Meine Trauminsel: Mauritius

Ein zutiefst persönlicher Reisebericht: Zwei Wochen auf Mauritius, einem perfekten Zufluchtsort für wintermüde Menschen.

Nach mehr als zwei Jahren, in denen die Pandemie unsere Nachrichten, unser Denken und unser Handeln beherrschte, wollte ich nur eines: Raus aus dieser Spirale des Negativen. Zumal – es war Ende Februar 2022 – bei uns die Tage noch kurz und die Temperaturen noch bescheiden waren.

Sonst eher Reisen mit Entdeckungen und straffem Besichtigungsprogramm zugetan, wollte ich diesmal genau das Gegenteil. Einfach ausspannen, nichts tun und bei angenehmen Luft- und Wassertemperaturen faulenzen. Das alles auf einem hohem Niveau, das ich mir leisten wollte, denn schließlich war mein persönliches Reisebudget ohnedies zwei Jahre lang nicht angerührt worden – Pandemie.

Die Entscheidung war bald gefallen: Mauritius sollte es sein. Für die Aussicht auf entspannte zwei Wochen nahm ich gerne die zehn Stunden Nachtflug – damals mit Maske – in Kauf.

Ich habe mich schlussendlich doch für eine vielleicht nicht so übliche Reise entschieden, wollte – obwohl ziemlich verlockend – doch nicht die gesamte Zeit am Traumstrand verbringen. Also organisierte ich mir einen Leihwagen. Die Westküste kannte ich bereits, das sollte ein Fixpunkt sein. Zuvor wollte ich aber auch auch die Ostküste der Insel kennenlernen, die kleiner als Vorarlberg ist, 1.800 Kilometer östlich von Südafrika liegt und 1,2 Millionen Einwohner hat.

Deshalb setzte ich mich am Airport in Mahébourg ans Steuer, um nach Belle Mare fahren, zu meinem ersten Quartier, dem Salt of Palmar, einem Fünf-Sterne-Hotel an der Ostküste.

Mein Hotel an der Ostküste: Salt of Palmar

Für die 45 Kilometer entlang der Küste in Richtung Norden benötigte ich mehr als eine Stunde. Das Umdenken wegen des Linksverkehrs funktioniert ja recht rasch, aber die holprige enge Strecke nervte, zumal viele viel zu schnell unterwegs sind und gefühlt alle, die in einem Ort etwas zu erledigen haben, auf der Fahrbahn parken.

Die Ostküste ist weniger touristisch erschlossen, hier gibt es noch viel mehr unberührte Natur. Hier unterscheiden sich (die etwas kleineren) Hotels wie das Salt of Palmar von den großen bekannteren: Sie setzen einerseits auf erwachsenes Publikum und andererseits auf strikte Regionalität und Bio-Produkte, die Gerichte sind kreativer als sonst üblich. Das versprach die Hotel-Website und die Bewertungen auf den einschlägigen Portalen schienen das zu bestätigen.

Beides zusammen war mit ein Grund für die Entscheidung, genau hierher zu kommen. Am Pool verschlief ich den ersten Nachmittag, am Tag drauf wollte ich den Strand genießen. Aber es sollte anders kommen.

Zuerst freute ich mich aufs Abendessen. Das wird hier nicht als Selbstbedienungs-Buffet offeriert, sondern serviert, gewählt werden kann dabei aus der Karte. Die ist aber auch tagesaktuell in der App des Hotels (zum Download für iOS- und Android-Smartphones) hinterlegt. Als Starter wählte ich Ceviche vom Fang des Tages (Bild unten links), angerichtet mit Süßkartoffeln, über Holzkohle gegrilltem Mais und etwas Grapefruit. Danach Smoked Ribs (vulgo Ripperln vom Grill, Foto mittig) mit gegrilltem Wurzelgemüse als Beilage. Die Desserts auf der Karte klangen allesamt verlockend, die Entscheidung fiel auf eine Pavlova mit Ananas (Bild unten rechts).

Auch in den folgenden Tagen war das Essen (inklusive der Frühstücksgerichte!) so gut, dass ich unbedingt das hauseigene Kochbuch erwerben musste. Weil die Gerichte doch mehr Fingerspitzengefühl und Übung beim Nachkochen erfordern, ziert es seit damals das Regal in der heimischen Küche und dient als Fernweh erzeugender Appetitanreger.

