Schitouren: Aufi auf'n Berg!

Mittendrin und doch ganz oben – Schitouren liegen im Trend: Abseits der präparierten Pisten mit einem Bergführer die Natur erleben und dabei den Berg mit Fellen auf den Schiern bezwingen.

Der Neuschnee liegt meterhoch, die Mittagssonne sorgt dafür, dass er glitzert wie tausend kleine Diamanten. Fast schon kitschig: der Weitblick über den Pinzgau, die Kitzbüheler Alpen und die Hohen Tauern. Aber ganz ohne Schilift, Gondel, Autos oder gar andere Wintersportler. Wir sind unter uns: die Schitouren-Gruppe samt Bergführer, sein Hund und ich.

Auf über 2.000 Metern verabschiedet sich das Handynetz. Jetzt muss ich an meine eigenen Grenzen gehen und mich der Kraftprobe mit der Natur aussetzen.

Bewusstes Innehalten. Ich nehme die Stille wahr. Zumindest an diesem Wochenende vergessen wir alle den Alltag. 



(c) Skitourenwinter.com

Sind Tourengeher Eigenbrötler?

"Fühlen, sich selber spüren und schätzen lernen – sich in der Natur mit Vernunft bewegen: Das ist Schitourengehen", sagt Gunter Unterwurzacher, unser Guide. Er ist schon seit über 30 Jahren Bergführer. 

Einst waren die meisten Tourengeher Eigenbrötler. Die anderen, die Alpinschifahrer, wuchsen zu einer immer breiteren Masse heran, stolz darauf, sich Equipment samt Liftkarte leisten zu können. So hat sich in Jahrzehnten ein breites Netz an Seilbahnen entwickelt.

Ziel jedes Tourismusverbandes ist es zwar noch immer, ein großes, modernes Schigebiet mit viel Infrastruktur zu schaffen. Es gibt Pistenbutler, beheizte Schilifte – das Angebot an derlei Schnickschnack ist schier unendlich. Aber langsam beginnt sich der Trend zu drehen.

Es geht wieder ins Gelände, in die Natur. Viele fliehen am Wochenende vor der Hektik, dem Lärm, suchen Ruhe und frische Luft – und finden beides abseits der präparierten Pisten, abseits der überfüllten, von Dodelmusik beschallten Schihütten und jenseits der Bergbahnen. Mitten im Nichts.

1.500 Tourengeher pro Tag

"Rund 55.000 Paar Tourenschi werden laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs pro Jahr in Österreich verkauft", erzählt Leo Bauernberger, Geschäftsführer von SalzburgerLand Tourismus, während einer Teepause im Tiefschnee. "Der Österreichische Alpenverein spricht aktuell von rund 350.000 Schitourengehern." An so einem herrlichen Wochenendtag wie heute steigen allein im Salzburger Land rund 1.500 Tourengeher den Berg hinauf. Die Sportart boomt, keine Frage.

Aufstieg: Auf Fellen zum Gipfel

Tourengehen ist nicht nur etwas für Profis

Während meines ersten Annährungsversuches ans Tourenschigehen verstehe ich, warum: Es ist das Gefühl echter Naturnähe vom ersten Schritt an. Ich weiß aber auch um die Gefahren: Es bedarf eines Profis, um die besten Routen zu finden, Wetter und Schneelage richtig einzuschätzen. Einer reinen Alpin-Schifahrerin wie mir fehlt das alles.

Unser Veranstalter heißt "Skitourenwinter" und hat sich genau auf diese Zielgruppe spezialisiert. "Ob Anfänger oder Fortgeschrittene, wir bieten für jeden den passenden Kurs an", erzählt Firmengründer Hans-Peter Kreidl. "Schon wer einen Stemmschwung im Gelände beherrscht, kann mit uns mitkommen." Und was die Schnee- und Lawinenkunde betrifft, gibt es zuvor eine Praxiseinschulung mit Lawinensonde, -schaufel und Lawinenverschüttetensuchgerät.

Ein Schitouren-Wochenende im Salzburger Land kostet bei "Skitourenwinter" ab 290 Euro. Zwei Übernachtungen mit Halbpension, eine Jause auf der Schitour, ein staatlich geprüfter Berg- und Schiführer, die Praxisausbildung in Lawinen-, Schnee- und Kartenkunde sind im Preis enthalten. Schuhe, Schi, Stöcke und das Lawinen-Notfallset kännen um 90 Euro ausgeborgt werden. Neben Tagestouren werden auch verschiedene Camps angeboten – vom Yoga-Camp über Single- und Lady-Wochenenden bis zum Hunde- und Freeridecamp. Im Mittelpunkt stehen natürlich immer die Schitour, die Sicherheit dabei und – nicht zu vergessen – auch die Gaudi am Berg.

Abfahrt: Spuren im unberührten Schnee

Lawinengefahr bedeutet Lebensgefahr

"Schitouren sind sehr beliebt", weiß Christophorus-Flugretter Albert Prugger. "In der hektischen Arbeitswelt hat man genug Stress. Man möchte dann nicht auch noch genervt an der Kassa und am Lift stehen." Für Prugger, der auch Berg- und Schiführer ist, sind Notfall-Ausrüstung sowie Schulung extrem wichtig: "Lawinengefahr bedeutet Lebensgefahr, das kann man nicht verharmlosen. In einer Lawine kann man sterben! Für jeden Alpinsportler sollte es selbstverständlich sein, den Lawinenlagebericht in seine Schitourenplanung einzubeziehen und örtliche Infos einzuholen." 

Die Christophorus-Flugretter schöpfen ihr Wissen übrigens nicht nur aus der Ausbildung des AirRescueCollege (Aus- und Weiterbildungsabteilung des Christophorus Flugrettungsvereins), sie haben bereits eine langjährige Berufserfahrung, da der Großteil auch als Bergführer tätig ist.