Traumziele im Süden Afrikas

Unterwegs in den Top-Destinationen im Süden des Kontinents: Von Kapstadt zu den Victoriafällen, vom pulsierenden Leben der Großstadt zu einem Weltwunder der Natur.

Glück gehabt! Afrikas wahrscheinlich schönste Panoramastraße ist ­heute geöffnet – das ist nicht immer so: Oft ist der Westwind hier so stark, dass der Schranken bei der Mautstelle zu bleibt.

Wir fahren südwärts auf dem Chapmans Peak Drive. Nach jeder Kurve, die unser Kleinbus auf der in 150 Meter Höhe über dem Ozean in steilen Fels gesprengten Straße passiert, wird die Aussicht noch spektakulärer: atem­beraubende Tiefblicke auf den tosenden tiefblauen Atlantik. Überwältigend, dieses zehn Kilometer lange Asphaltband.

Das Kap und der Wind: eine wahrhaft stürmische Liaison – und eine mit Langzeit-Folgen. Schon vor der spektakulären Straße, kurz hinter Kapstadt, staunten wir über die vom Sturm schief und stromlinienförmig zurechtmodellierten Yellowwood-Steineiben.

Das Kap der Guten Hoffnung

Jetzt, knapp vor dem Kap der Guten Hoffnung, muss der Fahrer dann und wann kurz einlenken, wenn eine Bö den Bus streift. Aber dann, als wir den vermeintlich südlichsten Punkt des Kontinents erreicht haben, ist es plötzlich windstill.

Das Kap der Guten Hoffnung, jetzt am Vormittag noch nicht so überlaufen wie ein paar Stunden später, ist eigentlich ein Etikettenschwindel, denn der südlichste Punkt Afrikas liegt sehr viel weiter östlich, am Kap Agulhas, 120 Kilometer entfernt.

Wir nehmen zuerst die Standseilbahn hinauf zum alten Leuchtturm, blicken hinunter auf den Punkt, an dem über Jahrhunderte hinweg Schiffe zerschellten. Dann geht es zu Fuß und recht steil hinunter zum eigentlichen Kap auf Meereshöhe. Zum Anstellen für ein Foto vor der Tafel, die den Ort korrekt als den südwestlichsten Punkt Afrikas anzeigt.

Zurück nach Kapstadt geht es auf einer anderen Route – über False Bay ("Falsche Bucht"), also auf der östlichen Seite der Kap-Halbinsel. Wir passieren Boulders Beach, einen Vorort von Simons Town, der vor allem wegen seiner riesigen Brillenpinguin-Kolonien bekannt ist. Kurz darauf fahren wir an den bunten Strandhüttten von Muizenberg Beach vorbei.

Weil hier auch viele Robben leben, ist dieses Paradies für Surfer auch ein Ort, der Haien angenehme Lebensbedingungen bietet. Deshalb werden die Küsten nicht nur per Fernglas, sondern auch mittels Drohnen überwacht. Eine App namens Shark Spotter zeigt an, ob die Luft diesbezüglich rein ist – Garantie gibt es dafür freilich keine.

Kapstadt

Tags darauf haben wir in Kapstadt wieder Glück, was den Wind betrifft: Die Seilbahn auf den Tafelberg ist in Betrieb. Nichts wie hin­auf!

Auch der tief zwischen dem Tafelberg und dem benachbarten Lions Head liegende Wolkenteppich, der sich oft im Zeitraffertempo von hier über die Stadt legt, glänzt durch Ab­wesenheit.

An einem so strahlenden Tag wie heute ist ein Spaziergang am Tafelberg ein Muss. Seine Topografie, dem quasi ebenen Gipfel geschuldet, ermöglicht das barrierefreie Erreichen der Viewpoints in alle Richtungen. Als noch analog fotografiert wurde, klickten unentwegt die Verschlüsse der Spiegelreflex­kameras, heute entstehen hier dank Smartphones sicher zehnmal mehr Bilder – lautlos.

