Madagaskar: Die Highlights zwischen Baobabs und Lemuren
Madagaskar begeistert mit uralten Baobabs, einzigartigen Lemuren und einer Kultur voller Mythen und Ahnenkult – ein Reiseziel, das Natur und Tradition unvergleichlich verbindet, ergänzt durch zwei exklusive Videos.
Während unserer Reise durch Madagaskar begegnet unsere Gruppe kaum anderen Touristen – bis wir zum Sonnenuntergang die legendäre Baobab-Allee bei Morondava erreichen. Plötzlich wimmelt es von Menschen. Viele sind extra herausgeputzt und posieren für Fotos. Doch die wahren Stars sind hier die rund 800 Jahre alten, mächtigen Baobabs – die Affenbrotbäume.
Die 670 Kilometer von der Hauptstadt Antananarivo bis Morondava an der Westküste haben wir teilweise auf holprigen Schotterpisten zurückgelegt. Es ging vorbei an kleinen Dörfern, Rinder-Farmen, grünen Reisfeldern und Goldwäschern am Fluss. Es gäbe zwar auch eine Flugverbindung, doch die Reise quer durch das Land ist ein echtes Abenteuer, das sich lohnt. Auf einer der beiden Etappen wäre aber der Inlandsflug um einiges komfortabler ;-)
Video: Roadtrip durch Madagaskar
Baobab – der Baum des Lebens
Sechs der acht weltweit existierenden Baobab-Arten wachsen ausschließlich auf Madagaskar. Ihre Vorfahren entstanden vor etwa 21 Millionen Jahren auf der Insel. Erst später gelangten einige Arten nach Afrika und Australien.
Bedroht werden sie durch Abholzung, den Klimawandel und ihre langsame Vermehrung. Die Baobab-Allee gehört nicht zum Unesco-Weltkulturerbe, sie steht aber unter nationalem Naturschutz. Der Baobab wird auch "Baum des Lebens" genannt. Er speichert große Mengen an Wasser in seinem Stamm. Unser Guide Julien erklärt: "Früchte, Blätter und Samen werden traditionell als Heilmittel bei Fieber, Infektionen sowie Verdauungs- und Atemproblemen eingesetzt."
Er bezeichnet den Wald insgesamt als "Apotheke des Landes". Da medizinische Versorgung in Madagaskar sehr ungleich verteilt ist, Ärzte gibt es nur in größeren Städten, sind die Menschen in ländlichen Regionen (rund 80 Prozent) auf Heilpflanzen angewiesen. Oft dauert eine Fahrt mit dem Ochsenkarren zum nächsten Arzt mehrere Tage. Auf etwa 10.000 Einwohner kommen im Schnitt nur zwei Ärzte. Zum Vergleich: In Österreich sind es etwa 55.
Video: Lemuren & Chamäleons
Chamäleons und Lemuren hautnah
Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Welt – größer sind nur Grönland, Neuguinea und Borneo. Vor rund 150 Millionen Jahren löste sie sich vom afrikanischen Kontinent – Zeit genug für Pflanzen, Tiere, aber auch für die Menschen, ihre ganz eigene Vielfalt zu entwickeln. 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten von Madagaskar sind nur hier zu finden. Seit dem 26. Juni 1960 geht die Insel als unabhängige Republik ihren eigenen Weg.
Madagaskar gilt als echtes Chamäleon-Paradies. Mehr als die Hälfte aller weltweit bekannten Arten lebt auf dieser Insel – vom winzigen Brookesia bis zum stattlichen Parsons Chamäleon. Sie verändern laufend ihre Farbe und fangen mit der blitzschnellen Schleuderzunge Insekten – ein einmaliges Erlebnis, das wir in der Reptilienfarm von Marozevo bestaunen dürfen. Weiter geht’s Richtung Osten, ins Sonderreservat von Perinet. Dort sehen wir die größten Lemuren der Welt: Die seltenen Indri Indris erreichen bis zu eineinhalb Meter Körperlänge. Ihre eindringlichen Laute hallen majestätisch durch den Dschungel. Besonders lustig sind die Diademsifakas. Diese Lemuren schwingen sich mit akrobatischen Sprüngen von Ast zu Ast.
In der Nähe der berühmten Baobab-Allee, im Kirindy-Nationalpark, begegnen wir während unserer Rundreise Rotstirnmakis und Larvensifakas. Letztere Lemuren sind als "Tänzer" berühmt: Sie bewegen sich seitwärts springend voran. Unser Guide macht die Tanz-Moves am Boden nach, während die echten Lemuren uns neugierig vom Baum aus beobachten. Unwillkürlich muss ich an den Animationsfilm "Madagascar" denken und lachen, auch wenn mit Kattas darin eigentlich andere Lemuren die Hauptrollen spielen.
Einzigartige Tierwelt
Wo Ahnen über Hügel wachen
Im frühen 17. Jahrhundert ließ König Andrianjaka die heutige Hauptstadt Antananarivo auf einem Hügel in einer Höhe von 1.450 Metern als Festungsstadt errichten. Verteidigt wurde sie von 1.000 Kriegern. Daher trägt die pulsierende Hauptstadt bis heute den Namen "Stadt der Tausend". Meine Zunge macht noch immer einen Knoten, wenn ich versuche, den Namen der Stadt auszusprechen, aber keine Sorge: Die Madagassen nennen sie einfach "Tana". Später wurde die Stadt unter König Andrianampoinimerina (und wieder entsteht ein Knoten) zum politischen Zentrum des Landes.
