Auf Golf-Kurs

​Kreuzfahrt an Bord der AIDA im Persischen Golf – eine Woche zwischen zwei Welten: der arabischen an Land und der europäischen an Bord.

Sie ist wunderschön, strahlt Ruhe aus, ihre Nähe tut gut. Vorsichtig ziehe ich sie an mich heran, möchte ihre weiche Brust berühren, trau mich dann doch nicht. Sarhan heißt die orientalische Beauty aus dem Falkenhospital in Abu Dhabi. Dieser Sakerfalke, Wappentier der Emirate, könnte eine Gazelle töten, obwohl er nur knappe eineinhalb Kilo wiegt. Vorsichtig gebe ich die gefiederte Diva ihrem Betreuer zurück. Ich muss zurück zu einer anderen Diva, einer mit knallig rotem Schmollmund und wachsamen Riesenaugen – dem Kreuzfahrtschiff aus der AIDA-Flotte. Transportmittel und Unterkunft auf meiner Golf-Reise. Ohne Schläger, ohne Caddy, dennoch ein arabisches Par 4: Dubai, Muscat, Abu Dhabi und Bahrain.



„Fertig!“, sanft weckt mich die Masseurin im Spa aus dem Dämmerschlaf, rubbelt rest­liches Öl von mir ab. Na toll! Einmal gönne ich mir so eine hawaiianische Tempelmassage Lomi Lomi Nui, schlafe dabei ein und krieg’ nichts mit. Längst haben wir abgelegt, fahren mit 14 Knoten Kurs Nord – der erste Seetag

Auf See: Entspannung pur



Seetage sind himmlisch: Massage im Spa plus zimtiger Entspannungs-Tee danach, ein Snack, während die Artisten im Theatrium für die abendliche Show proben. Ein bisserl Kraft tanken im Fitnesscenter, Milkshake an der Poolbar und die Qual der Wahl am Mittagsbuffet in einem der sieben Restaurants. Nachmittags dann der entspannte Blick aus dem Liegestuhl aufs Meer, dazu ein alkoholfreier „Mocktail“. Und – bei der Seeluft unvermeidlich – noch ein Schläfchen.

Dubai: Wahnsinn in der Wüste



Dubai war gestern, der beton- und glasgewordene Wahnsinn im Wüstensand: der Bummel durch die Dubai Mall, die angesagteste Shopping-Meile des Nahen Ostens. Frauen in Schwarz, in Abayas, längst nicht mehr alles verhüllend. Immer öfter blitzen Designer-Jeans, rote Sohlen von Louboutin-Stilettos und sogar Netzstrümpfe unter den zeltartigen Umhängen hervor. Raunendes Gedränge vor den Haien des Riesenaquariums, einer Zehn-Millionen-Liter-Meerwasser-Wanne über drei Etagen. Ganz anders, weil retro-arabisch, der Madinat Souk: kleine Läden, verwinkelte Gänge, Windtürme und diese herrliche Terrasse über dem künstlichen See. Hier entspannen Touristen wie Emiratis bei Minztee, Schaschlikspießen und Shisha.

Dubai: Stadt der Superlativen

Ein Highlight ist der High Tea hoch oben im chilligen, tief blickenden Ambiente des Atmosphere Restaurants im 122. Stock des Burj Khalifa. Eine andere Welt im welthöchsten Gebäude: Harfenklänge, eine Tasse Chocolate Earl Grey, dazu salzige Fingersand­wiches und raffinierte Pastries. Bei soviel Entspannung hat auch irgendwann die Sonne genug und sinkt blutrot hinter dem Burj al Arab-Hotel ins Meer. Der Moment, wo das „Allahu Akbar“, der alles durchdringende Ruf des Muezzins, vom Minarett der hell erleuchteten Jumeirah-Moschee hallt. Dubai wird nie fad – Inschallah.

