Formel E: To the Batmobile!

Mutiert die elektrische Rennserie zur neuen Königsklasse des Motorsports? Die Regeländerungen für die fünfte Saison könnten jedenfalls den Weg weisen. 

Die Formel E möchte innovativ, ökologisch "grün" und – so gut es in den Sphären des großen Geldes halt geht – möglichst unpolitisch sein. Bitter, dass sie mit diesen Ansprüchen gleich beim ersten Rennen der Saison 2018/19 einen veritablen PR-Bauchfleck hinlegt.

Denn: Für den Auftakt am 15. Dezember wurde ausgerechnet Saudi-Arabien auserkoren. Ein Land, das in letzter Zeit eher wegen unglaublicher Repressalien und einem Journalisten-Mord durch die Medien geisterte als dafür, was man eigentlich mit der Premiere der Formel E dort kommuniziereren wollte: Schaut her, sogar die Öl-Nation schlechthin öffnet sich der nicht mehr zu stoppenden Elektro-Revolution.

Aber lassen wir die Politik nun beiseite, immerhin folgen nach Riad in den kommenden Monaten noch 12 weitere Rennen in weniger bedenklichen Umgebungen. Und die könnten allesamt recht spannend werden, wenn man sich die Entwicklungen der vergangenen Saison und die Regeländerungen der neuen ansieht. Was wir jetzt auch tun werden…

Ich habe meinen Mann beobachtet, wie er als Teamchef gerade viermal den Formel-1-Titel gewonnen hat. In der Formel E gehe ich jetzt meinen eigenen Weg.

Susie Wolff, Gattin des gleichnamigen Toto und Teamchefin von Venturi Formula E

Prolog: In den Straßen von Riad

Ex-Formel-1-Star Felipe Massa, nunmehr Pilot für das Venturi Formula E Team von Susie Wolff (hier selbst im F1-Williams zu sehen), durfte im Vorfeld des Saison-Auftakts sein neues Büro durch die abgesperrten Straßen von Riad in Saudi Arabien bewegen. Sehenswert! 


3 Fragen an Susie Wolff

— Warum haben sie sich für die Formel E entschieden?

susie wolff:Noch vor ein paar Jahren hätte ich niemals gedacht, dass die Elektro-Revolution so schnell passieren würde. Jetzt ist sie da. Und die Formel E ist eine tolle Plattform, um zu zeigen, was in Zukunft technisch alles möglich sein wird, speziell in der Autoindustrie. Ein Vorteil der Serie ist auch, dass sie nicht annährend so viel kostet wie die Formel 1.

— Wie sieht ihr neuer Alltag als Teamchefin aus?

susie wolff: Ich habe überhaupt keine Routine, jeder Tag sieht anders aus, was ich sehr gerne mag. Die letzten Jahre habe ich meinem Mann zugeschaut, wie er mit Mercedes viermal die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen hat und dabei viel von ihm gelernt. In der Formel E muss ich aber meinen eigenen Weg gehen. Wichtig ist jetzt, die besten Leute an die richtigen Positionen zu setzen.

— Sind sie selbst schon mit einem Formel E gefahren?

susie wolff: (lacht) Nein. Es wurde mir zwar oft angeboten, selbst mal eine Runde zu drehen, aber meine Rennkarriere habe ich hinter mir gelassen. Ich möchte mich auf meine neue Rolle als Teamchefin konzentrieren, und das ist eh genug Arbeit.

Rückblick: Berlin 2018

GEN2 – das neue Auto

Wir spazieren in Berlin durch die Boxengasse, entdecken in einem Zelt versteckt das Auto der kommenden Saison 2018/19. Da uns niemand aufhält, stecken wir unsere Nasen hinein und haben dann viel Zeit, uns den Boliden ganz aus der Nähe anzuschauen…

Technik: der GEN2 im Detail

VR-Runde mit Nico Rosberg

Dies ist Nico Rosbergs erste Runde im neuen Formel-E-Auto. Das Video ist als 360-Grad-Erlebnis konzipiert, Sie können Hrn. Rosberg mit der Maus demnach in alle Richtungen bei der Ausfahrt zuschauen…


Zum Schluss: Was ist 2019 neu?

Die fünf wichtigsten Änderungen im Überblick:

* Aus österreichischer Sicht interessant: Als Titelsponsor für die fünf Europa-Rennen in Rom, Paris, Monaco, Berlin und Bern fungiert der in Linz ansässige Stahl-Konzern voestalpine AG. Unter dem Namen "voestalpine European Races" wird es eine Art EM geben, deren Gesamtsieger am Ende eine Trophäe aus Metall-3D-Druck überreicht wird.

* Im Qualifying ist die volle Leistung der Formel-E-Renner abrufbar, im Rennen hingegen geht es darum, wer für die entscheidenden Phasen am klügsten mit der Energie haushält, sprich: Strom spart. Je nach Session wird man also zwei komplett unterschiedliche Fahrstile der Piloten sehen.

* Ein "E-Prix" geht künftig über 45 Minuten plus einer Runde. Wegen der verdoppelten Akku-Kapazität entfällt der bisherige Fahrzeugwechsel zur Halbzeit. 

* Im "Attack mode" können die Fahrer durch eine eigens markierte Aktivierungszone fahren, nach der ihnen im Rennen für eine bestimmte Zeit 225 statt 200 kW Leistung zur Verfügung stehen. Spektakuläre Energie-Duelle sind damit programmiert.

* Zusätzlich zum hochwertigen Fahrerfeld mit klingenden Namen wie Felipe Massa, Lucas di Grassi, Jean-Eric Vergne, Stoffel Vandoorne, Sebastien Buemi oder Nelson Piquet junior drängen neben den privaten Teams auch immer mehr große Hersteller in die Formel E. Heuer schon am Start: Audi, BMW, DS Automobiles, Jaguar und Nissan. Nächstes Jahr folgen dann Mercedes (übernimmt das HWA Racelab Team) und Porsche.