Toyota 2000 GT

Begegnung mit dem ersten Supersportwagen Japans, entwickelt von Toyota, gebaut von 1967 bis 1970.

Toyota lud nach Deutschland ein: Der neue GR-Supra würde dort im Umfeld seiner automobilen Vorfahren präsentiert werden. Einige Celicas und frühere Supra aus den Achtziger- und Neunzigerjahren stünden bereit – und der Urahn aller Sport-Toyotas, die es je gegeben hat: der legendäre 2000 GT.

Ich kannte die Celicas und Supras schon von früher, aus Zeiten, als sie noch als reguläre Testwagen an Redaktionen vergeben wurden; es würde sicher Spaß machen, sie nach so vielen Jahren wieder einmal zu fahren. Doch in einen 2000 GT konnte ich noch nie einsteigen.

Es war auch gar nicht so leicht, denn der 2000 GT ist nur knapp über einen Meter hoch:

Das war übrigens auch der Grund, weshalb in dem James-Bond-Film "You Only Live Twice" ("Man lebt nur zweimal") aus dem Jahr 1967 ein weißer Toyota 2000 GT als Roadster zu sehen ist – eine Karosserieform, die es offiziell gar nicht gab.

Der 1,90 Meter große Sean Connery machte eine allzu lächerliche Figur, wenn er sich in das zweisitzige Coupé zwängte, sodass die Produktionsfirma kurzerhand entschied, Toyota um eine Sonderanfertigung zu bitten. Das Dach wurde entfernt und der Radstand verlängert, damit der Beifahrersitz weiter zurückgeschoben werden konnte – nur so hatte der großgewachsene 007-Darsteller Platz in dem Fluchtwagen, in dem er mit Hilfe von Bond-Girl Kissy Suzuki den "Spectre"-Bösewichten entkommen konnte.

Toyota baute übrigens zwei dieser weißen Roadster, einen für die Dreharbeiten in Japan und einen für die Nahaufnahmen in den Londoner Pinewood-Studios. Auf die Konstruktion eines Verdecks konnte verzichtet werden – das Auto war im Film ohnehin immer nur offen zu sehen.

Zurück in die Gegenwart. Ankunft in Deutschland bei der Präsentation des neuen Toyota GR-Supra im Kreise seiner Vorfahren. Dort bot sich mir dieses Bild: der Toyota 2000 GT aus 1967 (3. von links) und der neue GR-Supra (Mitte) inmitten diverser anderer Sport-Toyotas – auch ein viertüriger Corona aus den Siebzigerjahren hat sich reingeschmuggelt.

Video: Der 2000 GT in Bewegung

Der Toyota 2000 GT war die Sensation der 12. Tokyo Motorshow im Jahr 1965. Man kann ihn getrost als ersten japanischen Supersportwagen bezeichnen und Toyota wird nicht müde, das auch bei jeder Gelegenheit zu tun.

Wir sprechen hier von einem Jahr, in dem die Gesamtproduktion der japanischen Autoindustrie 696.174 Fahrzeuge betrug. Zum Vergleich: 2018 produzierten die japanischen Hersteller gemeinsam rund 8,36 Millionen Kraftfahrzeuge (Quelle: VDA). Mit dem 2000 GT feierte Toyota 1965 seine 30-jährige Geschichte als Automobilhersteller, denn 1935 hatte Kiichiro Toyoda mit dem Toyota A-1 die Produktion begründet.

Das Design des Zweisitzers, gezeichnet von Saturo Nozaki, orientierte sich an den sportlichsten Coupés seiner Zeit, dem Jaguar E-Type oder Ferrari 250 GTO. Doch das Herzstück des 2000 GT war der Motor.

Auf den Deckeln der beiden obenliegenden Nockenwellen prangen die Worte "Toyota" und "2000". Doch tatsächlich ist der Reihensechszylinder eine Konstruktion des damaligen Toyota-Partners Yamaha. Basis war der Grauguss-Zylinderblock des Toyota Crown.

Der Hubraum beträgt 1.988 Kubikzentimeter, die Zylinder sind mit 75 Millimeter Bohrung und 75 Millimeter Hub genau quadratisch ausgelegt. Je eine kettengetriebene Nockenwelle öffnet und schließt die Einlass- und die Auslassventile, in der Mitte des Querstrom-Zylinderkopfs sitzen die sechs Zündkerzen, für die Aufbereitung des Kraftstoff-Luft-Gemischs sind drei Solex-Flachstromvergaser zuständig. Dieses Triebwerk leistet 150 PS (heute sagt man 110 Kilowatt) bei 6.600/min und bringt ein höchstes Drehmoment von 177 Newtonmeter an die Hinterräder. Ein Porsche leistete damals 130 PS, der 911 S deren 160. Das amerikanische Automagazin "Road & Track" ermittelte 1967 für den 2000 GT eine Beschleunigung von 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.

Und wie fährt sich der 1967er Toyota 2000 GT nun heute, anno 2019?

Erstaunlich unkompliziert. Der Doppelnockenwellen-Sechszylinder hängt phantastisch am Gas, lässt sich schaltfaul fahren, weil das Drehmoment von unten raus so gut ist und der Toyota nur knapp über eine Tonne wiegt. Die Sitzposition ist nicht optimal, ein bisschen mehr Abstand zu den Pedalen wäre nicht schlecht. Dank des großen, dünnen Holzlenkrads und der indirekten Lenkung lässt sich das Auto präzise steuern, wenn auch mit einiger Kurbelei.

Die Fünfgang (!)-Schaltung ist recht hakelig, die Schaltwege sind lang und in die Dritte zu treffen ist nicht ganz einfach, aber das Getriebe ist perfekt abgestuft und der Sound, der beim offenen Fenster reinströmt, einfach wunderbar. Der 2000 GT liegt erstaunlich gut, obwohl sein Fahrwerk in zeitgenössischen Testberichten stets kritisiert wurde, und mit einiger Übung könnte man ihn wohl recht rasch ziemlich schnell bewegen. Nur ratsam wäre es nicht, angesichts der Summen, die gut gepflegte Toyota 2000 GT auf Auktionen erzielen. Und seiner Bremsen.