Ein Highlight ist der Ausflug zum "Blauen Hügel" von Ambohimanga, etwa 22 Kilometer nördlich von Tana. Diese ehemalige Sommerresidenz der Könige auf heiligem Grund gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe und bietet Einblicke ins royale Madagaskar – alte Gemäuer, Gräber und eine herrliche Aussicht inklusive.
In Sachen Glauben ist Madagaskar heute bunt gemischt: Rund die Hälfte der Bevölkerung sind Christen, etwa sieben Prozent Muslime. Der Rest bekennt sich zu animistischen Naturreligionen. Allen gemeinsam ist der feste Glaube an die Macht der Ahnen. Besonders berühmt ist der Ahnenkult um die "Razana" – die Seelen der Verstorbenen, die als liebevolle Schutzpatrone stets über ihre Familie wachen.
Wer, wie wir, durch die Dörfer und über das Hochland fährt, entdeckt prächtige Familiengräber, teils aus mächtigen Steinblöcken gebaut. Sie sind mehr als nur letzte Ruhestätten – sie sind das Herz und der Stolz vieler Familien und oft imposanter als die Häuser der Lebenden. Manche Gräber vereinigen Generationen und sind so gebaut, dass niemand allein bleibt – nicht im Leben und nicht im Tod.
Als wir mit unserem Guide Julien eines dieser Gräber besuchen, begleitet ein wichtiger Merksatz jeden Schritt: Niemals mit dem Finger auf ein heiliges Gebäude zeigen. Diese Geste gilt als grob respektlos. Die Madagassen zeigen stattdessen mit der Faust oder der offenen Hand – und winken so den Ahnen zu.
Veloma Madagaskar – auf Wiedersehen
Dieser madagassische Gruß bleibt mir im Gedächtnis: Winken statt zeigen. Wer sich auf "mora mora" einlässt, langsam, langsam, der entdeckt im Rhythmus der Insel eine besondere Gelassenheit: auf holprigen Straßen, zwischen bunten Märkten und freundlichen Menschen, die zufrieden nehmen, was kommt. Mit diesem letzten Gruß der Insel verabschiede ich mich: Veloma Madagaskar – auf Wiedersehen.
Madagaskar-Tipps der Redakteurin Conny
1. Kleine Geschenke für Kinder: Strahlende Augen sind garantiert, wenn es Luftballons oder bunte Stifte gibt. Süßes besser weglassen, denn Zahnpflege ist in vielen Gegenden Afrikas ein sensibles Thema.
2. Kleidung: Im Hochland kühlt es nachts ab. Pullover, Jacke und gutes Schuhwerk einpacken.
3. Malaria: Beim Tropenmediziner über Impfungen und Malariaprophylaxe informieren.
Grüne Reisterrassen & ländliche Lebenswelten: Impressionen aus dem Hochland
4. Währung: Gezahlt wird in Ariary. Der größte Schein der Insel? 20.000 Ariary – klingt nach einem Vermögen, entspricht aber gerade einmal rund 4,50 Euro. Praktisch: US-Dollar lassen sich ebenfalls nutzen, etwa fürs Trinkgeld. Wichtig: Die letzten Ariary können Sie getrost ausgeben. Am Flughafen von Antananarivo werden ausschließlich US-Dollar akzeptiert.
5. Hotels: Auf Madagaskar gibt es einige sehr hübsche und vor allem kleine Hotels. Sehr zum Empfehlen sind das Palissandre Hotel in Antananarivo, das Hotel Royal Palace in Antsirabe, das Hotel Couleur Café in Antsirabe, das Hotel Palissandre Cote Ouest in Morondava und das Hotel le Relais de Mantadia in Andasibe.
6. Mit den Seychellen kombinieren: Wer nach einer Rundreise entspannte Strandtage genießen möchte, kann die Reise unkompliziert mit den Seychellen verbinden. Emirates fliegt die Strecke Dubai–Antananarivo mit einem Zwischenstopp auf Mahé und ermöglicht so, Madagaskar ganz einfach mit dem Tropenparadies zu kombinieren (das Angebot von ÖAMTC-Reisen finden Sie hier). Wer in Madagaskar baden möchte, der findet traumhafte Strände auf der Insel Nosy Be.
Madagaskar in Kürze
Lage: Madagaskar liegt 400 bis 420 km vor der Ostküste von Mosambik im Indischen Ozean. Geografisch wird Madagaskar dem Kontinent Afrika zugeordnet, auch wenn er sich als Inselstaat vor der Küste befindet.
Fläche: 587.295 km² (viertgrößte Insel der Welt).
Einwohner: rund 32 Millionen.
Amtssprachen: Malagasy und Französisch.
Sicherheit: Erhöhtes Kriminalitätsrisiko durch Diebstahl und Überfälle in Städten wie Antananarivo – vor allem nachts.
Information & Buchung
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Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000 und in den Filialen von ÖAMTC Reisen.
ÖAMTC-Länderinformationen: Madagaskar.