26 Grad hatte es an diesem Abend noch, und es wurde ziemlich windig. Am nächsten Morgen sogar richtig stürmisch. Ein Blick auf die offizielle Wetter-Website von Mauritius zeigt, warum: Ein Zyklon zieht 250 Kilometer nördlich der Insel vorbei, zuerst wird Warnstufe 3 ausgerufen, bald darauf Warnstufe 4. Vor dem Baden im Meer wird gewarnt – also wird es nichts mit der Strandliege unterm Sonnenschirm direkt unterhalb meines Balkons.

Der Wind legt zu und es schüttet. Ja, um diese Zeit sind Zyklone nichts Außergewöhnliches, beruhigt das Personal die Gäste und schottet den offenen Restaurantbereichs durch Planen ab. Vier Wochen zuvor soll es sogar einen gegeben haben, der die Ostküste voll erwischte. Damit habe ich jetzt die Erklärung für die paar entwurzelten Bäume am Straßenrand auf der Anreise.

Was macht man bei so einem Wetter in Mauritius? In den öfter vorkommenden Regenpausen am Strand spazieren (in der Nähe des Hotels halt) oder etwas für die Kondition tun und wenigstens ein paar der zusätzlichen aufgenommenen Kalorien am Stepper, Laufband oder Ergometer im Fitnessraum abbauen.

Am nächsten Morgen ist die Lage besser – der Zyklon bewegt sich schon mehr als 400 Kilometer entfernt in westlicher Richtung auf Madagaskar zu, die Sonne blinzelt durch die Wolken und ein paar Leute aus Belle Mare graben am Strand Meeresschnecken aus dem Sand.

Was unternimmt man in Mauritius, wenn das Wetter noch kein ganz perfektes Badewetter ist – oder wenn man Abwechslung vom Strandleben sucht? Man macht einen Ausflug. Ich setzte mich nach dem Frühstück ins Auto und fuhr nach Grand Baie ganz im Norden der Insel, 35 Kilometer entfernt von Belle Mare. Einen ersten Stopp soll ich an einer stillgelegten Zuckerfabrik einlegen, machte man mich an der Rezeption aufmerksam. Gesagt, getan.

In den Tagen danach besserte sich das Wetter schlagartig, ich konnte den Strand bis zu meinem Wechsel an die Westküste voll auskosten.

Die kürzeste Strecke vom Salt of Palmar in Belle Mare zum Beachcomber Dinarobin ist 80 km lang und führt übers Insel-Innere zwischen den (nicht sehr hohen) Bergen. Ich will aber noch etwas erleben und wähle eine knapp über 100 Kilometer lange Route.

Unterwegs zur Westküste

Meine erste Station ist das L'Aventure du Sucre, eine Art interaktive Erlebniswelt in einer voll erhaltenen ehemaligen Zuckerfabrik in Pamplemousses. Hier lässt sich die Geschichte von Mauritius als Zuckerinsel erkunden – und danach auch erschmecken.

Ich folge der Beschilderung nach Port Louis, der Hauptstadt, und biege ein paar Kilometer vor ihr rechts ab. Früher musste man einfach den Schienen der Eisenbahn folgen, die das Zuckerrohr in die Fabrik brachte. Ein kleiner Zug erinnert noch als letztes Relikt am Parkplatz daran. Das Schmalspurnetz ist längst abgebaut – aber in der Hauptstadt-Region arbeitet man jetzt gerade mit Hochdruck an einer S-Bahn.

Als man noch keine Zuckerrüben raffinierte, war Mauritius einer der Hauptlieferanten von Zucker. Das hat sich geändert, aber noch immer spielt Zuckerrohr eine wichtige Rolle. Fast 60 Prozent der Anbauflächen werden noch damit bewirtschaftet. Im Anschluss an eine Museumsbesichtigung können alle verschiedenen Arten von Zucker, die früher händisch aus dem harten Zuckerrohr hergestellt wurden, auch verkostet werden.

Allen, die sich noch etwas tiefer in eine Zeitreise in die süße Zuckerwelt hineinwagen möchten, soll das folgende kleine Fotoalbum dienen.

Mit dem Auto fahre ich in ein paar Minuten zum 37 Hektar großen Botanischen Garten von Pamplemousses, dem ältesten in der südlichen Hemisphäre. Man schrieb 1736, als sich der französische Gouverneur Mahé de Labourdonnais entschloss, sein Anwesen um das heutige Haupttor herum zu errichten und erstmals Gewürze anzubauen.

