Echt fett: Mittelkärnten

Speck und Schoko, Bier und Wein: Kostnotizen entlang der alten Triester Straße von Friesach nach St. Veit an der Glan.

Ab in die Mitte: Generationen fuhren hier in Richtung Süden vorbei, bevor die A2 gebaut wurde. Und viele sind auch heute noch über B317 und S37 unterwegs zum Wörthersee. Aber wer fährt noch durch Friesach, Hirt oder St. Veit, seit es die vierspurigen Umfahrungsstraßen gibt? Wer wagt gar einen Seitensprung ins abgelegene Metnitztal? Dabei lohnt es sich, die kulinarische Landschaft Mittelkärntens zu entdecken. Wechseln wir in Friesach doch einfach vom begradigten vierspurigen Trampelpfad auf die alte Triester Straße.

Süßes zum Einstieg: Schokolade

Abseits des Massentourismus lassen ambitionierte Menschen eine kleine, aber feine kulinarische Landschaft erblühen. Schöpfen Schokolade wie etwa die Familie Craigher in ihrer Traditionskonditorei mitten in Friesach.

Dieter Craighers Großvater Dominikus gründete 1914 seinen ersten Betrieb, eine Bäckerei. 1926 konnte er das Haus am unteren Ende des Hauptplatzes erwerben, um die erste Dampfbäckerei Kärntens zu eröffnen. Gleichzeitig begann er auch mit einem Kaffeehaus und einer Zuckerbäckerei. 1954 übernahm die nächste Generation und 1980 war mit Dieter Craigher die Enkelgeneration an der Reihe.

Vor acht Jahren begannen Dieter und Barbara Craigher, zusätzlich zu den Torten – und zum bekannten Friesacher Würfel, einer Art Punschkrapfen ohne rosa Zuckerguss, dafür mit Amarenakirsche und Schoko-Überzug – auch Schokolade in Handarbeit herzustellen. Vor zwei Jahren erfanden die beiden zum 100-jährigen Firmenjubiläum die Kärntner Schokolade, hell mit  Haselnusskrokant, Honig, Preiselbeeren und Nougat oder dunkel mit Äpfel, Zimt, Honig, Weinbeeren und Rum. Beide so wie alle Schokoladen übrigens ganz ohne Konservierungsstoffe. Darauf legt Dieter allergrößten Wert.

Der Burgbau zu Friesach

Nach so viel Süßem sollten wir uns die Beine vertreten. Zu einer ganz besonderen Burg hinaufsteigen. Nein, nicht zur Burg Geiersberg am Nordende Friesachs, auch nicht zur Burgruine Petersberg, die den Hauptplatz überragt, sondern zu einer gerade entstehenden Burg. Wie bitte?

Kein Witz: In Friesach wird gerade eine Burg gebaut. Ganz so wie im Mittelalter. Mit Werkstoffen und Werkzeugen, wie sie damals üblich waren. Die am Bau beteiligten Handwerker sind gekleidet wie vor Jahrhunderten. Sie werken seit 2009 an der Burg. 2049 soll sie fertiggestellt sein. Bis dahin wird man ihnen – von April bis Ende Oktober – zuschauen können. Der Eintrittspreis kommt dem Projekt zu Gute.

Es geht also darum, altes Wissen neu zu entdecken. Uralte Handwerkstechniken, längst in Vergessenheit geraten, werden mit Hilfe von – in Archiven entdeckten – zeitgenössischen Beschreibungen wieder zum Leben erweckt. Sogar eine Lehre kann man hier absolvieren. Maurer und Zimmerleute, Steinmetze, Schmiede und Windenknechte, die mit ihrer Muskelkraft Hebewinden und Seilzüge betätigen, erklären den Besuchern gerne ihre Arbeit. Aber nur im Rahmen von Führungen, sonst wäre die Burg wahrscheinlich in hundert Jahren noch nicht fertig.

Hier gibt’s Bier!

Es sind nur ein paar Kilometer von Friesach bis nach Hirt, wo seit 1270 Bier gebraut wird. 15 verschiedene Sorten zur Zeit, jedes Bier wird gemaischt, vergoren und reift unterschiedlich lange in einem Zwei-Tank-Gärverfahren. Zusatzstoffe sind tabu, die Haltbarkeit entsteht mittels Doppelfiltration. Aber lassen wir erst einmal den Braumeister sprechen.

