Reisen ohne Englischkenntnisse
Viele träumen davon, fremde Länder zu erkunden – schrecken aber davor zurück, weil sie sich sprachlich nicht sicher fühlen. Dabei kommt man auch im Ausland selbst ohne Sprachkenntnisse zurecht. Ein Überblick zu Tools und Tipps. Von Sandra Gloning.
Mein Vater ist knapp 60 Jahre alt und hat nie Englisch gelernt. Als gelernter Tischlermeister und mit einer Schulzeit, in der Fremdsprachen im zweiten Leistungszug kaum Thema waren, beschränken sich seine Kenntnisse auf die lebenswichtige Phrase: "A bottle water, please". Das ändert aber nichts an seiner Entdeckerlust. In einer globalisierten Welt ist das ein Handicap – kein unüberwindbares, aber doch eins, das den Radius manchmal einschränkt. Seine Devise: "Mit Händen und Füßen kommen wir schon irgendwie durch."
Gerade die Digitalisierung hat viele neue Möglichkeiten eröffnet, um sich auch ohne Sprachkenntnisse im Ausland gut zurechtzufinden. Man muss keine Sprache perfekt sprechen, um Neues zu entdecken. Ein bisschen Technik, ein bisschen Offenheit – und schon rückt die weite Welt ein Stück näher. Wir haben die wichtigsten Tipps und Hilfsmittel, die eine Reise entspannen und die Abenteuerlust fördern.
1. Kommunikation und Übersetzung: So klappt der Austausch ohne Englisch
Duolingo
Duolingo ist eine kostenlose Sprachlern-App, mit der man spielerisch die Grundlagen einer Sprache lernen kann. Ideal zur Vorbereitung auf den Urlaub: Bereits wenige Minuten pro Tag reichen aus, um ein paar hilfreiche Sätze zu lernen – und oft freut sich das Gegenüber, wenn man wenigstens ein paar Worte in der Landessprache spricht.
Google Übersetzer
Das Übersetzungstool von Google war früher ein reines Textprogramm, heute kann es viel mehr. Mit der Kamera lassen sich beispielsweise Speisekarten oder Schilder live übersetzen. Und wenn es an der Rezeption wirklich hakt, hilft die Sprachfunktion: Man spricht ins Handy, die App erkennt automatisch die Sprache und übersetzt sie. Viele Sprachpakete lassen sich noch vor dem Urlaub herunterladen – die App funktioniert also auch offline.
SayHi
Auch SayHi übersetzt Gespräche in Echtzeit und funktioniert im Prinzip wie ein Simultanübersetzer. Die App ist intuitiv bedienbar und eine gute Alternative zum Google-Tool.
ChatGPT
Auch ChatGPT kann im Urlaub überraschend nützlich sein, etwa, wenn es darum geht, höflich einen Satz zu formulieren („Könnte ich ein Zimmer mit Balkon bekommen?“), kulturelle Gepflogenheiten zu verstehen (Trinkgeld ja oder nein?) oder spontane Tipps für Ausflüge und Restaurants vor Ort zu bekommen. Viele unterschätzen, wie vielseitig das KI-Tool helfen kann – auch bei Unsicherheiten in der Kommunikation. Es kann auch Bilder wie beispielsweise das Foto einer Speisekarte übersetzen. Es gibt wenig, wobei die KI nicht helfen kann.
2. Unkompliziert buchen – auch ohne Englisch
ÖAMTC-Reisebüro
Die meisten Reisen des ÖAMTC-Reisebüros bieten eine deutschsprachige Reiseleitung/Reisebegleitung/Betreuung an. Ideal für alle, die sich unsicher fühlen, vor Ort allein zu kommunizieren. Reiseleiter:innen helfen nicht nur beim Übersetzen, sondern geben auch oft wertvolle Tipps für Ausflüge und Restaurants.
Alle Badepauschalreisen, die über ÖAMTC Reisen gebucht werden sind stets in Kooperation mit Österreichischen oder Deutschen Reiseveranstaltern. Also ist am Transfer vor Ort oder auch bei buchbaren Ausflügen eine Deutsch sprechende Betreuung gewährleistet.
Alle Rundreisen haben ebenfalls eine deutschsprachige Reiseleitung.
