Die Zukunft des Lkw-Verkehrs
Das Verbrennerverbot gestaltet sich komplizierter als gedacht, auch bei den Nutzfahrzeugen. Beim Internationalen Wiener Motorensymposium präsentierten Experten verschiedene Lösungen, vor allem für den Lkw-Verkehr.
Stand jetzt soll bei Pkw in der EU 2035 endgültig der Zapfhahn gezogen werden. Wobei dieses Ziel aktuell wieder vermehrt für Diskussionsstoff sorgt. Auch bei den Nutzfahrzeugen werden Treibhausgaslimitierungen verschärft: Die EU-Gesetzgebung sieht hier bis 2030 eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 45 Prozent gegenüber 2019 vor, wie Tobias Stoll, Projektleiter am Forschungsinstitut für Kraftfahrzeugwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart beim Internationalen Wiener Motorensymposium festhielt. Im Zuge der Veranstaltung wurden verschiedene technologische Ansätze zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Lkw-Verkehr vorgestellt. Vor allem die Vielfalt der Antriebslösungen, die für unterschiedliche Anwendungen im Nutzfahrzeugbereich erforderlich sind, stand im Fokus.
Batterieelektrische Antriebe
Diese gelten als technisch am weitesten entwickelt und sind besonders für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr geeignet. Mit Batteriekapazitäten von bis zu 600 Kilowattstunden sind Reichweiten von bis zu 500 Kilometern möglich. Voraussetzung für den breiten Einsatz ist jedoch der Ausbau der Ladeinfrastruktur. In der EU werden für Lkw mit einer elektrischen Reichweite von 500 Kilometern etwa 2.000 Ladepunkte mit 650 oder 1.000 Kilowatt Ladeleistung benötigt.
Wasserstoff und Brennstoffzellen
Diese Technologien bieten insbesondere für Langstrecken-Lkw eine vielversprechende Alternative. Aktuell sind jedoch Brennstoffzellenantriebe der zweiten Generation mit Flüssigwasserstoff noch nicht verfügbar. Die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff ist ein weiteres Hindernis, da er derzeit drei Mal so teuer wie Diesel ist. Außerdem fehlt aktuell die nötige Tankinfrastruktur. Dennoch wird langfristig flüssiger Wasserstoff als zukunftsträchtige Lösung angesehen.
Synthetische Kraftstoffe und HVO
Für bestehende Flotten bietet HVO 100 (hydriertes Pflanzenöl) eine einfache Möglichkeit zur Dekarbonisierung, obwohl es nur begrenzt verfügbar ist. Synthetische Kraftstoffe könnten ebenfalls eine Rolle spielen, insbesondere bei Sonderfahrzeugen wie Bau- und Landmaschinen.
Retrofit-Lösungen
Diese umfassen die Umrüstung bestehender Dieselmotoren auf neue Technologien, was insbesondere für leichte Nutzfahrzeuge in Betracht gezogen wird. Eine weitere Überlegung in dieser Hinsicht bezieht sich auf Schiffe, die in Zukunft E-Fuels und Co. transportieren könnten. Es ist allerdings noch nicht absehbar, wie gut derartige Umrüstungen im Bereich der Hochseeschiffe anwendbar sind.
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass die Transformation im Lkw-Verkehr eine Vielzahl an technologischen Ansätzen erfordert, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden und die CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Es ist anzunehmen, dass schlussendlich auch in Zukunft mehrere Lösungen parallel existieren werden. Dramatische Weiterentwicklungen vor allem bei der Wasserstoff- und E-Fuel-Technologie könnten das sich momentan abzeichnende Bild allerdings stark verändern.