Lofoten: Inseln zwischen Fjorden und Fischerdörfern

Spektakuläre Berge, weiße Strände und Dörfer wie Reine und Henningsvær machen die Lofoten zum Traumziel in Nordnorwegen. Plus praktische Tipps.

Schon während der Fahrt entlang der norwegischen ­Küste denke ich an all die Serien und Filme, die das Bild der Wikinger geprägt haben – blutige Schlachten, ­starke Männer und nordische Schwermut. Als ich schließlich auf den Lofoten ankomme, wirkt das alles weit weg, und doch habe ich das Gefühl, dass hier, zwischen Felsen und Fjorden, noch etwas von diesem alten Atem in der Luft liegt.

Mir begegnen Spuren jener Nordmänner, deren Alltag viel unspektakulärer und gleichzeitig spannender war als das übliche Klischee. "Wikinger", erfahre ich, waren nur die, die ­saisonweise zur See fuhren, eher so wie Piraten. Während der Rest des Jahres von Landwirtschaft, Handwerk und Gemeinschaft bestimmt war: ein Leben zwischen Schwert und Pflug.

Lofoten im Überblick


Lage: Eine Region in der norwegischen Provinz Nordland und Teil einer Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens, bestehend aus 80 Inseln. Die Lofoten liegen etwa 100 bis 300 Kilometer nördlich des Polarkreises zwischen dem 67. und 68. nördlichen Breitengrad.
Einwohner: 24.500
Hauptstadt: Svolvær (4.800 Einwohner)
Fläche: 1.227 km² (halb so groß wie Vorarlberg).
Sprache: Norwegisch
Zeitverschiebung: keine

Wo Fjorde von Wikingern erzählen

Im Wikingermuseum in Borg betrete ich das rekonstruierte Langhaus, das Herz eines einstigen Häuptlingshofs, der in den 1980ern ausgegraben wurde. Der 83 Meter lange, fensterlose Bau wirkt wie ein dunkler hölzerner Rücken und entführt Besucher in die Welt der Nordmänner. Er gilt als eines der größten Langhäuser der Wikingerzeit.

Sobald sich die Tür hinter mir schließt, schluckt das Halbdunkel mich förmlich. Der Rauch hängt schwer unter der ­Decke, ich höre Schritte, ein entferntes Meckern von Ziegen. Hier, wo früher Menschen und Tiere unter einem Dach lebten, wird mir klar, wie rau dieser Alltag gewesen sein muss.

Die Museumsführerin Laura erzählt von einer Gesellschaft voller Widersprüche: Bauern, die zu Piraten wurden, und Häuptlingen, die Masken trugen und sich in Tiere zu verwandeln glaubten. Bezahlt wurde mit arktischen Schätzen wie Rentierfellen und Walzähnen.

Besonders faszinieren mich die Frauen jener Zeit. In einer Vitrine liegen eiserne Schlüsselbunde. Laura erklärt, dass Frauen über Haus und Hof bestimmen konnten – je mehr Schlüssel, desto größer ihr Einfluss. Sie hatten Besitz und konnten sich scheiden lassen. Plötzlich wirkt die vermeintlich ferne Welt erstaunlich modern.

Wo der Wind nach Fisch riecht

Während der Fahrt sehe ich hölzerne Gestelle an der Küste, auf denen ab Februar der Kabeljau für zwei bis drei Monate zum Trocknen hängt. Im Sommer stehen sie leer in der Landschaft – wie Gerippe einer unsichtbaren Ernte. Die Geschichten, die mir Laura erzählt, drehen sich immer wieder um denselben Fisch: den Skrei, eine Kabeljauart. Er zieht aus der ­Barentssee hierher zum Laichen und hat die Inseln seit Jahrhunderten ernährt, weshalb die Einwohner ihn "das Gold der ­Lofoten" nennen – ein Fisch, der den Inseln Reichtum und Wohlstand gebracht hat.

Ich nehme ein Stück von diesem Stockfisch in die Hand. Es ist so hart, dass man sich die Zähne daran ausbeißen könnte. "Hält zehn, fünfzehn Jahre", sagt Laura. Sie zeigt mir, wie man den Fisch mit dem Hammer zerkleinert, als Chips knabbert oder tagelang in Wasser einweicht, bis er wieder weich genug zum Grillen ist. Natürlich will ich ein Stück dieses "Goldes" mit nach Hause nehmen. Daheim reicht ein Schnitt durch die Verpackung und die Lofoten sind schlagartig wieder da. Meine Schwägerin weicht wortlos auf den Balkon aus – der Geruch ist wirklich streng.

Wo Häuser auf Stelzen thronen

In Kabelvåg steht die Vågan-Kirche – ein neugotischer Riese in Gelb, der nicht so recht zur dünn besiedelten Umgebung passen will. Drinnen ist Platz für rund 1.200 Menschen – erstaunlich viel auf einer Inselgruppe, auf der heute insgesamt nur ­etwa 24.500 Menschen leben. Erst als mir unsere Fremdenführerin Laura von der großen Wintersaison vergangener ­Zeiten erzählt, in der Fischer aus halb Norwegen wegen des Skrei hierherkamen, fügt sich das Bild zusammen. Die Kirche war ein Haus für jene, die wochenlang auf See waren und an Land mehr suchten als nur ein trockenes Bett.

Ein trockenes Bett fanden sie zum Beispiel in den Rorbuer, den roten Holzhäusern auf Stelzen. Ich erkenne das Fischerdorf Reine, noch bevor ich das Ortsschild lese. Diese vertrauten Häuser kenne ich von Werbefotos. Sie stehen nun vor mir, und die Bretter knarren unter meinen Schritten. Wo heute Urlauber nächtigen, teilten sich früher bis zu fünfzehn Fischer ein einziges Zimmer. Draußen ziehen die geschwungenen Brücken von Insel zu Insel. Als abends das Licht weicher wird, verstehe ich, warum ein US-Magazin Reine erst kürzlich unter die schönsten Dörfer Europas gewählt hat.