Auch fast alle Kreuzfahrten, die über das ÖAMTC-Reisebüro buchbar sind, werden deutschsprachig geführt oder es ist auf jeden Fall eine deutschsprachige Ansprechperson an Bord zu finden.
Vergleichs- und Buchungsportale
Wer individuell bucht, hat manchmal Respekt vor der schriftlichen Kommunikation. Beim ÖAMTC Vergleichs- und Buchungsportal werden alle Wünsche direkt beim ÖAMTC deponiert, und der Club kümmert sich dann um den Kontakt mit den Hotels, Leistungsträgern etc. Die Sprachbarriere wird hier also ganz aufgehoben.
Bei anderen Dienstleistern wie Booking gibt es diese persönliche Betreuung nicht, aber es wird eine automatische Übersetzung im Chat geboten. Sie können auf Deutsch schreiben, und die Nachricht wird für das Gegenüber direkt übersetzt – und umgekehrt. Das funktioniert meist erstaunlich zuverlässig und nimmt vielen die Hemmschwelle. Für ÖAMTC-Mitglieder gibt es übrigens 4% Rabatt auf ausgewählte Unterkünfte.
GetYourGuide/Viator
Wer eine Stadtführung oder ein besonderes Erlebnis sucht, wird bei GetYourGuide fündig – und kann dabei gezielt nach deutschsprachigen Angeboten filtern. Ideal für alle, die mehr über ein Reiseziel erfahren wollen, ohne sich dabei sprachlich zu überfordern.
Alternative: ÖAMTC Mitglieder erhalten als Clubmitglied 10 % Ermäßigung bei Viator.
3. Sicher Unterwegs
Uber
Wie erklärt man dem Taxifahrer, wo man hinmöchte? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Immer eine Visitenkarte des Hotels in der Handtasche haben oder mit Uber (oder ähnlichen Apps wie Bolt oder Free Now) buchen. Das geht ganz einfach: Adresse eingeben, Fahrt buchen, Preis wird vorab angezeigt – ganz ohne Missverständnisse und nötigen Gesprächen im Auto. Abgerechnet wird automatisch über die App, und man spart sich das Erklären oder Verhandeln.
ÖAMTC-Routenplaner/Google Maps
Wer lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, dem helfen Navigationsdienste wie Google Maps. Egal ob die U-Bahn in Rom oder der Bus in London, die Apps kennen die besten Verbindungen. Google Maps funktioniert (mit heruntergeladenem Kartenmaterial) auch offline. Die Bedienung ist auf Deutsch, was die Orientierung erleichtert.
Wer sein eigenes Fahrzeug für den Urlaub bevorzugt, kann sich Maut- und Spritkosten übrigens auch in der Reise-App im ÖAMTC Routenplaner berechnen.
Notfall-Tipp: 112 europaweit
Im Ernstfall hilft die Notrufnummer 112 – europaweit, mehrsprachig, und in vielen Ländern mit Dolmetscher:innen am Telefon. Diese Nummer funktioniert auch aus dem Mobilfunknetz ohne Guthaben. Und wenn Clubmitglieder juristische Hilfe im Ausland benötigen, einfach +43 1 25 120 00 anrufen. Rund um die Uhr.
Mit einem ÖAMTC-Schutzbrief oder einer Weltreise-Krankenschutz sind sie rundum auf Reisen geschützt und werden in Ihrer Sprache betreut.
Analoge Tricks: Körpersprache und Ausdrucke
Das ist ein Lieblings-Tipp von meinem Vater: Mit Händen und Füßen kommt man oft erstaunlich weit. Und: Die meisten Menschen reagieren positiv, wenn man freundlich lächelt, auch wenn man die Sprache nicht spricht. Wer offen auf andere zugeht, ein Lächeln parat hat und vielleicht mit Hilfe einer Übersetzungs-App kommuniziert, wird fast immer weiterkommen.
Hilfreich ist es auch, sich wichtige Infos auszudrucken: Hoteladresse, Buchungsbestätigung oder ein paar Sätze auf der Landessprache (z. B. zu Allergien oder Medikamenten) machen vieles einfacher – gerade in Notfällen oder beim Check-in. Mini-Dolmetscher, ein Allergiewörterbuch und eine Vorlage für die Medikamentenmitnahme sind auch in der ÖAMTC Reise-App unter Hilfreiche Downloads zu finden.