Heute heißt der Garten Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden und beherbergt über 600 verschiedene Arten von Pflanzen, darunter 85 verschiedene Palmenarten aus allen Teilen der Welt. Der neue Name kommt, wie ich aus der Inschrift an einem Gedenkstein im Park herauslese, von jenem ehemaligen Premierminister, der Mauritius 1968 in die Unabhängigkeit führte. Zuvor war der Inselstaat eine britische Kronkolonie.

Ich bleibe etwas länger als geplant in dem weitläufigen Park, weil die schwüle Hitze im Schatten der riesigen Bäume besser auszuhalten ist. Aber es hilft nichts: Ich habe mir noch einen kurzen Rundgang in der Hauptstadt Port Louis vorgenommen.

Port Louis zählt 150.000 Einwohner, die wiederum, in Verbindung mit den Bauarbeiten für die S-Bahn und den dazugehörigen Umleitungen, für ein gewaltiges Verkehrschaos sorgen. Weil ich mich darin völlig verstricke, im Stau kaum weiterkomme, dreimal dort vorbeikomme, wo ich eigentlich gar nicht hin wollte, dafür aber die Einfahrt zur großen Garage nicht finde, gibt es an dieser Stelle nur einen Tipp: Nehmen Sie ein (ohnehin leistbares) Taxi für einen Ausflug hierher oder buchen Sie gleich eine Tour. Die Fotos in der folgenden Galerie sind daher drei Jahre alte aus meinem Archiv.

Nun aber raus aus diesem verkehrstechnischen Hexenkessel, ich will ja noch bei Tageslicht in mein zweites Hotel kommen. Die Fahrt über die kaum 50 Kilometer lange Strecke ist, den Baustellen geschuldet, ein wenig tricky. Das Navi des Leihautos zeigt etwa auf einer Schnellstraße "geradeaus", da ist aber ein Kreisverkehr und die Fahrbahn Richtung geradeaus gesperrt.

Nach etwas Herumirren schaffe ich es aber dennoch, ins Beachcomber Dinarobin zu gelangen. Auf den letzten Kilometern gab mir ein wie ein Leuchtturm aus der üppig grünen Landschaft herausragender gewaltiger Fels die beste Orientierung: der Le Morne Brabant, Ein Berg wie eine Ikone.

Ihm zu Füßen an der Küste liegt das Hotel – nein, es ist kein Hotel, sondern ein Resort. Ein ganz spezielles. Ich bin angekommen.

Mein Quartier an der Westküste: Dinarobin

Gestern habe ich mich schlau gemacht, was es mit dem Le Morne auf sich hat: Der 555 Meter hohe Fels prägt die gesamte gleichnamige Halbinsel mit seiner Präsenz, steht als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO und beweist, dass zwischen Urlaubsglück und tragischen Schicksalen oft nur ein zeitlicher Abstand besteht.

Bis vor 185 Jahren dienten Höhlen ganz oben am Berg als Versteck für Sklaven afrikanischer Herkunft, die vor ihren Peinigern geflohen waren. Am 1. Februar 1835 stiegen Vertreter der englischen Kolonialherren zu ihnen auf, um sie von der Abschaffung der Sklaverei zu informieren. Mit fatalen Folgen: Sie wurden als Häscher der Armee wahrgenommen, die Menschen flohen aus ihren Verstecken und stürzten sich hinunter in den Tod.

Davon ist hier mittlerweile nichts mehr zu spüren. Das Dinarobin erstreckt sich kilometerweit – bis zum Nachbarhotel Paradis – an einem feinen Sandstrand, der für alle Gäste nur ein paar Schritte entfernt ist. Die Suiten befinden sich in maximal zweistöckigen Wohneinheiten, die zwischen Palmen und Wiesen hufeisenförmig zum Strand hin ausgerichtet sind, sie verfügen allesamt über Terrassen und Balkone.

Zwischen diesen 51 Häusern und dem Strand sind fünf Pools verteilt, Liegen und Schirme sind überall in genügender Anzahl vorhanden. Kinder sind im Gegensatz zu meinem ersten Hotel gern gesehene Gäste, die gesamte Anlage ist so groß, dass dennoch eine ruhige Atmosphäre vorherrscht. Außerdem gibt es eigene Adults Only-Villen. Den Gästen stehen vier Restaurants zur Verfügung.

Vor dem Abendessen habe ich noch Zeit für einen Aperitif. Ich lasse mir den Haus-Cocktail mixen und filme gleich mit.