Die AIDA dreht auf Kurs Südost, die Küste unsichtbar, irgendwo im Dunst. Der Wind frischt auf, ein leichtes Schaukeln. Wir sind mitten in der Straße von Hormus, Nadelöhr des Ölhandels. Schnell nähert sich ein Riesentanker auf Backbord. Dazwischen winzige Boote: Schmuggler, die gegen die starke Strömung ankämpfen. Ein lohnendes, aber auch riskantes Business zwischen der omanischen Landspitze von Musandam und dem Iran. Auch ich kämpfe – mit der Orientierung. Wo ist die Diva Bar? Wo das Bella Vista Restaurant? Auf welcher Ebene das Pooldeck?

Oman: Der Duft Arabiens



Schroffe Felsen, ein altes Fort, die blaue Kuppel einer Moschee und die pulsierende Corniche, die Uferstraße. Zwei Dhaus – traditionelle Boote der Arabischen See – dümpeln Richtung Fischmarkt, vorbei an der Riesenjacht des Herrschers, Sultan Qabus ibn Said. Muttrah – der malerische Naturhafen des Oman – ist der schönste dieser Reise. „Habibi!“, „Freund!“, ruft Sayeed, der Busfahrer winkend. Ein cooler Typ mit Sonnenbrille, mit blauer Dishdasha und Kummah, Gewand und aufwendig besticktes Kapperl omanischer Männer. Der Khanjar, der Krummdolch, steckt längst nicht mehr im Gürtel, das Smartphone hat ihn abgelöst. Tausend Gerüche im Souk von Muttrah, feilschende Händler aus dem Süden, aus Salalah. Das Geschäft bis unter die Decke vollgestopft mit Weihrauchharz, dem biblisch betörenden Duft Arabiens. Ich denke zurück an meine erste Oman-Reise: Gemustert von wilden Blicken, staunte ich damals über das üppige Angebot an Gold, Gewürzen, teurem Tuch und exotischen Düften. Heute orientieren sich viele Händler am Tourismus. Ramsch und Kitsch gedeihen wie Unkraut. Aber der Oman ist ein tolles Land geblieben: sauber, traditionell, ohne Skyline, dafür mit faszinierend rauer Landschaft. Absolutes „Must“ in Muscat ist die Große Moschee. Spirituelle Symbiose aus Sandstein, Marmor, goldenen Koran-Versen und einem Ungetüm unter der Kuppel: dem 8-Tonnen-Kristall-Leuchter von Swarovski. Übertroffen nur…

Prunk und Pracht: Die großen Moscheen

… von einer anderen Gebetsstätte, der Scheich-Zay­id-Moschee einen Seetag weiter in Abu Dhabi: ein Kuppel-Stakkato in kühlem Weiß. Umgeben von endlosen Säulengängen mit zarten Blumenmustern verziert – ganz im Stil der indischen Baumeister des Taj Mahal. Der Prachtbau ist die drittgrößte Moschee der Welt und ist jeden Tag, außer Freitag, auch für andersgläubige geöffnet. Aber auch hier gilt das Gebot, dass Frauen ihre Körper vollständig bedecken müssen. Dafür können Besucherinnen vor Ort landesübliche Abayas ausleihen.



Abu Dhabi ist das reichste Emirat, die Downtown weit weniger spektakulär als in Dubai. Herausragende Ausnahmen: die fünf Etihad Towers und die Boom Bay mit dem Kunst-Mekka Saadiyat Island. Gleich gegenüber Luxus pur im Emirates Palace. Wie der Name schon sagt, mehr Palast als Hotel. Gold an der Decke, Gold auf dem Klo und Gold aus dem Automaten. Zu Flötenklängen wird Gahwa gereicht, durchsichtiger Kaffee aus ungerösteten Bohnen. Bitter, mit starker Kardamon- und Safran-Note. „Probieren Sie doch eine Dattel dazu!“, flüstert eine Stimme. Das war’s, jetzt schmeckt er auch mir.

