Opel Corsa: Knallrot, knackig und kapriziös

Aus. Vorbei. Bye-bye. Nach einem Jahr und rund 37.000 Kilometern ist der Dauertest beendet. Rückblick: Warum wir den Corsa mögen, wofür wir seine Entwickler rügen und welches Detail wirklich fantastisch ist. 

Wann haben sie sich das letzte Mal Schuhe gekauft? Nein, keine Flip-Flops, solche mit stabilem Obermaterial, solche, die schon ein Zeiterl eingelaufen werden müssen, bis sie richtig gut passen.

Warum wir das fragen? Weil diese Erfahrung Ihnen, werte Leser, vielleicht hilft zu verstehen, wie es uns mit dem fünftürigen Corsa im vergangenen Jahr ergangen ist. Um es kurz zu machen: Bei uns (also dem Corsa und der Redaktion) dauerte es einige Blasenpflaster und etliche gemeinsam bewältigte Kilometer lang, bis wir perfekt harmonierten.

Das Video zum Dauertest-Abschluss

Warum wir den Corsa mögen

Die Lackierung in Magmarot. Klar, das ist natürlich ein durchaus subjektiver Eindruck, aber dieses auffällige Rot knallt schon sehr erfrischend kräftig auf die Netzhaut; und garantiert nebenbei ein wenig Abwechslung in dem Silber-Gold-Anthrazit-Metallic-farbigen Dauerrauschen im Straßenbild.

Das Fahrverhalten. Der knapp vier Meter kurze Corsa liegt satt auf der Straße, ist zwar eher straff abgestimmt, fühlt sich aber nicht ungut hart an. Beim Überrollen von kleineren Schlaglöchern und Kanaldeckeln würden wir uns ein etwas sensibleres Ansprechverhalten wünschen, bei flotter Fahrweise passt die stramme Abstimmung dafür ganz gut. Bremse und Lenkung reagieren passend, recht direkt, die Mehrheit der Fahrer mochte das Ansprechverhalten. Ebenso mochten sie die Langstrecken-tauglichen Sitze, hie und da keimte jedoch der Wunsch nach einer längeren Sitzfläche auf. Unser Dauertest-Corsa lernte Österreich sehr ausführlich kennen, war mehrmals quer durch Deutschland unterwegs, ebenso in Slowenien und Ungarn. Was auf diesen Fahrten immer wieder positiv vermerkt wurde: das geringe Geräuschniveau im Inneren – das manche bei einem Dreizylinder nicht von vornherein vermuten würden. Eine Bemerkung noch zum Platzangebot: Das ist naturgemäß nicht üppig, aber für vier Personen nicht schlecht.

Ehrlich gefreut haben wir uns auch über das Getriebe, eine typische Schwachstelle früherer Corsa-Generationen. Die hier implementierte Sechsgang-Handschalter-Variante aber ist vergleichsweise ein Genuss, die fühlt sich exakt und knackig an, bravo.

Die Lenkradheizung – zunächst oft milde belächelt, bald darauf oft wertgeschätzt.

So soll es sein

Unser Lieblings-Feature

Das ist der integrierte Radträger. Steht in der Preisliste als Flex-Fix-Fahrradträger-System, kostet 670 Euro extra; der Träger ist in der Stoßstange integriert, wird herausgezogen und auseinandergeklappt; einfacher Mechanismus, super einfache Handhabung, (maximal) zwei Bikes sind in rund zehn Minuten montiert – fantastisch, ein echtes Kaufargument (für Radler). Einziger Kritikpunkt: Der Träger ist im eingeklappten Zustand vor Fahrbahn-seitiger Verunreinigung wenig geschützt.

Und obwohl Bilder manchmal mehr als tausend Worte zu sagen vermögen, haben wir uns zur besseren Verdeutlichung des schlauen Klapp-Falt-Mechanismus für eine Text-Bild-Hybrid-Variante entschieden. Wohlan!

Anschauungs-Unterricht Fahrradträger

Wofür wir die Corsa-Entwickler rügen

Die Multimedia-Einheit, gleich in mehrfacher Hinsicht. Einigen war sie zu tief platziert, andere wiederum störte, dass die Lautstärken-Verstellung via Fingertapserei viel zu träge und unsensibel funktionierte („Warum kein Drehregler fürs Radio?“). Darüber hinaus gab es zu Beginn des Dauertests immer wieder Zores, weil die Elektronik im Hintergrund offenbar ein Eigenleben führte. Das System kickte sich beispielsweise mehrmals selbst ins Nirvana, konnte dann weder per Finger- noch per Tastendruck (vom Lenkrad aus) angesteuert werden – das Radio musizierte trotzdem wie zum Hohn unbeeindruckt weiter. Kurzfristige Abhilfe brachte in diesen Fällen nur ein Neustart des Autos, also jedes Mal: stehen bleiben, Motor aus, Motor an, weiterfahren. Mühsam war das. Ein System-Update merzte den Makel glücklicherweise ein für alle Mal aus.

Der Geruch im Corsa-Innenraum, ebenfalls zu Beginn des Tests; säuerlich war er, ziemlich eigen, sehr intensiv. Ausgelöst womöglich vom häufigen Kurzstreckenbetrieb mit ständig aktivierter Klimaanlage. Eine intensive Innenraum- und Klimaanlagen-Reinigung später roch der Corsa dann nicht mehr so streng.

Apropos Klimaanlage: Mit ihrer Leistung waren wir zu Spitzenzeiten, also im Hochsommer und bei tief winterlichen Verhältnissen, nur mäßig zufrieden. Im Sommer schaffte es das System selbst unter Volllast nur mühsam, für ein angenehmes Raumklima zu sorgen. Und im Winter, bei voller Besetzung (und auch unter Volllast), blieben die hinteren Seitenscheiben beschlagen.

Wiederkehrend kritische Notizen betrafen zudem die Sitzheizung (weil sie nur ein- und ausgeschaltet, nicht aber mehrstufig verstellt werden konnte) sowie die recht schmal geratenen hinteren Türen (geben nur einen eher engen Einstieg frei).

Nicht so gut

Daten, Crashtest-Ergebnis & Abschluss-Check