New Orleans: Gumbo und Dixie

Französisch und spanisch, kulinarisch und musikalisch, teilweise heruntergekommen und doch ständig im Aufbruch, ein Wechselbad von Lebenslust und Schwermut.

Katrina ist jetzt auch schon fast 13 Jahre her. Der verheerende Hurricane hatte damals Kanäle einstürzen lassen, die Wassermassen des Lake Pontchartrain überfluteten die Stadt, die US-Regierung musste sie vollständig evakuieren lassen.

Die Katastrophe ist nicht vergessen, sie teilt die Crescent City ("Halbmondstadt", weil sie sich so ans Seeufer schmiegt) in ein New Orleans vor Katrina und eines danach. In dem danach leben viel weniger Menschen.

New Orleans lebt. Diese Stadt lässt sich nicht unterkriegen. Reich ist sie nicht, aber eine der lebenslustigsten des Landes ist sie allemal. Jazz, Blues und Dixie begleiten uns auf Schritt und Tritt, klingen aus Geschäften und Lokalen, in Parks und auf Plätzen und in den Markthallen am Ufer des Mississippi.

Vergiss die Bourbon Street. Die weltberühmte Straße im Franzosenviertel wirkt nicht gerade präsentabel, ist bei unserem Besuch auch noch teilweise Baustelle. Überhaupt wird viel gebaut in New Orleans, die Stadt erneuert sich. Wieder.

Lebendig und laut wird die Bourbon Street zu später Stunde, doch einladend nicht. Cocktails in Plastikbechern, zwielichtige Bars neben dröhnenden Wumm-wumm-Discos – wo ist der Jazz? Ah, da: In der nahe gelegenen Frenchman Street. Ein Club neben dem anderen, Eintritt meist frei, swingende Live-Musik – ja, so habe ich mir das vorgestellt.

Flanieren durchs French Quarter. Die Straßen heißen Royal, Dauphine, Toulouse, Burgundy oder Bienville Street. Franzosen und Spanier haben New Orleans geprägt, die Engländer konnten sie nie einnehmen.

Im Napoleon House Restaurant in der Chartres Street zeigt uns Mitch White, der Manager, stolz die Prunkräume im Obergeschoss. Der damalige Besitzer des Hauses und Bürgermeister von New Orleans, Nicholas Girod, hatte sie Anfang des 19. Jahrhunderts luxuriös einrichten lassen. Damals soll er sich mit Gleichgesinnten verschworen haben, Napoleon Bonaparte aus seinem Exil in St. Helena zu befreien und ihn nach Louisiana bringen zu lassen. Drei Tage bevor der Plan in die Tat umgesetzt werden sollte, starb Napoleon.

(Bild oben:) Gaslaternen auf althergebrachte Art schmieden die Männer von Bevolo Lights in der Conti Street.

Auf dem Jackson Square spielt sich’s ab. Eine Live-Band hat ihr Schlagzeug aufgebaut, Touristen, Mütter mit Kinderwagen, Büroangestellte mit kurzärmligem Hemd und Krawatte – kein Sakko – sitzen auf den Bänken vor der St. Louis-Kathedrale. Schwül ist es. Wir nehmen Zuflucht im 365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffneten Café Du Monde, dessen Spezialität Beignets sind, gebackene Krapfen mit viel Staubzucker.

Neben der Jazzmusik – Louis Armstrong, der große Sohn der Stadt, lässt grüßen – ist es die Cajun- und kreolische Küche, die man in New Orleans keinesfalls verpassen darf. Ursprünglich der eher rustikalen Art der Zubereitung verpflichtet, wie sie die französischen Siedler in Louisiana pflegten, vereint die Cajun-Küche heute auch Einflüsse von spanischen, italienischen, afrikanischen und deutschen Einwanderern. Shrimps-Gumbo, eine Art Eintopf, und das Reis­gericht Jamabalya muss man verkostet haben.

New Orleans hat noch mehr zu bieten. Den Garden District beispielsweise, ein kleines feines Viertel mit Modegeschäften, hippen Cafés und kleinen Villen im Südstaaten-Stil. Das National World War II Museum (kurz WW II) zählt zu den meistbesuchten Museen der USA.

Wer historisches Antebellum-Feeling erleben will, begibt sich rund eine Stunde westwärts aus der Stadt, wo einige frühere Zuckerrohr-Plantagen zu besichtigen sind: Das düstere Houmas House zum Beispiel, umstanden von 500 Jahre alten Eichen, in dem Robert Aldrich 1964 seinen Thriller „Wiegenlied für eine Leiche“ unter den schwierigen Bedingungen der offenen Feindschaft seiner Hauptdarstellerinnen Bette Davis und Joan Crawford drehte. Der exzentrische heutige Besitzer des Herrenhauses schaffte es übrigens 2003 mit einem royalen Hochzeitsfest für seine Hunde Sam und Grace, zu dem tausend Gäste geladen waren, in die Schlagzeilen.

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Deutschsprachige Informationen und Prospekte gibt es bei Visit USA und beim Tourismusverband von Louisiana.