Bonjour, Paris!

Mit dem Nachtzug in 14 Stunden von der Donau an die Seine. Und zu neuen Attraktionen in der Stadt der Liebe und der Kunst.
 

Es klopft an der Abteil-Türe, um punkt acht Uhr wird das Frühstück serviert. In Sekundenschnelle baut der freundliche Schaffner mein gemütliches Bett in eine Sitzbank um, montiert den Tisch und schon stehen frischer Kaffee, Gebäck, Butter, Marmelade und Orangensaft für mich bereit, während vor dem Zugfenster die sanften Hügel der Champagne vorbeigleiten. Wäre ich nach Paris geflogen statt gestern Abend kurz vor 20 Uhr am Wiener Hauptbahnhof in den Zug gestiegen, würde ich ungefähr jetzt am Flughafen Charles de Gaulle ankommen. Aber dann hätte mich auch um vier Uhr früh ein Wecker brutal aus dem Schlaf gerissen. 

Das und noch viel mehr ­Mühen mit Kontrollen, Check-ins und Transfers blieben mir erspart, indem ich für meine Reise nach Paris ein Einzelabteil im Schlafwagen des Nightjets der ÖBB gewählt hatte, das es auch in der Luxusvariante mit privater Dusche und Toilette gibt. Pünktlich um 9:40 Uhr rollt der Zug in den Gare de l’Est ein. Nur wenige Minuten sind es von hier zu Fuß bis zum frisch renovierten stylishen 25-Hours-Hotel, in dem ein Zimmer für den frühen Check-in reserviert ist. Das Hotel hat die "Charta für nachhaltige Unterkünfte in Paris" unterzeichnet und bietet auch einen Fahrradverleih an. Zeit für einen zweiten Kaffee im Bistro nebenan! 

Im Nachtzug nach Paris – das Video

Epochen und Kulturen im Hôtel de la Marine

Für dieses Mal habe ich mir die Erkundung einiger Neuigkeiten in der Stadt vorgenommen. Ich beginne gleich mit dem frisch renovierten Hôtel de la Marine an der Place de la Concorde, das nur insofern etwas mit der Marine zu tun hat, als es mehr als 200 Jahre lang Sitz des Marineministeriums war. Der monumentale Bau besticht durch seine prächtigen Säle und beherbergt jetzt auch unglaubliche Kunstwerke aus verschiedensten Epochen und Kulturen, die der Emir von ­Katar für die Al-Thani-Kollektion zusammengekauft hat.

Die Sammlung Pinault in der Bourse de Commerce

Wer sich eher für die zeitgenössische Kunst interessiert, kommt jetzt in Paris an der Sammlung Pinault nicht vorbei, die 2021 in der Bourse de Commerce Einzug gehalten hat. Der Rundbau, der als Meisterwerk der Aufklärung gilt, wird von einer Metallkuppel gekrönt und war zusammen mit dem Eiffelturm eines der Aushängeschilder der Weltausstellung 1889.Unter den internationalen Künstlern, die noch bis zum späten Frühjahr hier ausstellen, sind Bertrand Lavier und der Video-Artist Stan Douglas.





Unter der Kuppel der Galeries Lafayette

Um eine Kuppel ganz anderer Art geht es bei dem berühmten Bauwerk, das die große Halle der Galeries Lafayette Paris Haussmann überspannt. Das Jugendstil-Juwel aus 1912 wurde renoviert und kann jetzt auch im Rahmen eines geführten Rundgangs von innen besichtigt werden. Nachher habe ich die Qual der Wahl: entweder mein Geld für die neuen Pariser Kollektionen ausgeben oder die Gunst der Stunde nutzen und in einem der umliegenden Bistros in der "Happy Hour" ein Glas Bier zum halben Preis genießen. Am nächsten Tag habe ich Lust auf frische Luft und mache ab der Métro-Station Opéra-Bastille auf der sogenannten Coulée verte einen Spaziergang: Es handelt sich dabei um eine ehemalige Bahnlinie, die begrünt wurde und als Vorbild für ähnliche Wege wie etwa die „High Line“ in Manhattan diente.

Zu Besuch bei Yves Saint Laurent

Für den Nachmittag habe mir vorgenommen, dem Musée Yves Saint Laurent Paris einen Besuch abzustatten. Aus Anlass des 60. Jahres­tages der ersten Schau des berühmten Modeschöpfers finden heuer in gleich sechs Pariser Museen Ausstellungen statt. Der Andrang ist jedenfalls enorm. Eine Ausstellung ganz anderer Art ist die Sonderschau "Hip-Hop 360" in der Philharmonie. Auch wenn uns die französischen Rapperszene eher fremd ist, fas­ziniert der Rückblick auf die frühen 1980er-Jahre, als eine neue Generation junger Künstler/-innen aus benachteiligten Schichten mit dem Pop-Gesäusel ihrer Eltern Schluss machte. 

Nur wenige Schritte zurück zum Zug

Was für ein gutes Gefühl ist es später, einen Nachmittag in einer Stadt wie Paris zu verbringen, ohne dass der späte Flug zurück wie ein unausweichliches Schicksal seinen Schatten auf die Stunden legt. Wer den Schlafwagen für die Rückreise gewählt hat, kann sich bis kurz vor 20 Uhr in den Cafés rund um den Gare de l’Est herumtreiben und dann gemütlich zum Nightjet hinüber spazieren. Dort wartet schon das Abteil mit dem frisch bezogenen Bettchen sowie das hilfsbereite Personal von der Hinfahrt – was für eine Freude: ein kleines Stück Österreich mitten in Paris.

Klicken Sie hier zu den aktuellen Corona-Reiseregeln für Frankreich

Klicken Sie hier für Paris-Angebote des ÖAMTC-Reisebüros mit dem ÖBB-Night-Jet

Frankreich-Tourismus (Atout France)