Kapstadt ist aber viel mehr als der Tafelberg und das Kap – zwei, drei Tage sind schon nötig, um einen Überblick zu bekommen.

Kurzer Beipackzettel: Diesen Überblick sollte man vor allem tagsüber gewinnen, raten Menschen, die hier leben. Locals empfehlen, das Smartphone nicht offensichtlich zur Schau zu stellen, selbstbewusst die Menschen freundlich anzulächeln, nachts nie allein durch Straßen oder Parks zu ziehen – und sich nicht von Erzählungen abschrecken zu lassen. In einer Gruppe unterwegs zu sein sei jedenfalls nicht gefährlicher als anderswo.

Noch mehr Tipps für Kapstadt finden sich hier.

Auch für Alleinreisende sicher ist am Abend die Victoria & Alfred Waterfront, ein nach dem Ende der Apartheid perfekt restauriertes ehemaliges Hafen- und Werftenviertel. So beliebt, dass die Securitys am Eingang pro Jahr 25 Millionen Menschen zählen, die zwischen den unzähligen Lokalen am oder mit Blick aufs Wasser, dem Leuchtturm und dem Riesenrad, der großen Halle mit Läden für Handwerkskunst und Afrikas größter Shopping Mall flanieren. Fast an jedem Eck spielen die allerbesten Straßenmusik-Gruppen des Landes, die sich für einen Auftritt hier erst qualifizieren müssen.

Die gute Stimmung, die in diesem riesigen Areal herrscht, ist ansteckend. Von hier starten Hafenrundfahren, aber auch die Schiffe zur ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island, auf der Nelson Mandela fast zwei Jahrzehnte in einer vier Qua­dratmeter großen Zelle verbringen musste. Die Fähre hinüber braucht für die 12 Kilometer auf offener See 36 Minuten, Reservierung dringend empfohlen.

Robben Island

MOCAA – Museum of Contemporary Art Africa

Kapstadt ist aber auch Kunst – von niederschwellig bis elitär. Am Eingang zur Waterfront wurde ein riesiger Silo zu Afrikas bestem Museum für moderne Kunst umgestaltet.

Schon allein die spacige Architektur in seinem Inneren wäre das Eintrittsgeld wert, die wechselnden Ausstellungen im Zeitz MOCAA, dem Museum of Contemporary Art Africa, sind es allemal.

Niederschwelligere Kunst? Klar, gibt es auch. Ein Vergnügen, am und um den Green Market in der Innenstadt zu schlendern, wo viele talentierte Township-Bewohner (es sind tatsächlich nur Männer) ihre Bilder feilbieten. Meist herrlich bunte, fast naive Darstellungen ihrer Siedlungen, mit deren Verkauf sie ihren Familien ein Auskommen sichern.

Der Green Market Square ist der zweitälteste Platz Kapstadts, er wurde im Jahr 1710 angelegt. Klar, dass er seit damals sein Antlitz gewaltig verändert hat, aber: Um ihn herum ist heute das eigentliche Zentrum der Stadt. Wer auf den Straßen rund um den Platz schlendert, bekommt noch an Bauten aus früheren Jahrhunderten vorbei.

Vom Green Market ist es auch nicht mehr weit zur buntesten Gegend Kapstadts, dem Bo-Kaap-Viertel, dem traditionellen Wohngebiet der Kapmalaien. Hier leben am Fuß des Signal Hill rund 2.000 Nachkommen der im 17. Jahrhundert aus Indien und Ceylon hergeholten muslimischen Sklaven.

Dem Wein auf der Spur

Was wäre eine Reise in den Süden Afrikas ohne einen Besuch der berühmten Weinbaugebiete? Richtig, eine halbe Sache.

Deshalb sind wir in knapp eineinhalb Stunden nach Franschhoek gefahren. Wie der Orts­name ("Franzosenecke") schon sagt, wirkt vieles, was die 200 eingewanderten Hugenotten ab 1688 hier begründeten, so wie in Frankreich: Die kleinen weiß getünchten Häuser an der blitzsauberen Hauptstraße, französischsprachige Aufschriften, der samstägliche Dorf­markt und die Château-ähnlichen Wein­­­­güter.

