour im Winter eine Woche auf einem sehr großen Schiff bucht, kann es sein, dass man ein Angebot für 300 Euro samt Vollpension für eine Woche bekommt – in einer Innenkabine, versteht sich. Andererseits kann die gleiche Kreuzfahrt zur besten Reisezeit in einer Innenkabine 900 Euro pro Person kosten. Nach oben gibt es fast keine Grenze: 500 Euro pro Person und Nacht sind auf Luxusschiffen üblich.

Der nachfolgende Überblick zeigt, welche Ozeanriesen gerade getauft wurden oder sich noch in Bau befinden.