Abu Dhabi: Frau Doktor zeigt die Krallen

Abu Dhabi, Falkenhospital, irgendwo im sandigen Nirgendwo. Eine Frau in weißem Mantel, Goldrand-Brille, pinkfarbenesT-Shirt, Lippen­stift – auch pink, eh klar. Dr. Margit Müller, ursprüng­lich aus Bayern, kommt direkt aus dem OP. Der gebrochene Flügel eines Falken musste rekonstruiert werden. Ein Routineeingriff, bald schon wird der gefiederte Patient wieder fliegen. Draußen auf der Couch wartet zwar noch ein Saudi mit seinem Sorgenkind, aber jetzt ist Visitors Time im Falkenhospital von Abu Dhabi. Dafür wurde die Klinik 2013 mit dem Middle East Tourist Award ausgezeichnet.

Voller Esprit erklärt Dr. Mar­git die Welt der Raubvögel. Im Speziellen der Saker- und Wanderfalken, die ursprünglich in Arabien gar nicht heimisch waren. Endemi­sche Arten gibt es zwar, aber die sind für die Jagd ungeeignet. Und es geht immer um die Jagd, auch wenn sie heute in den Emiraten längst verboten ist und die Falkner dafür bis nach Usbekistan reisen.

Dr. Margits Interesse für die Fauna beginnt im Kindesalter, sie ist geradezu tiernarrisch. Weiß damals schon, dass sie Tierärztin werden will. Noch während des Studiums die Spezialisierung auf Falken: „Es sind so majestätische Tiere“, schwärmt sie.
2001 dann der Ruf aus Abu Dhabi, das Angebot, das heruntergekommene Falkenhospital zu übernehmen. Vieles liegt dort im Argen, die Sterberate ist hoch. Dr. Margit führt neue Hygiene-Standards ein, ändert den gesamten Arbeitsablauf, erntet aber nur Ablehnung. Sie erin­nert sich: „Das erste Jahr war extrem schwierig, speziell für mich als Frau. Weder die Falkner noch die Mitarbeiter akzeptierten mich.“ Aber sie setzt sich durch, auch ohne Schleier zu tragen. Als mehr und mehr aussichtslose Notfälle überleben, schenkt man ihr Vertrauen – und Respekt. Sie entdeckt neue Krankheiten und absolviert nebenbei ihr Wirtschaftsstudium. Längst ist das Hospital unter der kühlenden Baumgruppe die weltweit führende Fakultät auf dem Falken-Sektor. Hier behandelte Tiere leben drei bis fünf Jahre länger.
​Voller Esprit erklärt Dr. Mar­git die Welt der Raubvögel. Im Speziellen der Saker- und Wanderfalken, die ursprünglich in Arabien gar nicht heimisch waren. Endemi­sche Arten gibt es zwar, aber die sind für die Jagd ungeeignet. Und es geht immer um die Jagd, auch wenn sie heute in den Emiraten längst verboten ist und die Falkner dafür bis nach Usbekistan reisen.

Dr. Margits Interesse für die Fauna beginnt im Kindesalter, sie ist geradezu tiernarrisch. Weiß damals schon, dass sie Tierärztin werden will. Noch während des Studiums die Spezialisierung auf Falken: „Es sind so majestätische Tiere“, schwärmt sie.
​2001 dann der Ruf aus Abu Dhabi, das Angebot, das heruntergekommene Falkenhospital zu übernehmen. Vieles liegt dort im Argen, die Sterberate ist hoch. Dr. Margit führt neue Hygiene-Standards ein, ändert den gesamten Arbeitsablauf, erntet aber nur Ablehnung. Sie erin­nert sich: „Das erste Jahr war extrem schwierig, speziell für mich als Frau. Weder die Falkner noch die Mitarbeiter akzeptierten mich.“ Aber sie setzt sich durch, auch ohne Schleier zu tragen. Als mehr und mehr aussichtslose Notfälle überleben, schenkt man ihr Vertrauen – und Respekt. Sie entdeckt neue Krankheiten und absolviert nebenbei ihr Wirtschaftsstudium. Längst ist das Hospital unter der kühlenden Baumgruppe die weltweit führende Fakultät auf dem Falken-Sektor. Hier behandelte Tiere leben drei bis fünf Jahre länger.

