Stahlstadt mit Strahlkraft

Linz schaffte in den vergangenen drei Jahrzehnten den Wandel von der Industriestadt zur Kultur-Metropole mit Weltruf und zeigte, wie man eine Krise als Chance nutzen kann.

Noch in den 1990er-Jahren war Linz eine biedere, mausgraue Indus­triestadt, die für schlechte Luft stand und von Touristen gemieden wurde. Die Lebensqualität war gering, die Perspektive der Stadt schlecht. Doch dann schlug Linz einen Weg ein, der alles verändern sollte. Einer­seits investierte die Linzer Schwer­industrie in Umweltschutz und Filter­anlagen, andererseits positionierte sich die Stadt nach und nach als Veranstaltungsort für Kulturevents. Festivals wie die Linzer Klangwolke, das Brucknerfest, der Prix Ars Electronica oder das Pflasterspektakel ver­änderten das Image der Stadt nachhaltig. 

Die Entwicklung von Linz ist jener von Bilbao sehr ähnlich. Während in der Basken-Metropole das Guggenheim-Museum und die Star-Architekten Frank Gehry und Sir Norman Foster den Wandel von der sterbenden Stahlstadt zum weltweiten Kultur-Hotspot einläuteten, waren es in Linz unter anderem der Bau des Ars Electronica Centers, des Lentos-Kunstmuseums oder des Musiktheaters, mit dem direkt neben den Gleisen der Westbahnstrecke eines der modernsten Opernhäuser Europas steht. 

Die Errichtung des Musiktheaters war politisch zwar heiß umkämpft, unter anderem gab es Diskussionen über den Standort sowie eine Volksbefragung. Heute sind die Linzer aber auf ihre neue Oper ebenso stolz wie auf das Brucknerhaus, das schon 39 Jahre vor dem Musiktheater – 1974 – in Betrieb ging und von Herbert von Karajan und den Wiener Philharmonikern erstmals bespielt wurde.

Das moderne Linz zu entdecken, zahlt sich immer aus – auch im Corona-Herbst 2020. Beachten sollte man, dass sich die Öffnungszeiten von Museen und Kultureinrichtungen aufgrund des Infektions­geschehens kurzfristig ändern können. Zur Sicherheit sollte man sich vorab bei Linz Tourismus über die jeweils aktuellen Regelungen informieren.

Altstadt-Bummel

Shoppen und spazieren. Die geschäftige Landstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße von Linz. Auf 1,3 Kilometern Länge bildet sie das wirtschaftliche Herz der Innenstadt. Alle Linzer Straßenbahnlinien führen über die Landstraße. Auf den Gleisen huschen auch Radfahrer vorbei, so dass man beim Einkaufsbummel immer auch einen Blick auf den Verkehr werfen sollte.

Am nördlichen Ende der Landstraße liegt der Taubenmarkt, wo sich an der Ecke zur Promenade das Café Traxlmayr befindet. Obwohl Kaffeehaus im Alt-Wiener Stil, ist das Traxlmayr mit seinem gemütlichen Gastgarten eines der Wahrzeichen von Linz.

Vom Taubenmarkt gelangt man in nur wenigen Schritten durch die Schmidtorstraße auf den Hauptplatz, der mit seiner Fläche von gut 13.000 Quadratmetern zu den imposantesten Plätzen Österreichs zählt. Das Zentrum des Hauptplatzes bildet die barocke Dreifaltigkeitssäule, eine Pestsäule aus dem 18. Jahrhundert. Das prächtige Wahrzeichen zeigt sich seit ­Kurzem in neuem Glanz. Die liebevolle Restaurierung der Pestsäule wurde im Vorjahr begonnen und – Ironie des Schicksals – ausgerechnet im Pandemie-Sommer 2020 vollendet.

Wie Stahl entsteht

Voestalpine. Direkt auf dem Gelände von Österreichs größtem Industriestandort bietet die voestalpine Stahlwelt Einblicke in eines der modernsten Stahlwerke der Welt. Die Stahlwelt erläutert den Besuchern den innovativen Herstellungsprozess des Linzer Stahls bis hin zum fertigen Produkt. Die beeindruckende Schau wird begleitet von echten Klängen aus der Produktion am Standort Linz, Lichtspiegelungen und Exponaten zum Angreifen.

Imposant sind auch die Konstruktion und die Innenarchitektur der voestalpine Stahlwelt. Man bewegt sich durch einen riesigen Tiegel, der dem zur Stahlerzeugung nachempfunden ist. Von der Decke herab hängen 80 große, verchromte Kugeln mit einem Durchmesser von bis zu 2,50 Metern. Einzelne Kugeln sind in den Ausstellungsparcours integriert und begehbar.

