Unter Brüdern

Ein Konzern, drei Marken, eine technische Basis: VW Golf Variant, Škoda Octavia Combi und Seat Leon Kombi. Die Stärken und Schwächen der drei kompakten Kombis. 

Gleiche technische Basis, verschiedene Automarken – dieses Prinzip verbreitet sich immer mehr. Vor allem bei reinen Elektroautos werden Platt­formen für viele unterschiedliche Modelle verwendet. Einmalige Entwicklungskosten und hohe Stückzahlen sorgen für eine möglichst günstige Produktion.

Aber dieser technische Gleichschritt kam nicht erst mit den E-Autos in Mode, den gibt es schon viel länger. Auch im Volkswagen-Konzern wird zuerst eine technische Basis entwickelt und dann für mehrere hauseigene Marken adaptiert.

Eine Basis, drei Autos

Der "Modulare Querbaukasten" des Konzerns für Fahrzeuge mit quer eingebauten Motoren und Getrieben wurde 2012 erstmals verwendet. Der "MQB Evo" ist die ­ak­tuellste Version dieser Architektur und auch die Basis des neuen VW Caddy, der zuvor auf einer Nutzwagen-Plattform aufbaute.

Technisch nicht so interessierte Autokäufer werden vielleicht überrascht sein, dass VW Golf und Škoda Octavia unter dem Blech ­eigentlich das gleiche Fahrzeug sind. Der tschechische Octavia scheint ja auf den ersten Blick eine Fahrzeugklasse höher angesiedelt.

Zu dieser Bruderschaft gesellt sich darüber hinaus auch noch der spanische Seat Leon. Dieses enge Verwandtschaftsverhältnis gilt natürlich auch für die jeweilige Kombiversion, die sich in Österreich besonderer Beliebtheit erfreut.

Seat Leon Kombi

Riesiger Anteil

Speziell beim Škoda Octavia ist der Kombi-Anteil auf den heimischen Straßen schon extrem: Neun von zehn neu verkauften Octavia tragen den Zusatz "Combi" im Namen. Mit der aktuellsten Version befeuern die Tschechen diesen Trend zusätzlich: Bei gleicher Motorisierung und Ausstattung kosten die viertürige Limousine (die jetzt "Coupé" heißt) und die Kombiversion exakt gleich viel.

Der Einstiegspreis für den Combi liegt sogar rund 4.000 Euro unter dem des viertürigen Coupés, weil es ihn auch mit schwächeren Motoren und weniger Ausstattung gibt.

Škoda Octavia Combi

Platzanbieter

Etwas anders schaut das Verhältnis zwischen Fünftürer und Kombi bei Seat und VW aus. Während sich beim Seat Leon 40 Prozent der Neuwagenkäufer für einen Kombi entscheiden, sind es beim VW Golf aktuell 30 Prozent. Ein Grund ist sicherlich die Preisgestaltung bei VW und Seat: Hier kosten die Kombivarianten etwas mehr als die vergleichbaren Fünftürer, die für viele Käufer offenbar genügend Platz bieten.

Ausreichend Platz für eine vierköpfige Familie und ihr Gepäck bieten alle drei Kompaktkombis. Geht es allerdings um den Raum in der zweiten Sitzreihe, sticht überraschend der Seat hervor. Die Kniefreiheit ist spürbar besser als bei den Konzernbrüdern: Gegenüber dem Golf sind es drei Zentimeter, im Vergleich zum Octavia sogar sechs Zentimeter mehr Platz für die Beine.

Fast keine Unterschiede gibt es in der Innenbreite. Für längere Fahrten haben alle drei Kombis ausreichend groß dimen­sionierte, bequeme und langstreckentaug­liche Sitze, auch in der zweiten Reihe.

VW Golf Variant

Alltags- & urlaubstauglich

Groß und gut nutzbar sind die Gepäckräume, mit höhenverstellbaren Ladeböden kann man sie an den täglichen Bedarf anpassen. Was das Volumen betrifft, hat der Seat hauchdünn die Nase vorn, er bietet den größten Kofferraum.

Gleiches Prozedere bei den Vergleichs-Modellen beim Erweitern des Gepäckabteils: Die Rücksitzlehnen werden nach vorne geklappt, dabei entsteht bei allen drei Kandidaten ein beinahe ebener Boden.

Minus für den Leon: Seine Ladekante ist mit 66 Zentimeter um rund fünf Zentimeter höher als die des Golf und des Octavia.

Tarifmodelle

Den günstigsten Einstieg in die Welt dieser drei bietet Seat: Den Leon Kombi gibt es ab knapp 19.000 Euro. Für einen Golf Variant muss man gut 2.000 Euro mehr kalkulieren, das Einstiegsmodell des Octavia Combi kostet sogar rund 4.700 Euro mehr. Das liegt auch an den Basismotorisierungen: Während es den Leon mit einem 90 PS starken Benzinmotor gibt, starten die beiden Kollegen mit 110 PS.

Für Wohnwagenbesitzer oder Pferdefreunde bietet der Octavia bis zu zwei Tonnen Anhängelast. Ein Pluspunkt für den Golf: Als Einziger des Trios bietet er drei Benzin-Hybrid-Motorsierungen von 110 bis 150 PS.

Motorisierungen und Abmessungen