Bahrain: Der Muezzin von Al-Fateh



Der Vorbeter im kühlen Halbdunkel der Al-Fateh-Moschee in Bahrain zeigt auf eine Tafel. Darauf steht in fünf Sprachen: „Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.“ Er beginnt die Sure auf arabisch zu singen. Das Gebet vibriert, schwingt durch den Raum. Hab ich geirrt, als ich dachte, Bahrain sei nichts Besonderes? Die meisten Bahrainis gehen – unüblich für Ara­bien – einer Arbeit nach. Alkohol wird locker gehandhabt. Frauen und Männer beten nebeneinander. Auch Bahrains Geschichte liegt im Halbdunkel – im Nationalmuseum: Tonkrüge, Waffen, irdene Figuren à la Venus von Willendorf aus einer Zeit, als das Land noch Dilmun hieß. Unheimlich der ausgestellte Grabhügel samt Original-Skeletten. Wirklich gruselig, dass die Autobahn hinaus zur Formel 1-Rennstrecke durch Tausende solcher Hügel führt.

An Bord: Treffen mit dem Chefkoch



Letzter Tag auf See. Im Buffalo Steak House treffe ich den (ge-)wichtigsten Mann an Bord, nach dem Kapitän natürlich: Executive Chef Rainer Stier. Das Fernseh-Traumschiff hat ihn zur Seefahrt inspiriert. Er erinnert sich: „Meine erste Fahrt ging von Mallorca ins westliche Mittelmeer. Nach drei Tagen wurde ich seekrank.“ Heute weiß er, was zu tun ist: Immer etwas im Magen haben. Aber wie kalkuliert er, der Chefkoch an Bord, für 2.000 Passagiere, wenn sich Hausfrauen oft schon bei mehr als zehn Gästen schwer tun? „Gute Souschefs sind wichtig und viel Erfahrung.“ Erfahrung heißt: 15 Tonnen Obst und Gemüse pro Woche. Für Fleisch rechnet der Küchenchef eine Tonne pro Tag. „Deutsche und Österreicher sind eben Fleischesser“, lacht er, der am liebsten Federvieh verdrückt – in allen Variationen.

Nach der Diva kommt die Prima

Die AIDA-Diva war eine lang Woche unser Zuhause, unser Transportmittel durch die Gewässer des persischen Golfs. Sie wurde 2007 in Hamburg getauft. Vier diesel-elektrische Motoren (zwei für den Antrieb) leisten 36.000 kW. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 22 Knoten (ca. 41 km/h). 2.050 Passagiere verteilen sich auf 1.025 Kabinen, darunter 18 Suiten, 439 Balkon- und 209 Fensterkabinen (elf davon behin­derten­gerecht). Weiters gibt es sieben Restaurants (vier davon all-inclusive), elf Bars, einen Kinderbereich, zwei Pools und das Thea­trium, das sich über drei Decks erstreckt.

Aber die AIDA Diva hat ein letztes Mal am Pier von Dubai in Port Rashid angelegt. Sie befindet sich nun auf dem Weg zurück ins Mittelmeer. Denn am 20. November wird ein anderes Schiff nach Arabien kommen. Die AIDA-Prima, das nagelneue Flaggschiff der Rostocker Flotte wird bis März 2016 durch den Golf kreuzen. Die neue Generation der Kreuzfahrt bietet vor allem eines – Platz. Darunter Luxus-Suiten mit eigener Terrasse und das erste Organic Spa auf See. Das optisch Besondere an der Prima ist ihr innovativer senkrechter Bug, der das Schiff speziell bei langsamen Geschwindigkeiten zusätzlich stabilisiert.​

Das ÖAMTC-Reisebüro bietet AIDA-Reisen zu vielen Terminen im persischen Golf an.
Nähere Infos unter Tel. 0810 120 120, in allen Filialen und im Internet-Portal von ÖAMTC Reisen