Hyundai Kona Elektro: Immer weiter

Während sich viele Hersteller abmühen, ihr erstes Elektro-Auto in den Verkauf zu bringen, hat  Hyundai mit dem Kona bereits das zweite Angebot im Portfolio.

Elektrisch und eine Reichweite über 400 Kilometer? Da musste man bislang zu einem Tesla greifen und zumindest rund 90.000 Euro investieren.

Hyundai macht’s jetzt um die Hälfte: Das kleine SUV Kona kostet 45.790 Euro, ­E-Auto-Prämie von 4.300 Euro nicht abgezogen. Und bei der Reichweite soll er 482 ­Kilometer schaffen. Wie das? Kompakte Außenmaße, geringeres Gewicht (Leichtgewicht wird ein E-Auto nie sein) und ein großer ­Akku mit 64 Kilowattstunden Kapazität.

Das Platzangebot ist der Fahrzeugklasse angemessen, speziell auf der Rücksitzbank ist der Kona kein Raumriese. Kofferraumvolumen: ausreichend für zwei. Fahrleistungen: beeindruckend. Kein Wunder bei einer ­Motorleistung von 150 kW. Die Bedienung: Hat man sich erst einmal durch die vielfältigen Menüs durchgearbeitet, alle Tasten gedrückt, erscheint eigentlich alles logisch. Statt eines Schalthebels gibt es Drucktasten für vorwärts, rückwärts und Parkstellung. Da dauert die Gewöhnungsphase etwas länger.

Die Hauptfrage bleibt aber: Erreicht er wirklich die versprochene Reichweite? Erster Test: unsere Normrunde für E-Autos, bei der sehr verbrauchsschonend gefahren wird und wir die angegebene Normreichweite überprüfen. Respekt, der Kona schafft 469 km.

Zweiter Test: eine Praxisfahrt vom ÖAMTC-Mobilitätszentrum in Wien zum Fahrtechnikzentrum Saalfelden/Brandlhof. Über den Semmering, S6, St. Michael, Phyrn-Autobahn, das Ennstal und als Schlussetappe noch der Anstieg nach Dienten am Hochkönig: 377 Kilometer. Ohne Nach­laden des Akkus. 

Tag 1: Ziel erreichen ohne Aufladen

Beim Start beruhigt uns der Kona mit einer Reichweiten-Prognose, die 74 km über der Zielentfernung liegt. Als Autobahntempo wählen wir 115 bis 120 km/h. Angenehm die ausreichende Geschwindigkeitsdifferenz zum Schwerverkehr. Solange es flach dahingeht, bleibt unser Reichweitenpolster erhalten. Aber schon beim Anstieg auf den Semmering schrumpft das Plus. Wir ­lassen die Heizung trotzdem auf 21 Grad.

Bei Liezen verlassen wir die A9, haben nur mehr ein Plus von 28 km, das bis Radstadt auf 9 km schmilzt. Und wir haben noch den Hochkönig vor uns. Mit sanftem Stromfuß erreichen wir den Dientner Sattel. 3 Grad, erste Schneeflocken. Unser Restpolster: 2 km. Aber jetzt geht’s ordentlich runter, durch das Rekuperieren holen wir uns Reichweite zurück. Im Ziel haben wir noch Strom für 26 km. Antwort auf die gestellte Frage: Ja, der Kona schafft wirklich eine Alltagsreichweite von 400 km.

Tag 2: Echtes Autobahntempo

Aber noch beeindruckender die Rückfahrt am nächsten Tag über die Stadt Salzburg, wo wir vor der Westautobahn noch einmal eine halbe Stunde auf 85% Akkukapazität auf­laden. Wir fahren normales Autobahntempo, reizen auch die 140er-Teststrecken voll aus. Der Verbrauch steigt an, allerdings nicht exorbitant. Das souveräne Dahingleiten ist extrem nervenschonend. Einmaliges kurzes Nach­laden bei einer Kaffeepause reicht für den gesamten Rückweg nach Wien.

Resümee: Eine reife Leistung des kleinen Elektro-SUV von Hyundai, das seine Alltagstauglichkeit bewiesen hat.

Schneller laden mit Hindernissen

Schnellladen hieß bislang 50 Kilowatt Ladeleistung. Mittlerweile gibt es aber die ersten Lade­säulen mit 100 kW. Und diese Leistung sollte auch der Hyundai Kona nutzen können. Wir haben es an zwei Ladesäulen (einmal mit 100 kW, einmal mit 350 kW Leistung) probiert. Über 54 kW Leistungsaufnahme kamen wir nicht hinaus. Es kann an der Säule, am Fahrzeug oder auch am Protokoll (mit dem sich Auto und Ladesäule verständigen) liegen. Hyundai Österreich hat uns zugesichert, dem Problem auf den Grund zu gehen. Wir bleiben dran.