Wir nehmen uns die Zeit, mit der (ziemlich touristischen) Wein-Tram zwischen ­Weingütern und den Weingärten zu pendeln, bei ­einem der Winzer einzukehren und ein Glas Pino­tage aus dem Eichenfass zu probieren.

Auch Stellenbosch, eine niederländische Gründung, mit einer renommierten Weinbauschule die klare Hauptstadt des Weinbaus in Südafrika, überrascht mit seiner europäisch anmutenden Kleinstadt-Architektur. Noch ein Nachsatz für Feinspitze: In beiden Ortschaften herrscht eine außer­ordentliche ­Dichte an Restaurants mit Gourmet-Küche.

Und jetzt nach Zimbabwe

Vormittags am Kap, nachmittags schon 2.000 Kilometer weiter nördlich, direkt an der Grenze zwischen Zimbabwe und Sambia: Das Flugzeug macht es möglich, erspart hier sechs Tage Bahnfahrt oder drei Tage im Auto über oft horrible Straßen und Pisten.

Wir sind auf dem modernen Victoria Falls Airport gelandet. Und auch gleich unterwegs zu den berühmten Victoriafällen.

Wobei: Es gibt auch eine weitere brauchbare Alternative, die allerdings auch einiges kostet – aber auf alle Fälle eine unvergessliche Reise ist: mit dem Luxuszug von Rovos Rail.

Seit David Livingstone als erster Europäer vor genau 167 Jahren über die eineinhalb Kilo­meter breite Schwelle staunte, über die sich die Wassermassen des Sambesi 110 Meter tief in einen nur 50 Meter breiten Graben stürzen, hat sich hier kaum etwas verändert. Noch immer ist es fast ohrenbetäubend laut, noch immer steigt die Gischt bis zu 300 Meter hoch und verwandelt die umliegende ­Savanne in einen tropischen Regenwald.

"Donnernder Rauch" – so nennen die Einheimischen die Victoriafälle. Seit damals hinzugekommen sind der Regenschutz-Verleih (sehr empfehlenswert, um nicht bis auf die Unterwäsche nass zu werden).

Noch ein Extra-Tipp, wenn Zeit dazu bleibt: ein Abstecher auf die Terrasse des schneeweißen Victoria Falls Hotels aus dem Jahr 1904. Und dort stilecht und völlig entspannt eine Tasse Tee genießen – mit Traum-Ausblick auf die Brücke zwischen Zimbabwe und Sambia und die Gischt der Fälle.

Wer beim Anblick der Fälle trocken bleiben möchte, hat zudem die Möglichkeit eines Hubschrauber-Rundflugs (Tipp: machen – ist das Geld absolut wert!) und die vielen Lodges und Hotels rund um die Fälle, die ebenfalls einen guten Blick auf das Naturschauspiel bleten.

Und weil unsere 13 Flugminuten quasi wie im Flug vergangen sind: Hier folgen noch ein paar Fotos aus dem Helikopter.

Zu guter Letzt in den Nationalpark

Über die Grenze nach Botswana geht's zu Fuß. Unser Bus-Transfer endet auf Zim­bab­we-­Seite. Wir erledigen die Grenzformalitäten, drüben wartet schon der Kleinbus, der uns in den Chobe Nationalpark bringt.

Wir besteigen eines der Safari-Schiffe und gleiten auf dem Chobe River dahin. Am Ufer sonnen sich Krokodile und Nil-Warane, Eisvögel stehen in der Luft und stürzen wie ein Pfeil ins Wasser, sobald sie einen Fisch entdeckt haben. In Ufernähe tümpeln grunzende Flusspferde. Und mitten im Fluss, wo hohes saftiges Gras an den seichten Stellen wächst, genießen unzählige Elefanten einen Nachmittagssnack. Andere Dickhäuter stehen am Ufer, nehmen eine Sanddusche. Einen juckt's am Hinterteil, er kratzt sich an einem alten Baumstumpf.

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