Der nächste Morgen beginnt mit einer Enttäuschung: es regnet. Aber schon nach einer Viertelstunde scheint wieder die Sonne. Nach dem Frühstück nehme ich mir Zeit für einen Rundgang. Er wird lange dauern, denn vom Buffet-Pavillon, der am Eingang des Resorts liegt, ist es ein langer Weg bis zum Übergang ins benachbarte Hotel Paradis, das ebenfalls zu Beachcomber gehört und dessen vier Restaurants auch den Dinarobin-Gästen offen stehen.

Wirklich kilometerlang zu Fuß gehen muss hier aber niemand: Den langen Wegen geschuldet verkehren hier umgebaute und verlängerte elektrische Golf-Caddies als Shuttle – zu den Essenszeiten im Minutenabstand. Apropos Golf: In das Resort eingebettet ist ein 18-Loch-Platz.

Ich wähle den Weg am Strand und ziehe los.

Die ständig lautlos zwischen den Häusern, den Restaurants, den Sportanlagen und dem Nachbarhotel herumflitzenden Wägelchen faszinieren mich. Gerne würde ich auch einmal so ein Ding fahren. Ich spreche mit dem Concierge, der mit der Marketingdirektorin – und: es klappt tatsächlich. Am nächsten Morgen wird mich einer der Fahrer abholen, einschulen und das Gefährt selber lenken lassen.

Die Strände stehen zwar zu Recht an der Spitze der Motive, in dem für afrikanische Verhältnisse recht wohlhabenden Inselstaat zu urlauben. Aber auch Surfer, Kitesurfer und Taucher kommen auf ihre Rechnung.

Was aber nicht heißen soll, dass es darüber hinaus nichts zu entdecken gibt. Auch vom Dinarobin lassen sich – mit Leihwagen, Taxi oder als gebuchte Exkursion – Ausflüge unternehmen. Etwa zur Siebenfarbigen Erde, einem Naturphänomen, oder in eine Rum-Destillerie oder ganz einfach in einen der Orte in der Umgebung.

Nach diesem Tagesausflug ist wieder ein voller Strand-Tag im Dinarobin angesagt. Mittags unterbreche ich ihn, um ein scheinbar einfaches Restaurant zu besuchen, das ein Steirer aus dem Ennstal hier vor fünf Jahren übernommen hat: das Wapalapam an der Abzweigung der Straße zu meinem Resort.

Willi Reinbacher ist gelernter Koch, lebt seit 2010 auf der Insel, ist mit einer Mauritierin verheiratet. Seine Küche ist inseltypisch und kreativ zugleich. Den guten Bewertungen kann ich mich nur anschließen.

Bevor der Tag im Dinarobin ausklingt, bleibt noch etwas Zeit, die Antwort auf eine Frage zu finden, die alljährlich kurz vor Weihnachten viele TV-Zuschauer bewegt: Wo wurde die mittlerweile zum Kult-Klassiker avancierte Xaver-Schwarzenberger-Komödie O Palmenbaum gedreht? Sie wird zu Weihnachten zum 22. Mal zu sehen sein.

In der Fortsetzung der 1997 erstmals ausgestrahlten Chaos-Familienkomödie "Single Bells" dient der Le Morne-Fels Erwin Steinhauer und Martina Gedeck als ständig faszinierender Hintergrund ihres Traumhotels.

Das Dinarobin war aber nicht der Drehort, das Paradis auch nicht. Ich marschiere also den Strand in die andere Richtung entlang – und werde fündig. Es ist das nur durch einen angrenzenden öffentlichen Strand getrennte Nachbarhotel. Aber sehen Sie selbst:

Mauritius war damals, als der Film gedreht wurde, ein Sehnsuchtsziel für Betuchte. Heute ist es weniger elitär. Ein Angebot des ÖAMTC-Reisebüros findet sich hier.

Eine Billig-Destination ist die Insel aber noch lange nicht. Das wird sie wegen des extrem hohen Anteils an Vier- und Fünfstern-Hotels auch kaum jemals werden. Aber unter Winter-Flüchtlingen aus Europa hat sich bereits herumgesprochen, dass man um erschwingliches Geld auch Wochen in gemieteten Häusern verbringen und die gut gepflegten öffentlichen Gratis-Strände benutzen kann. Auf 1a-Lagen, wie sie die Hotels an der Küste bieten, muss man dann allerdings genauso verzichten wie auf den durchwegs exzellenten Service, und statt toller Themen-Buffets sind dann Supermarkt oder Restaurants in den Ortszentren angesagt.

Auch nicht schlecht, aber anders halt, denke ich mir und lasse den Abend am Strand ausklingen.