Jausenzeit!

Nördlich der Alpen wird der Schinken eher geräuchert, südlich an der Luft getrocknet. Im Kärntner Gurktal, das von der alten Triester Straße südlich von Hirt abzweigt, versteht man sich – ganz dem Alpe-Adria-Gedanken verhaftet – auf beides. In Straßburg betreibt die Familie Seiser einen Gasthof mit Fleischerei und Stefan Seiser darf sich sogar höchst offiziell Speckkaiser 2016 nennen. Ausgezeichnet wurden sowohl sein geräucherter Bauchspeck als auch der luftgeselchte Schinkenspeck. Wir haben den Speckkaiser in seiner Fleischerei besucht.

Höchste Zeit, den Speck nun auch wirklich zu verkosten. Also nichts wie hinein in das Seisersche Wirtshaus und einen Speckteller bestellt. Aber Vorsicht: Das weiße Fett kann rasch süchtig machen!

Wein aus Kärnten?

Warum denn nicht? Der galt vor langer Zeit, als das Wort Klimaerwärmung noch nicht geläufig war, als selbstverständlich. Alte Flurnamen ("Stöcklweingarten", "Weinberg") zeugen heute noch davon. Und der Kärntner Weinbau, der sich nach der Reblausplage in den 1870er-Jahren kaum mehr rechnete, feiert zur Zeit eine echte Renaissance. Besuchen wir also einen jungen Betrieb an einem kleinen, wunderschönen See.

Selbst junge Menschen begründen heute Weingüter, so wie Marcus Gruze mit seiner Partnerin Uta Slamanig in St. Georgen am Längsee. Mit ihrem "Georgium" haben sie sich auf Burgundersorten – Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder sowie Pinot Noir – spezialisiert, die sie möglichst naturbelassen ausbauen. Also biodynamisch – und nicht billig. 

Das ist sein Bier

Und weiter geht unsere kulinarische Reise – aber nicht mehr wirklich weit. Vom Längsee vorbei an der Burg Hochosterwitz nach Goggerwenig zu Christian Gelters Bilderbuch-Wirtshaus, das er vor kurzem mit einer kleinen Brauerei ergänzt hat. Gelter gilt als Spezialist für Kas- und Fleischnudeln – und nun für hausgemachtes Bier und Weizenbier.

Kaffee, röstfrisch

Wir sind wieder ein paar Kilometer gefahren und haben St. Veit an der Glan erreicht. In der Fußgängerzone treffen wir wieder einen Konditor, der allerdings keine Schokolade herstellt, sondern Kaffee röstet. Der Röstkessel ist schon vorgeheizt, es kann gleich losgehen.

Der Tod bittet zum Tanz

Metnitztal? Das klingt nach gottverlassener Gegend. Nun, ganz so arg ist es nicht, und das Tal ist ja wirklich schön. Es ist für sein Wild bekannt und für eine kulturgeschichtliche Kostbarkeit ersten Ranges: das Totentanz-Fresko.

Zuerst schauen wir uns das Original-Fresko an, das vor Wind und Wetter geschützt in einem Pavillon hängt. Dann stapfen wir durch die Wiese rund um den Karner und bewundern die Szenen auf dem (1:1) nachgemachten Fresko. Ja und dann, dann scheint es, als hätten wir eine Erscheinung.

Zu guter Letzt ins Automuseum

Zurück nach Friesach – aber nicht ganz. Kurz vor der Burgenstadt liegt St. Salvator. Hier hat es Gerhard Porsche (ja, einer der Enkel Ferdinands) so gut gefallen, dass er den kleinen Ort zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Gegenüber seinem Anwesen ließ er ein Hotel errichten und eine große Halle für seine Sammlung historischer Fahrzeuge. Und, weil dieser Rahmen bald gesprengt war, eine zweite, größere Halle. Absolut sehenswert!

Unsere kulinarische Route durch Mittelkärnten ist nun zu Ende. Die eignet sich wegen der kurzen Distanzen ideal für ein spannendes Genießer-Wochenende.