Wer möchte, kann den Besuch der Stahlwelt mit dem des voestalpine-Zeitgeschichte-Museums verbinden, das das Schicksal der NS-Zwangsarbeiter der ehemaligen "Reichswerke Hermann Göring" in Linz umfangreich dokumentiert.

Mit der Bim auf den Pöstlingberg

Eisenbahn-Klassiker. Der 539 Meter hohe Hausberg der Linzer prägt mit seiner barocken Wallfahrtskirche das Stadtbild. Auf den Pöstlingberg gelangt man am besten mit der gleichnamigen Bahn, die 2008 ins Linzer Straßenbahnnetz integriert wurde und seither vom Hauptplatz aus startet. Die "Bim" zählt zu den steilsten Adhäsions­bahnen der Welt und hat eine Maximalsteigung von 116 Promille. Die eigentliche Bergstrecke beginnt in Urfahr und führt auf einer 2.880 Meter langen Strecke auf den Pöstlingberg. Oben angekommen, kann man bei guter Sicht ein atemberaubendes Panorama genießen, das über die Stadt und das Alpenvorland bis weit in die Kalkalpen hineinreicht.

Kinder lieben den Pöstlingberg ganz besonders, schließlich können sie dort mit der längst legendären Grottenbahn in eine kleine Märchenwelt eintauchen. Die Grottenbahn ist im Winter an den Adventsonntagen sowie am 8. und 24. Dezember jeweils ab 10 Uhr in Betrieb.

Street-Art-Schwerpunkt im Herbst

Graffiti & mehr. Die Geschichte von Mural Harbor begann 2012 mit der Gestaltung eines überdimensionalen Wandgemäldes am Linzer Handelshafen. Seither entstanden an den Wänden der Hafenhallen Hunderte Graffitis und Murals, die bei moderierten Rundgängen besichtigt werden können. Im Mural Harbor befindet sich auch das "Museum auf Zeit", in dem Urban Art auf 2.500 Quadratmetern Innenfläche gezeigt wird. Das "M.A.Z." ist noch bis 12. Dezember 2020 geöffnet und wird anschließend abgerissen.

Street Art gibt es bis 21. März 2021 auch im Stadtmuseum Nordico: Die Ausstellung "Graffiti & Bananas – die Kunst der Straße" dokumentiert erstmals die Entwicklung der Graffiti-Szene in Linz und geht auch auf die polarisierende Seite der oft unautorisierten Straßenkunst ein. 

Musik und Theater

Klassik und Moderne. Neben Brucknerhaus und Musiktheater sind das Theater Phönix und der Posthof weitere beliebte Spielstätten, die Rock- und Pop-Größen genauso im Programm haben wie junge Theaterschaffende. Obwohl alle vier Häuser von Corona stark betroffen waren, konnten für Herbst und Winter Spielpläne erstellt werden, die vom Musical "Piaf" über "Winnetou 1 bis 3" und dem "Ahoi!-Pop-Festival" bis hin zu "Peter und der Wolf" reichen. Wer seinen Linz-Besuch mit einem Kulturabend verbinden will, findet die Programme hier.

Wo Virtuelles Realität wird

Museum der Zukunft. Das Ars Electronica Center ist das international wohl bekannteste Museum von Linz. Es wurde 1996 eröffnet und erstrahlt seit 2009, als Linz Europäische Kulturhauptstadt war, in neuem Glanz. Als Museum der Zukunft ist das AEC, das an der Nordseite der Nibelungenbrücke im Stadtteil Urfahr steht, ein Ort, an dem virtuelle Welten mit der Realität auf beeindruckende, ja fast unheimliche Art und Weise miteinander verschmelzen.

Das Museum bietet etwas, das es sonst nirgendwo auf der Welt gibt: Im Deep Space 8K werden auf einer 16 x 9 Meter großen Wandprojektion und einer ebenso großen Bodenprojektion Bildwelten in 8K-Auflösung geschaffen, in denen man sich bewegen und Teil des Projizierten werden kann. Ob Gigapixelfotografien, historische Stätten in 3D oder Bilder aus dem Inneren des Menschen: Der Deep Space 8K zieht Kinder ebenso in seinen Bann wie Erwachsene.

Valie Export im Lentos Kunstmuseum

Zeitgenössische Kunst. Mit einer Top-Ausstellung wartet das Lentos Kunstmuseum auf: Bis 10. Jänner 2021 läuft die "Hommage à Valie Export", bei der anlässlich des 80. Geburtstags der gebürtigen Linzerin 30 Werke und Werkgruppen der Künstlerin konzeptueller Medien-, Performance- und Filmkunst präsentiert werden. Die Ausstellung thematisiert die Beschäftigung Valie Exports mit dem Körper. 

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