Am nächsten Morgen beginnt der Tag mit 1.978 Stufen, wie mir ein Schild am Fuß des Reinebringen ankündigt. Der Weg ist steil. Nach der letzten Stufe sitze ich keuchend ­auf ­einem Felsblock und habe endlich die Aussicht, die ich im ­Reiseführer gesehen habe. Erst hier oben, wo die Fjorde wie aufgerissene Seiten in der Landschaft liegen, begreife ich, ­warum sich dieser Aufstieg wirklich lohnt.

Wo ein Fischerdorf zur Fußballbühne wird

In Henningsvær suche ich keinen Gipfel, sondern einen Fußballplatz. Von oben wirkt er wie ein grünes Rechteck, festgeschnallt zwischen Fels und Meer – längst weltberühmt durch Drohnenaufnahmen und einen Champions-League-Spot. Das Fischerdorf selbst liegt idyllisch auf kleinen Inseln, umgeben von Meer und Bergen, mit bunten Holzhäusern und engen Gassen, die fast wie eine Filmkulisse wirken. Vor Ort angekommen, zeigt sich der Platz dennoch sehr lokal: kein Profistadion, sondern Trainings- und Spielstätte für die Kinder und Jugendlichen des Dorfes – Treffpunkt für Familien und Schauplatz kleiner Siege im Schatten großer Berge.

Nach einem langen Ausflugstag gönne ich mir die Wärme ­einer Sauna. Einige Unterkünfte bieten direkt am Wasser kleine Holzhäuser, aus denen der Dampf in die kühle Luft steigt. Es kostet Überwindung, nach dem Aufguss in die arktische See zu springen. Wenn die Dunkelheit hereinfällt, ziehen über dem Himmel grüne Bögen, flüchtige Vorhänge. Rund um die Tag-und-Nacht-Gleichen im März und September zeigen sich die Nordlichter hier besonders häufig – als würde der Himmel noch einmal tief Luft holen, bevor die Jahreszeit kippt.

Die Magie der Lofoten – erlebt im Vorüberfahren

Meine 10 Lofoten-Tipps

1. Bezahlung: Bargeld ist überflüssig. Kredit- und Bankomatkarten werden ­nahezu überall akzeptiert. Wie überall auf der Welt werden bei Kartenzahlungen Bankgebühren fällig.

2. Roaming: In Norwegen surft man dank der EU-Roaming-Verordnung „Roam like at Home“ kostenlos.

"Auf den Lofoten treffen dramatische, steil aus dem Meer ragende Berge direkt auf türkisfarbene Buchten, weiße Strände und bunte Fischerdörfer."

Conny Buczolich-Griess, Reiseredakteurin

3. Wanderstöcke sind hilfreich: besonders für die Besteigung des Reinebringen.

4. Thermoskanne mitnehmen: Viele Hotels haben Selbstbedienungsstationen für Heißgetränke.

5. Badekleidung einpacken: Nach der Sauna kann man ins Meer springen.

6. Restaurants sind begrenzt: In der Hauptsaison sollte man unbedingt reservieren.

7. Neues Museum "Skrei": Im Sommer 2026 eröffnet in Svolvær/Kabelvåg ein Wissenszentrum über die Lofoten-Fischerei, das größte Museum im Norden Norwegens. Zusätzlich entsteht ein Bauwerk in Form eines Wals mit einer Ausstellung über die Meeressäuger.

8. Trollfjord und Seeadler: Eine Schiffsfahrt durch den Trollfjord mit seinen engen Passagen ist besonders eindrucksvoll. Durch den Trollfjord kann man entweder entspannt mit einem Ausflugsschiff fahren, bei dem man die enge, von steilen Felswänden gesäumte Passage in Ruhe genießen und fotografieren kann. Wer es sportlicher mag, nimmt ein schnelles Zodiak: näher am Wasser, deutlich mehr Adrenalin und dabei oft bessere Chancen, Seeadler und andere Tiere aus nächster Nähe zu sehen.

9. Hurtigruten-Postschiffe: Auch Teilstrecken oder Tagesfahrten sind buchbar, manche Schiffe bieten jedoch sehr wenig Plätze für Autos.

10. Ausflug auf die Vesterålen: Die Vesterålen sind eine ruhigere, weniger überlaufene Nachbarinselgruppe der Lofoten mit weißen Stränden, grünen Hügeln und schroffen Bergen – ideal, wenn man Natur ohne große Menschenmassen sucht. Das Hurtigruten-Museum und das "Spaceship Aurora" sind Highlights der Region:


Das Hurtigrutenmuseum liegt direkt am Hafen im Zentrum von Stokmarknes auf den Vesterålen. Das auf Land gesetzte Schiff MS Finnmarken von 1956 kann man begehen: vom Maschinenraum bis zur Brücke. Das ist ein Muss auch für alle Nicht-Schiff-Fans.


Auf Andøya auf den Vesterålen bietet das Besucherzentrum von Andøya Space mit "Spaceship Aurora" eine interaktive Ausstellung, in der Raketenstarts und Weltraumforschung rund um Polarlichter erlebbar gemacht werden. Es empfiehlt sich, die Öffnungszeiten und geführte Touren im Voraus zu prüfen, da diese saisonabhängig sind und oft mit Nordlicht- oder Walbeobachtungsangeboten kombiniert werden können.

Information & Buchung

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